Hamburg. Hohe Zahl von Kandidaten für die Wahl zum Kammerplenum. Auch Holger Stanislawski tritt an – und lässt Rückkehr als Trainer offen.

Der frühere Spieler und Trainer des FC St. Pauli und heutige Geschäftsführer eines REWE-Marktes, Holger „ Stani“ Stanislawski, hat seine überraschende Kandidatur für die Reformer-Gruppe „Unternehmer für Hamburg“ bei der Wahl zum Plenum der Handelskammer begründet. „Ich will als junger Unternehmer und Hamburger im Plenum der Handelskammer unsere Stadt mit gestalten“, sagte Stanislawski dem Abendblatt.

Er glaube, dass sich in der Handelskammer einiges ändern müsse, etwa im Bereich Digitalisierung. Zugleich halte er die Arbeit der Kammer insgesamt aber für gut und wichtig – und sei deswegen dafür, dass sie stark bleibe, so der 47-Jährige. Wichtig sei eine gute Mischung im Plenum, die alle Branchen und Unternehmertypen repräsentiere. Es dürfe ruhig kontrovers diskutiert werden, wenn man anschließend zu guten Lösungen für Hamburg komme. Stanislawski hatte bereits seit einem Dreivierteljahr im Ausschuss für Handel mitgearbeitet.

Als definitiven Abschied vom Job des Fußballtrainers wolle er sein Engagement in der Kammer aber nicht verstanden wissen, so „Stani“. „Wenn der richtige Club sich meldet, ist es gut möglich, dass ich noch einmal schwach werde.“ Arminia Bielefeld habe er zwar gerade abgesagt, sagte Stanislawski — und fügte augenzwinkernd hinzu: „Wenn aber der FC Bayern jetzt noch auf Platz drei abrutscht und dann bei mir anruft – das würde ich schon machen."

133 Kandidaten in 17 Wahlgruppen

Der Präses der Handelskammer, Fritz Horst Melsheimer hat sich derweil erfreut über die hohe Zahl von Kandidaten für die Wahl zum Kammerplenum geäußert. „Wir freuen uns, dass sich so viele Kandidaten um einen Platz im Plenum bewerben“, sagte Melsheimer. Dies zeige, „wie groß die Identifikation mit der Selbstverwaltung in Form der Handelskammer“ sei. „Ich wünsche mir einen sachlichen und fairen Wahlkampf“, so Melsheimer.

Der Wahlausschuss hat nach Prüfung der Bewerbungen nach Angaben der Kammer 133 Kandidaten in den 17 Wahlgruppen zugelassen. 26 Frauen und 107 Männer bewerben sich demnach um 58 Sitze in der Vollversammlung, dem obersten Beschlussgremium der Handelskammer. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber der Wahl von 2014, zu der insgesamt 97 Kandidaten angetreten waren. Bei der konstituierenden Sitzung im April wählt das Plenum acht weitere Mitglieder von außen hinzu (Kooptation), so dass dort schließlich 66 Hamburger Unternehmer über die Zukunft der Handelskammer entscheiden.

Kammerrebellen wollen Pflichtbeiträge abschaffen

Insgesamt treten diesmal drei Kandidaten-Bündnisse zur Wahl an: Die sogenannten Reformer von „MACHEN STATT REDEN – #UnternehmerFürHamburg!“ gehen mit 27 Kandidaten ins Rennen. Die Traditionalisten von „Starke Kammer.Vorfahrt für Hamburg“ haben elf Kandidaten nominiert. Die Kammerrebellen der Gruppe „Zwangsbeiträge abschaffen – Die Kammer sind WIR!“ schicken mit 57 Kandidaten die größte Zahl von Bewerbern in die Wahl. Außerdem treten 38 unabhängige Kandidaten zur Wahl an, bei der zwischen 16. Januar und 14. Februar 2017 rund 160.000 Unternehmer aufgefordert sind, das neue Kammerplenum zu wählen. Die Liste der Kandidaten und Details zur Wahl finden sich im Netz unter www.handelskammer-wahl.de.

Die Kammerrebellen von „Die Kammer sind WIR“ wollen die Pflichtbeiträge für alle Unternehmen bis 2020 abschaffen und das aus ihrer Sicht mit 500.000 Euro deutlich zu hohe Jahresgehalt des Hauptgeschäftsführers Hans-Jörg Schmidt-Trenz senken oder den Posten zu anderen Konditionen neu vergeben. Die beiden anderen Gruppen warnen vor einer Abschaffung der Pflichtbeiträge. Dies würde zu höheren Gebühren für einzelne Kammerdienstleistungen oder etwa für die duale Ausbildung führen, so ihre Warnung. Auch sei es möglich, dass die Handelskammer ohne die Pflichtbeiträge in große finanzielle Bedrängnis komme.