Hamburg. In seinem Hirtenwort schwört Erzbischof Stefan Heße die 400.000 Kirchenmitglieder auf „ein hartes Stück Arbeit“ ein.
Der Mariendom war am Sonnabend bis auf den letzten Platz besetzt, als mehr als 600 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter ein Kirchenlied sangen. „Herr, erneuere deine Kirche, und fange bei mir an“, schallte es durch den sakralen Raum.
Wenig später kamen ganz weltliche Fakten auf den Tisch: Es ging um sinkende Steuereinnahmen, den Rückgang der Mitgliederzahlen in den nächsten Jahrzehnten und eine Prognose von Erzbischof Stefan Heße: Das Erzbistum Hamburg muss bis zum Jahr 2050 rund 50 Prozent seiner Kosten einsparen. „Wir müssen in unserem Haushalt in den nächsten Jahren Schritt für Schritt deutlich kürzen. Nur so können wir unsere Verpflichtungen einhalten, und nur so bleibt uns noch Luft für Neues. Denn für viele Investitionen fehlt uns schon jetzt schlicht das Geld“, heißt es in seinem Hirtenwort. Es gehe an die Substanz.
Mit dem Treffen im Mariendom hat der Erzbischof öffentlich einen Erneuerungsprozess für das flächenmäßig größte Erzbistum in Deutschland eingeleitet. Dazu kommt der Fusionsprozess im Rahmen der „Pastoralen Räume“, an dessen Ende nur noch 28 von bislang 80 Kirchengemeinden stehen.
„Ein hartes Stück Arbeit“
In seinem Hirtenwort schwört der Geistliche nun die 400.000 Kirchenmitglieder in Hamburg, Schleswig-Holstein sowie in Mecklenburg auf „ein hartes Stück Arbeit“ ein. Zu schaffen machen dem Erzbistum unter anderem die Pensionslasten der 21 katholischen Schulen in Hamburg. Rund 10.000 Kinder und Jugendliche werden hier unterrichtet. Die Pensionen der beamteten Lehrkräfte seien nur zu einem geringen Teil durch einen Pensionsfonds abgesichert, hieß es.
Noch verfügt die katholische Kirche über ein finanzielles Polster. Für dieses Jahr werden Steuereinnahmen von 91,9 Millionen Euro erwartet. Zu den Einnahmen kommen die sogenannten Staatsleistungen in einer Höhe von jährlich 400.000 Euro sowie Zinsen. Sie lagen im Jahr 2014 bei 7,5 Millionen Euro. Das Gesamtvermögen der katholischen Kirche in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg liegt – inklusive der Immobilien – bei 200 Millionen Euro.
Alle Arbeitsfelder erneuern
Derzeit werden nach Angaben der Erzdiözese 90 Prozent des Haushalts des Erzbistums durch die Kirchensteuer gedeckt. Nach dem letzten vorliegenden Finanzbericht lagen die Ausgaben 2014 bei rund 109 Millionen Euro. Bis 2050 werde es jedoch wegen der demografischen Entwicklung voraussichtlich 40 Prozent weniger Kirchenmitglieder geben, sagte Heße. Sofern die Diözese den finanziellen Spielraum behalten möchte, müsse sie mit Einschnitten von etwa 50 Prozent rechnen. „Dem gegenüber steht eine riesige Zahl von Kirchen, Gemeindehäusern, Kindergärten, Bildungshäusern und Schulen, deren Unterhalt jedes Jahr viel Geld kostet“, sagte Heße den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Dazu kämen die Pensions- und Personalkosten.
Der künftige Erneuerungsprozess soll nach Ansicht des Erzbischofs alle Arbeitsfelder erfassen. „Wir müssen alle Bereiche erneuern: Finanzen, Pfarreien, Schulen, Kindertagesstätten, Caritas und Verwaltung. Vor allem aber müssen wir uns selbst, unsere Christusbeziehung erneuern.“ Der Reformprozess stehe deshalb unter dem Leitwort: „Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an.“