Norderstedt. Parkgebühren für Norderstedt kommen: In Parkgaragen, auf P+R-Parkplätzen und Einkaufsstraßen. Automaten sollen 500.000 Euro einbringen.

Autofahrer in Norderstedt müssen jetzt ganz tapfer sein: Nicht nur, dass die Stadt Norderstedt neuerdings mit festen und mobilen Blitzanlagen Tempo- und Rotlichtsünder ermittelt. Am Donnerstag wird höchstwahrscheinlich das Ende des kostenfreien Parkens in Norderstedt beschlossen. Wenn die Kommunalpolitik sich auf das neu überarbeitete Konzept zur Parkraumbewirtschaftung einigt, wird die Kostenpflicht auf vielen Parkplätzen der Stadt im Verlaufe des kommenden Jahres eingeführt.

Bereits am 6. Oktober hatte die Verwaltung das Konzept vorgelegt. Die Politik monierte, dass in dem Konzept die „Brötchentaste“ fehle – also das zeitlich begrenzte, kostenlose Parken. Im jetzt vorliegenden Konzept wurde das nachgeholt: In allen künftig kostenpflichtigen Bereichen – mit Ausnahme der P+R-Parkplätze – wird das Parken die erste Stunde kostenlos sein. Auf dem Parkplatz des Stadtparks vor dem Kulturwerk sollen sogar zwei Stunden frei sein.

Ansonsten wird in der Zeit zwischen Montag und Sonnabend, jeweils von 6 bis 20 Uhr, kassiert. In Norderstedt-Mitte werden in den drei P+R-Garagen, der Rathaus- und der Stadtwerke-Tiefgarage sowie auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus Gebühren eingeführt. Der Tag kostet hier zwei Euro, die Woche 10 Euro und der Monat 40 Euro. Auf der Rathausallee soll das Parken ab der zweiten Stunde 1 Euro kosten, ebenso auf den städtischen Parkplätzen vor den Wohnhäusern 41 bis 75 und 95 bis 121.

In Friedrichsgabe wird der P+R-Parkplatz Quickborner Straße kostenpflichtig (2 Euro am Tag, 10 Euro die Woche, 40 Euro im Monat). Ebenso sieht es in der P+R-Garage unter dem Herold-Center in Garstedt aus. Auf den Straßen vor der Einkaufszentrum ist das Parken schon seit 15 Jahren kostenpflichtig. Doch auch hier soll die erste Stunde jetzt kostenlos werden, danach 1 Euro je Stunde.

Diese Regelung soll auch am Tarpenufer vor den Geschäften des Einkaufsquartiers Schmuggelstieg gelten, auf dem 1. Meilenstein auf der Ulzburger Straße, auf dem Harksheider Marktplatz und der Straße Am Exerzierplatz, auf der Mittelstraße am Glashütter Markt und beim Einkaufszentrum an der Tangstedter Landstraße.

Parkscheinautomaten sollen 500.000 Euro einbringen

Etwa 60 Parkscheinautomaten sollen im Stadtgebiete aufgestellt werden. Die Stadt rechnet mit Kosten für die Automaten und die Ausschilderung an den Straßen in Höhe von 850.000 Euro. Eventuell soll die P+R-Anlage Garstedt gleichzeitig renoviert werden. Dann wären weitere 500.000 Euro fällig. Im Ordnungsamt sollen zusätzlich drei Planstellen geschaffen werden. Zwei Beamte im Außendienst und einer im Innendienst sollen für das Schreiben und Bearbeiten der „Knöllchen“ verantwortlich sein.

500.000 Euro werden die Parkgebühren künftig im städtischen Haushalt ausmachen, schätzt das zuständige Fachamt. Schon im kommenden Jahr rechnet die Stadt mit 140.000 Euro.

Fließen die Gebühren wie gewünscht, würden sich die Investitionskosten für die Parkraumbewirtschaftung innerhalb von drei bis vier Jahren amortisieren.

Im ersten Entwurf des Konzeptes war noch die Rede davon, dass auf etlichen Straßen und Parkplätzen der Stadt die Parkscheibenregelung eingeführt würde. Das ist nun vom Tisch. Das überarbeitete Konzept setzt auf die einheitliche Regelung. „Alle Verkehrsteilnehmer werden gleich behandelt“, heißt es in der Vorlage, über die die Kommunalpolitik beschließen soll. Und um unmissverständlich auszudrücken, was damit gemeint ist, steht dort auch: „Es werden keine Bewohnerparkzonen eingerichtet. Es werden keine Ausnahmegenehmigungen, Rabatte oder Sonderrechte erteilt.“

Gerade auf den Parkplätzen hinter dem Rathaus und in der Tiefgarage unter dem Verwaltungssitz beschert die Stadt mit der Bewirtschaftung den eigenen Mitarbeitern Mehrkosten im Monat. Die Beamten und Angestellten des Rathauses nutzten die kostenlosen Stellflächen bislang ausgiebig.

Mit der Kostenpflicht werden sie und alle übrigen Autofahrer in der Stadt künftig zweimal überlegen, ob sie zum Einkaufen oder zur Arbeit mit dem Auto fahren – oder doch eher das Rad oder den Bus nehmen. Das ist eines der Ziele, die die Stadt mit der Einführung der Parkgebühren anstrebt. Sie werden im Lärmaktionsplan der Stadt als „Ziel unterstützende Maßnahme“ gesehen, um den öffentlichen Nahverkehr zu fördern. Doch in erster Linie will die Stadt die Dauerparker aus den stark frequentierten Bereichen der Stadt vertreiben. Die frei werdenden Parkraumkapazitäten würden so wieder dem Einzelhandel zugute kommen.

Hamburg-Pendler sollen abgeschreckt werden

Die Bewirtschaftung der P+R-Parkplätze ist Norderstedts Reaktion auf die Kostenpflicht der P+R-Anlagen auf Hamburger Seite. Norderstedt möchte unter allen Umständen vermeiden, dass Pendler nach Hamburg zu Parktouristen auf kostenlosen Parkplätzen in Norderstedt werden.

Und schließlich sorgen die Parkgebühren für Autofahrer dafür, dass eine derzeit bestehende Ungerechtigkeit und verkehrspolitische Absurdität abgestellt wird. Bislang müssen in Norderstedt nämlich nur die Radfahrer Parkgebühren zahlen – und zwar in der Norderstedter Radstation.

Über die Parkgebühren beschließt der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr am Donnerstag, 17. November, von 18.15 Uhr an im Sitzungsraum 2 des Rathauses. Die Sitzung ist öffentlich.