Hamburg . Wegen des Pilotenstreiks fallen die meisten Verbindungen der Airline in Hamburg aus. Reisende können Flüge umbuchen.

Das Kabinenpersonal der Lufthansa-Billigtochter Eurowings ist am Dienstag in Hamburg und Düsseldorf in einen ganztägigen Streik getreten. An den beiden Flughäfen waren die Beschäftigten zwischen 5 Uhr und 20 Uhr zum Arbeitskampf aufgerufen, teilte die Gewerkschaft Ver.di in Berlin mit. Wie das Amtsgericht Frankfurt am Dienstag entschied, können die Piloten der Lufthansa auch am Mittwoch streiken.

52 Lufthansa-Flüge werden am Hamburg Airport gestrichen

Am Flughafen war es am frühen Dienstag ruhig. An den Schaltern von Eurowings fanden sich nur wenige Fluggäste ein. Durch die Benachrichtigung der Fluggäste über Internet, SMS und E-Mail sind die meisten Passagiere nach Angaben des Flughafens gut über den Status ihres Fluges informiert und reisen nicht vergeblich an.

In Düsseldorf wurden 50 von insgesamt 88 geplanten Verbindungen gestrichen, darunter Flüge nach Berlin, Prag und Wien. 38 Flüge sollten stattfinden, wie ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens sagte. Die Gewerkschaft und das Unternehmen streiten seit geraumer Zeit ums Geld und weitere Verbesserungen für das Kabinenpersonal.

Am Mittwoch könnte es für Flugreisende in Hamburg noch schlimmer kommen. Dann wollen die Piloten des Eurowings-Mutterkonzerns Lufthansa streiken, wie die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ankündigte. Nach Angaben des Hamburger Flughafens werden von 60 geplanten Abflügen und Ankünften 52 gestrichen.

In Hamburg sind 5000 bis 6000 Passagiere vom Streik betroffen

In Hamburg bedient die Lufthansa die Verbindungen nach Frankfurt und München. Am Mittwoch sollen fast alle Flüge ausfallen. Von 16 Ankünften und Abflügen nach Frankfurt seien 14 gestrichen, von 14 Verbindungen nach München 12, sagte eine Flughafen-Sprecherin.

Jeweils 26 gestrichene Lufthansa-Flüge von und nach Hamburg bedeuten ungefähr 5000 bis 6000 Passagiere, die nicht reisen können und auf die Bahn, das Auto oder andere Fluglinien ausweichen müssen. Der Flughafen erwartet jedoch wie bereits am Dienstag keine besonderen Vorkommnisse, da die Passagiere sich auf die Situation einstellen.

Lufthansa klagt gegen Pilotenstreik

Die Lufthansa hatte zuvor versucht, den Streik der Piloten mit einer Eilklage beim Arbeitsgericht Frankfurt zu verhindern. Aus Sicht der Airline sei der Streikaufruf von Cockpit fehlerhaft und dabei insbesondere eine der Gehaltsforderungen. Das Arbeitsgericht wies jedoch in erster Instanz einen Antrag der Fluggesellschaft auf eine einstweilige Verfügung gegen den Streik ab. Cockpit hatte zuvor die 5400 Lufthansa-Piloten am Mittwoch zu einem 24-Stunden-Streik aufgerufen. Die Lufthansa strich bereits 880 Flüge.

Es handelt sich um den 14. Streik in der laufenden Tarifauseinandersetzung. Dieses Mal geht es ausschließlich um die Tarifgehälter von rund 5400 Piloten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochtergesellschaft Germanwings. Die Piloten verlangen Tariferhöhungen von 22 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren. Die Pilotengewerkschaft hatte zuvor erneut den Vorschlag des Unternehmens abgelehnt, in eine Schlichtung zu den offenen Gehaltsverhandlungen einzusteigen.

Diese Rechte haben Passagiere

Betroffene Lufthansa-Flüge können kostenlos storniert werden, wie ein Lufthansa-Sprecher erklärte. Am Mittwoch sollen 876 Flüge ausfallen, welche, das steht auf der Website. Lufthansa bietet außerdem ab sofort kostenlose Umbuchungen an. Wer im Besitz eines Lufthansa-, Swiss-, Austrian-Airlines- oder Brussels-Airlines-Tickets für Flüge am 23. November 2016 mit Abflug in Deutschland ist, kann auf der Webseite des Unternehmens unter „Meine Buchungen“ umbuchen — auch, wenn der gebuchte Flug nicht vom Streik betroffen ist. Wer sein Flugticket bei einem Reiseveranstalter gebucht hat, kann sich nach Angaben der Lufthansa auch direkt an den Veranstalter wenden.

Der Eurowings-Streik soll am Dienstag um 20 Uhr enden. Langstreckenflüge sowie Flüge, die von Germanwings, SunExpress oder anderen Partner-Airlines ausgeführt werden, sollen von den Streikmaßnahmen nicht betroffen sein, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. Betroffene Eurowings-Flüge können kostenlos storniert oder umgebucht werden. Über die aktuelle Lage können sich Reisende etwa unter „Flugstatus“ auf der Eurowings-Webseite informieren.

In diesen Fällen gibt es das Geld zurück

Die Fluggesellschaften müssen ihren Kunden so schnell wie möglich eine alternative Beförderung anbieten. Bei streikbedingten Flugausfällen oder deutlichen Verspätungen ist eine Umbuchung auf einen anderen Flug möglich. Die Airline kann jedoch auch andere Transportwege anbieten, wenn das Ziel per Bus oder Bahn erreichbar ist. Verschiebt sich ein Flug nur um wenige Stunden, können Kunden warten, bis der Flugbetrieb wieder aufgenommen wird. Fällt der Flug jedoch definitiv aus oder verspätet sich um mehr als fünf Stunden, dürfen sie das Ticket zurückgeben. Dann gibt es das Geld zurück.

Verschiebt sich der Flug wegen eines Streiks, haben Passagiere Anspruch auf Essen und Getränke. Meist erhalten sie dafür Gutscheine von der Fluggesellschaft oder — bei einer Pauschalreise — vom Veranstalter. Verschiebt sich der Flug auf einen anderen Tag, muss die Airline oder der Veranstalter auch die Übernachtung in einem Hotel übernehmen.

Nach aktueller BGH-Rechtsprechung liegt im Fall eines Streiks höhere Gewalt vor. Das bedeutet: Reisenden steht keine Entschädigung zu, wenn der Flug ausfällt oder sich mehr als drei Stunden verspätet. Bei Pauschalreisen geht es um die rechtliche Frage: Hat der Veranstalter seine Leistungspflichten erfüllt? Wenn nicht, dann lässt sich der Reisepreis mindern — je nach Schwere des Mangels. Wer zum Beispiel zwei Tage am Flughafen festsitzt und damit wertvolle Urlaubszeit verpasst, kann den Reisepreis anteilig mindern.