Hamburg. Glasmeyer trennt sich von Edeka und wechselt ab sofort komplett zu Rewe. Dem Unternehmen werden weitere Filialen in Aussicht gestellt.
In den Elbvororten gehören die Glasmeyer-Supermärkte seit vielen Jahren zu den Platzhirschen. Das Familienunternehmen hatte seine Erfolgsgeschichte 1961 mit einem kleinen Milchgeschäft in Altona begonnen. Die Qualität sprach sich im Hamburger Westen herum, und 1963 eröffnete August Glasmeyer im „Landhaus“ am Kalckreuthweg in Groß Flottbek (einem ehemaligen Kino) seinen ersten Supermarkt. Der Einkauf im Landhaus hat also eine lange Tradition, auch wenn zugezogene Elbvorortler gar nicht mehr wissen, woher diese Bezeichnung überhaupt stammt.
Glasmeyer hat mittlerweile 110 Mitarbeiter. Neben dem Urladen betreiben die Glasmeyers noch eine Filiale an der Waitzstraße, die im November 1982 eröffnet wurde. Eine dritte Niederlassung ist jetzt hinzugekommen: Am 4. Oktober öffnete der Glasmeyer-Supermarkt mit 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche in den Othmarscher Höfen. „Spar“ ist bei vielen Elbvorortlern immer noch der Spitzname der Glasmeyer-Läden in den schicken Stadtteilen – obwohl die Kette seit der Fusion vor zehn Jahren längst zum Großhändler Edeka gehörte. Doch damit ist jetzt Schluss. Denn Glasmeyer wechselt ab sofort komplett zu Rewe. Auch die neue Filiale wurde schon unter der rot-weißen Flagge eröffnet. Ein Wechsel nach so vielen Jahren sorgt für Gesprächsstoff – nicht nur im Hamburger Westen.
Standorte vermutlich im Hamburger Westen
Zu den Gründen der Trennung äußert sich die Firma Glasmeyer, die keine Mietverträge mit Edeka zu erfüllen hat, nicht im Detail. Man sehe mit Rewe Nord gute Perspektiven für weiteres Wachstum, sagt David Kühl, Geschäftsführer Glasmeyer & Co. KG, auf Anfrage. Im Klartext: Mit Edeka sah Glasmeyer diese Perspektiven offenbar nicht mehr. An der Kommunikation habe es zuletzt gehapert, so ist von Insidern zu erfahren. Kühl bleibt einsilbig, sagt nur: „Bei Rewe hat man uns jedenfalls zugehört und war für unsere Ideen aufgeschlossen.“ Dazu gehört auch, dass Rewe Nord Glasmeyer weitere Filialen in Aussicht stellt. Zwei zusätzliche seien noch geplant, bestätigt Kühl. Über die genauen Standorte dürfe aber noch nicht gesprochen werden. Sicher ist lediglich, dass sie ebenfalls im Hamburger Westen liegen.
Als weiterer Grund für die Trennung von Edeka wird vermutet, dass Glasmeyer das Konzept für Bioprodukte, auch und gerade aus der Region, bei Rewe offenbar ansprechender findet als beim Konkurrenten. „Die Kombination aus einem starken Bioeigenmarkenangebot und der Zugriff auf einen großen Pool regionaler Lieferanten haben uns überzeugt“, sagt Kühl. Glasmeyer selbst setzt schon seit Jahren – länger als andere – auf ökologisch wertvolle Produkte und arbeitet unter anderem eng mit dem Biohof Werner und der Biofleischerei Fricke zusammen. Auffällig ist dann auch der starke Akzent, der in der neuen Glasmeyer-Filiale auf Bioprodukte gelegt wird – unter anderem gibt es dort eine mehr als sieben Meter lange Salatbar und einen „Kräutergarten“.
In der Logistik sind 21.000 Mitarbeiter beschäftigt
Glasmeyer war unter „Spar“-Flagge noch gemeinsam mit dem heutigen Edeka-Unternehmer Niemerszein aufgetreten. Als Manager fungierte damals Bernd Enge, der wegen seiner langjährigen Aufsichtsratstätigkeit für den HSV bekannt ist. Im Jahr 2014 sorgte Enge für Schlagzeilen, als er mit Ex-Fußballtrainer Holger Stanislawski in Winterhude ein Rewe-Center eröffnete.
Rewe Nord hat seinen Zentralsitz in Norderstedt und versorgt unter anderem Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die mehr als 520 Rewe-Märkte und 90 „Nahkauf“-Märkte erhalten ihre Waren von den Logistikstandorten Stelle und Lehrte und versorgen rund 700.000 Kunden. In den Märkten, Verwaltungsstandorten und in der Logistik sind rund 21.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Der aktuell schwelende Streit zwischen Rewe und Konkurrent Edeka wegen der Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann hat laut Kühl hingegen nichts mit dem jetzt vollzogenen Wechsel zu tun. „Das ist reiner Zufall“, so Kühl.