Winterhude . Fahrtzeit vom Hauptbahnhof nach Niendorf etwas weniger verkürzt als erhofft. Untersuchung zeigt: Auch in Winterhude noch Probleme.

Die Busbeschleunigung ist und bleibt umstritten. Auch am Mühlenkamp in Winterhude. Ein Jahr lang hat die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) dort die Erfahrungen ausgewertet und stellt die Ergebnisse am heutigen Freitag dem Verkehrsausschuss der Bürgerschaft vor. Die sogenannte Evaluierung (Untersuchung und Bewertung) zeige, dass es an einigen Stellen Optimierungsbedarf gebe. Aber generell sei die Busbeschleunigung „auch auf diesem Abschnitt ein Erfolg“, sagt Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD).

Konkret heißt das: Der Verkehr östlich des Mühlenkamps – unter anderem sind die Preystraße und die Forsmann­straße betroffen – ist um 15 Prozent zurückgegangen. Wurden dort vor der Busbeschleunigung rund 15.000 Autos pro Tag gezählt, sind es jetzt noch 12.745. Im Zuge der Maßnahmen ist das Linksabbiegen vom Mühlenkamp auf die Gertigstraße verboten worden: „Ursprünglich wurde deshalb sogar mit einer Zunahme des Verkehrs zwischen zehn und 20 Prozent gerechnet, weil eine Verlagerung auf die Nebenstraßen befürchtet wurde. Nun beweisen die Zahlen, dass es einen deutlichen Rückgang gab.“

Automatische Anzeige soll an Tempo 30 erinnern

Mit einer Ausnahme: Auf der Semperstraße hat sich der Verkehr im westlichen Teil deutlich von rund 2500 auf etwa 4350 Fahrzeuge pro Tag erhöht – das sind rund 75 Prozent mehr: „Auf dem deutlich längeren östlichen Teil der Semperstraße hat der Verkehr lediglich um bis zu 21 Prozent zugenommen“, sagt Rieckhof. Der Staatsrat schlägt vor, eine automatische Anzeige aufzustellen, um die Autofahrer an die Einhaltung von Tempo 30 vor der Schule Forsmannstraße zu erinnern.

Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof nennt die Busbeschleunigung trotz Problemen einen Erfolg
Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof nennt die Busbeschleunigung trotz Problemen einen Erfolg © Klaus Bodig | Klaus Bodig

Ein weiterer Punkt: Auf dem Abschnitt der Metrobus-Linie 6 zwischen der Bushaltestelle Gertigstraße und dem Goldbekplatz sollte eine „durchschnittliche Reduzierung der Fahrtzeit um 30 Sekunden“ erreicht werden. Doch das Ziel wurde verfehlt: In Richtung Borgweg sind es durchschnittlich nur 20 Sekunden und in Richtung Speicherstadt/U-Bahn Feldstraße 25 Sekunden. Rieckhof sagt dazu: „Die Fahrtzeitverkürzung muss im Zusammenhang mit den Verkehrsbehinderungen im Kreuzungsbereich Mühlenkamp/Gertigstraße gesehen werden.“

Passanten stürzten über Trenninsel

Fest steht: Die Linksabbiegespur zum Poelchaukamp ist verlängert worden, deshalb ist laut Untersuchung „der überstauende Verkehr“ durch Linksabbieger von 280 auf 17 pro Tag zurückgegangen. Das Ziel, Störungen im Busbetrieb um mindestens 20 Prozent zu vermindern, wurde dort mehr als erfüllt.

Im Zuge der Busbeschleunigung wurde auch eine „Trenninsel“ auf der Fahrbahn zwischen Gertigstraße und Poelchaukamp errichtet. Kritiker hatten diese als Stolperfalle bezeichnet, und es sollen tatsächlich schon mehrere Passanten gestürzt sein: „Inwiefern wirklich diese bauliche Mitteltrennung daran schuld ist, kann nicht nachvollzogen werden“, sagt Rieckhof. Trotzdem will der Staatsrat der Bürgerschaft vorschlagen, „die Trenninsel zu verkürzen, sodass diese einen Meter vor den Zebrastreifen endet. Außerdem könnte diese farbig gestaltet und dadurch besser zu erkennen sein.“ Da das Linksabbiegen vom Mühlenkamp auf die Gertigstraße verboten ist, wurde dort eine Verkehrsinsel mit einem Poller gebaut. Der wurde bereits mehrmals umgefahren: „Der Pylon aus Stahl sollte besser weggenommen werden, vielleicht kann die kleine Verkehrsinsel auch noch etwas verschoben werden“, sagt Rieckhof. Der Staatsrat wird das selber nicht anordnen: „Wir zeigen Handlungsoptionen auf. Ich gehe davon aus, dass der Verkehrsausschuss dann einen eigenen Antrag für die Bürgerschaft beschließt.“

Busbeschleunigung kostet 259 Millionen Euro

Auch die Strecke der Metrobuslinie 5 ist für die Busbeschleunigung umgebaut worden. Dadurch sollte sich die Fahrtzeit in beiden Richtungen um bis zu sechs Minuten verkürzen. Erreicht wurden in Richtung Niendorf Markt 5:29 Minuten und in Richtung Hauptbahnhof 5:21 Minuten: „Damit sind wir sehr zufrieden. Denn wir haben im vergangenen Jahr einen Fahrgastzuwachs um rund zehn Prozent auf der Linie 5 gehabt. Deshalb konnten auch die sechs Minuten nicht mehr exakt erreicht werden.“ Aber durch den Einsatz von zusätzlichen Bussen und weiteren Fahrkartenautomaten an den Haltestellen, soll dieses Ziel erreicht werden.

Die Busbeschleunigung kostet insgesamt 259 Millionen Euro. Die CDU bleibt bei ihrer Kritik: „Die Busbeschleunigung ist eine Verschwendung von Steuergeldern und überhaupt nicht effektiv. Schneller kommen die Fahrgäste dadurch nicht ans Ziel“, sagt CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering.