Hamburg. Er gab sich als begnadeter Komödiant. Herman van Veen tanzte, steppte und begeisterte die Hamburger. Doch etwas war anders.
Am Ende eines phänomenalen Konzerts am Donnerstagabend erhob sich Herman van Veen von seinem Klavierhocker und sagte seinen Fans in der fast ausverkauften Laeiszhalle: „Fahren Sie vorsichtig, bleiben Sie gesund, dann sehen wir uns in zweieinhalb Jahren hier wieder.“ Kein leeres Versprechen, die Verträge für die nächste Deutschland-Tournee sind bereits unterschrieben.
Doch wie schnell das Leben alle Pläne durchkreuzen kann, hat der holländische Liedermacher im September 2014 erlebt. Denn da verlor sein Weggefährte, der Pianist Erik van der Wurff, seinen Kampf gegen die Leukämie. Fast 50 Jahre standen die beiden gemeinsam auf der Bühne, die aktuelle Tour „Fallen oder Springen“ ist van Veens erstes Projekt ohne seinen Freund. Der Flügel blieb an diesem Abend zumeist verwaist, nur der Meister selbst setzte sich ab und an auf van der Wurffs angestammtem Platz. „Jemand wird begreifen, dass wer stirbt, derjenige ist, der zurückbleibt“, sang van Veen.
Und doch war dieser berührende Abend mitnichten eine Trauerfeier; van der Wurff hätte dies auch nicht gewollt. Im Gegenteil: Van Veen gab sich als begnadeter Komödiant. Er tanzt, steppt, schwingt gar lasziv die Hüften zu Chuck Berrys „Roll over Beethoven.“ Die neue Band, die van Veen um seine langjährige Gitarristin Edith Leerkes aufgebaut hat, wirkt wie ein Jungbrunnen für den inzwischen 71-Jährigen. Die jungen Musiker, allesamt hochbegabt, könnten seine Enkel sein.
Herman van Veen: Restkarten für Hamburger Konzerte
Van Veen gönnt ihnen Solo-Momente, lässt sogar zu, dass seine Klassiker wie „Warum bin ich so fröhlich“ verballhornt werden. Zwischendurch erzählt er Geschichten. Von seinem Vater, der seinen ersten Auftritt als Schauspieler grandios versemmelt. Von seiner Tochter, die mit einer Frau zusammenlebt – eine Steilvorlage für van Veens Protestlied gegen homophobe Regime.
Die gute Nachricht für alle Fans des Holländers, die nicht bis März 2019 warten wollen: Für die Konzerte am Freitag (28. Oktober) und Sonnabend (29. Oktober) gibt es noch Restkarten an der Abendkasse.