Hamburg. Die IBA Hamburg GmbH soll die Entwicklung des Neubauvorhabens Oberbillwerder übernehmen. Die Bürger sollen daran beteiligt werden.
Noch stehen die Planungen für den neuen Stadtteil ganz am Anfang, aber eine Weichenstellung hat es schon jetzt gegeben: Die IBA Hamburg GmbH soll die Entwicklung des Gebiets Oberbillwerder übernehmen. Bei einem der größten Wohnungsbauprojekte der kommenden Jahre, heute noch 120 Hektar Marschland im Bezirk Bergedorf, soll die IBA als stadteigene Planungsgesellschaft die Fragen klären: Wie viel kostet es? Wie sieht der Masterplan aus? Wie dicht und wie hoch soll gebaut werden? Und vor allem: Was wollen die Bürger?
Mit dem neuen Wohngebiet Oberbillwerder will der Senat zunächst sehr viel Wohnraum, im Grunde jedoch einen neuen Stadtteil schaffen. Bis zum Jahr 2030 sollen 5000 bis 7000 Wohnungen für bis zu 15.000 Menschen entstehen. Nördlich der S-Bahn-Haltestelle Allermöhe ist vor allem eine Heimat für junge Familien geplant. Der über allem stehende Leitgedanke laute: „Stadt im Grünen“.
Zwei Jahre Zeit für die Planung
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen hat für die erste Phase der Planungen nun die IBA Hamburg GmbH beauftragt. Zu den Aufgaben zählen der Masterplan, die Kostenberechnung sowie die Bürgerbeteiligung. Zwei Jahre Zeit gibt sich die Stadt dafür. Angekündigt werden Veranstaltungen, Gespräche, Workshops, Initiativen, Angebote der Online-Beteiligung und eine Ideenwerkstatt. Mit Experten will die Stadt auch Ideen, Alternativen und Lösungen finden, um „hohe städtebauliche Qualität“ für den neuen Stadtteil zu erlangen, der „auf der grünen Wiese“ geplant wird. Die Fehler der Vergangenheit bei solchen Großprojekten sollen verhindern werden. Deshalb werden laut Senat Erfahrungen „erfolgreicher europäischer Vergleichsprojekte“ in die Planungen einfließen.
Gewünscht wird laut Behörde eine lebendige Nachbarschaft mit vielseitigen Angeboten für Wohnen, Arbeit, Bildung, Kultur, Freizeit, Sport und Erholung. Eine Herausforderung bestehe darin, Landschaft und Wohnen zu verzahnen. Schon bei der Vorstellung des groben Plans vor einem Jahr war die Rede davon, idealerweise Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser zu kombinieren. Neben Familien soll der neue Stadtteil Heimstatt und Arbeitsort für Studenten, Baugenossen und auch Einkommensschwächere sein. Barrierefreie Wohnungen sind ebenso gewünscht wie Eigentums- und Mietwohnungen. Im Jahr 2017 sollen die Eckpunkte des Projekts festgelegt sein, ein Jahr später der Masterplan.
Viel Kritik an der Bebauung von Oberbillwerder
Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) gab sich überzeugt vom nun gewählten Konzept: „Ich bin mir sicher, dass es der IBA Hamburg gelingen wird, den Planungsprozess genau so offen und erfolgreich zu gestalten, wie es ihr mit dem ‚Sprung über die Elbe‘ in Wilhelmsburg gelungen ist.“ Ihr sei wichtig, die Bürger vor Ort einzubeziehen. Auch Karin Pein, Geschäftsführerin der IBA Hamburg, ließ ausrichten, dass der richtige Zeitpunkt für Fachleute und Hamburger gekommen sei, sich am „offenen Planungsprozess zu beteiligen.“ Neue Maßstäbe für die Stadt von morgen seien das Ziel. Dabei rief Arne Dornquast (SPD), Bezirksamtsleiter in Bergedorf, das Motto aus: „Mit den Menschen, für die Menschen.“ Er setze auf die große Erfahrung der IBA Hamburg bei solchen Beteiligungsprozessen. Der Bezirk habe die Chance, „die Gedanken und Ideen nicht nur von ausgewiesenen Experten, sondern auch von einer möglichst breiten Öffentlichkeit mit einzubeziehen“.
Die Beteiligung der Bürger wird womöglich wegen der jahrelangen Kritik an einer Bebauung von Oberbillwerder herausgehoben. Schon lange ist das Thema ein Politikum im Bezirk. Bewohner und Politiker befürchten bei einer großflächigen Bebauung die Planungsfehler des benachbarten Stadtteils Allermöhe-West. Dieser wurde in den 90er/2000er-Jahren realisiert und ist inzwischen vor allem Heimstätte vieler osteuropäischer Zuwanderer. Zeitweise gab es aufgrund dieser Tatsache Vermarktungsschwierigkeiten. CDU-Fraktionschef Sven Noetzel befürchetet schon bei der Vorstellung der Pläne ein „Ballermöhe III“. Zudem sei das angrenzende Billwerder eines der letzten intakten Straßendörfer der Stadt.
Öffentlicher Auftakt kurz vor Weihnachten
Andererseits, so die Argumentation der Projekt-Befürworter, reiche angesichts steigender Bevölkerungszahlen das Verdichten nicht mehr aus. Große Flächen wie Oberbillwerder müssten für den Wohnungsbau ins Visier genommen, die Scheu der Vergangenheit abgelegt werden. Der Senat hat ohnehin das Potenzial des Hamburger Ostens in seiner Gesamtheit erkannt und plant dort verstärkten Wohnungsbau, auch die Handelskammer begrüßte vor nicht allzu langer Zeit die Hinwendung der Stadtplaner gen Osten.
Die öffentliche Auftaktveranstaltung für den Masterplan Oberbillwerder soll am Mittwoch, 21. Dezember, um 18 Uhr im Gymnasium Allermöhe (Walter-Rothenburg-Weg 41) beginnen.