Hamburg. Hansestadt gegen Region: Bei Kita-, Abwasser- und Müllgebühren steht die Metropole gut da. Mehr Geld ist bei der Grundsteuer fällig.

Kinderfreundliche Großstadt: Für Familien ist das Leben in Hamburg erheblich günstiger als im Umland. Das ist das Ergebnis eines großen Gebührenvergleichs des Abendblatts. 51 Kommunen haben an dem Vergleich teilgenommen, zehn Gebühren und Steuersätze wurden abgefragt.

Hamburg ist eine kinderfreundliche Großstadt

Das überraschende Ergebnis lautet: Das Vorurteil, Hamburg sei ein teures Gebühren-Pflaster, ist widerlegt. Das Pfund, mit dem die Hansestadt trotz höherer Miet- und Immobilienpreise wuchern kann, ist die konkurrenzlos günstige Kinderbetreuung. Eine vierköpfige Familie mit einem Nettoeinkommen von 2100 Euro zahlt für eine täglich achtstündige Betreuung ihres Kindes 35 Euro im Monat. Im Umland werden dafür erheblich höhere Preise verlangt. In ­Uetersen zahlt man 356 Euro pro Monat – macht 4272 Euro im Jahr. In Hamburg sind es nur 420 Euro pro Jahr. Ein Umzug von Uetersen nach Hamburg würde im Jahresbudget der Familie, nimmt man nur die Kita-Kosten, mit einem Plus von 3852 Euro zu Buche schlagen.

Das sagt die Sozialsenatorin

Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) hält die seit 2014 in Hamburg geltende Subventionierung von Kita- und Hortplätzen für einen richtigen Schritt. „Wir sorgen dafür, dass Familien sich das Leben in Hamburg nicht nur leisten können, sondern dass sie hier auch gern leben.“ Von frühen Hilfen während der Schwangerschaft über Kitas und Ganztagsbetreuung an Schulen bis hin zur Jugendberufsagentur fänden Familien viel Unterstützung in Hamburg. „ Insbesondere die beitragsfreie Grundbetreuung in Kitas und Kindertagespflege entlastet Familien finanziell in nennenswerter Höhe“, sagte sie. Auch bei einigen anderen Gebühren liegt Hamburg durchaus nicht an der Spitze – wie man es vielleicht vermuten könnte. Im Landkreis Harburg zahlt man für die Müllabfuhr mehr als in der Hansestadt.

Höhere Hundesteuer

Die Abwasserbeseitigung ist unter anderem in Quickborn deutlich teurer, Ammersbek kassiert eine erheblich höhere Hundesteuer. Nur bei der Grundsteuer B, der Gewerbesteuer und den Parkgebühren ist Hamburg eindeutig Spitzenreiter. Der Hebesatz für bebaute Grundstücke liegt in der Hansestadt bei 540. Die niedrigsten Werte finden sich in Rellingen (250) im Kreis Pinneberg und in Elmenhorst (245) im Kreis Herzogtum Lauenburg. Doch nicht überall ist der Unterschied zwischen Stadt und Land so groß. Die Gemeinde Tostedt im Landkreis Harburg hat mit ihrem Hebesteuersatz von 465 schon fast Hamburg-Niveau.

Landtagswahl 7. Mai

Beim nördlichen Nachbarn in Schleswig-Holstein guckt man durchaus neidisch auf die soziale Errungenschaft der Kostenlos-Kita – und zwar quer durch alle Fraktionen. Gut möglich, dass die Betreuungskosten zum bestimmenden Thema des Wahlkampfs werden. In Schleswig-Holstein wird am 7. Mai ein neuer Landtag gewählt. Zum Jahresbeginn 2017 gibt es immerhin 100 Euro pro Monat für die Betreuung von bis zu Dreijährigen. Schleswig-Holsteins Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) sagt dazu: „Mittelfristig streben wir in den kommenden Jahren Beitragsfreiheit für Kitas und die vollständige Entlastung der Eltern an.“

Bei anderen Gebühren sind die Unterschiede zwischen Stadt und Land deutlich weniger stark ausgeprägt. Für die Müllabfuhr muss man in Hamburg jährlich nur etwa 30 Euro mehr ausgeben als im Kreis Pinneberg. Beim Wasser sieht es etwas anders aus. Ein Jahresverbrauch von 170 Kubikmetern kostet in Hamburg 378,51 Euro, in Stelle aber nur 160,60 Euro. Für Abwasser (170 Kubikmeter im Jahr) zahlt man in Itzstedt 577,40 Euro, in Ahrensburg aber nur 272 Euro. Hamburg liegt da im unteren Drittel: 355,30 Euro.

Schmutzwasser zu entsorgen

Dabei gibt es für jeden Preis natürlich eine gute Erklärung. So ist die Abwassergebühr in Itzstedt deshalb so hoch, weil die Gemeinde im Kreis Segeberg vor mehr als 20 Jahren PVC-Rohre verlegt hat, um das Schmutzwasser zu entsorgen. „Die Kunststoffrohre waren damals günstiger als Leitungen aus Beton“, sagt Kämmerer Manuel Plöger. Aber auch kurzlebiger und reparaturanfälliger. Außerdem haben die Itzstedter ein Vakuum-Pumpen-System installiert, um das Wasser wegzusaugen. Auch die Pumpentechnik ist anfällig.

Die Reparaturkosten werden auf die Gebührenzahler umgelegt. Weitsichtiger Planung haben die Ahrensburger ihre relativ niedrige Abwassergebühr zu verdanken. 272 Euro – von den größeren Kommunen ist nur Winsen günstiger. Henning Wachholz, Leiter der Stadtbetriebe Ahrensburg, sagt dazu: „Die Erweiterung der Kläranlage in den Neunzigerjahren hat sich als zukunftsweisend herausgestellt.“ Seitdem hätten die Stadtbetriebe nicht in Erweiterungen investieren müssen. Zudem wird frühzeitig investiert, wenn damit ein Kostenvorteil verbunden ist. Wachholz: „Beispielsweise ersetzen wir Pumpen, obwohl sie noch funktionieren, falls neue Modelle einen günstigeren Energieverbrauch haben und sich damit nach kürzester Zeit rechnen.“

Pinneberg hoch verschuldet

Bei den Steuern übt auch das Kieler Innenministerium Druck aus. Verschuldete Kommunen werden angehalten, ihre Einnahmemöglichkeiten auszuschöpfen. Pinneberg ist hoch verschuldet – und hat deshalb einen Hundesteuer von 120 Euro.

Endlich aufhören mit dem Pendeln und in die Stadt ziehen? Endlich aus dem Gedränge raus und ein Häuschen auf dem Dorf suchen? In vielen Familien wird über diese Fragen immer wieder debattiert. Aber was kostet das eigentlich? Die große Gebührentabelle des Hamburger Abendblatts gibt da eine Orientierung. Aber sie zeigt auch, dass es in der Metropolregion Hamburg eine verwirrende und hochkomplexe Vielfalt an Satzungen und Bestimmungen für die ganz einfachen Dinge des Lebens gibt: zum Beispiel für Wasser, Müllabfuhr und Kindergärten.

Mitarbeit: Dorothea Benedikt, Anne Dewitz, Michael Schick, Christiane Tauer