Fans feiern den 68-jährigen Musikanten in der Laiszhalle. Das erste Deutschland-Konzert des Holländers liegt 40 Jahre zurück. Es gibt noch Karten für das zweite Konzert am Sonnabend.
Hamburg. Konzerte von Veteranen des Geschäfts verlaufen für gewöhnlich nach gleichem Muster. Im ersten Teil wird mehr oder minder pflichtschuldig die neue CD präsentiert, gern mit dem Verweis auf den möglichen Erwerb am Merchandising-Stand. Im zweiten Teil geht dann die Post ab, Hit folgt auf Hit, finalisiert mit drei krachenden Zugaben.
Herman van Veen, 68, tourt seit nunmehr fast fünf Jahrzehnten, sein erstes Deutschland-Konzert liegt 40 Jahre zurück. Und doch ist bei ihm alles anders. Am Ende eines fast dreistündigen Konzerts wird er weder „Weg da“ noch „Kleiner Fratz“ gespielt haben, ja nicht einmal seine Hymne an die Liebe „Ich hab‘ ein zärtliches Gefühl“. Und doch feiern ihn seine Fans in der fast ausverkaufen Laiszhalle mit Ovationen.
Van Veen muss nicht auf der Klaviatur des Bekannten spielen. Wer so viele Talente in sich vereint, darf seine treuen Anhänger gerne immer wieder überraschen. Denn van Veen ist nicht nur ein begnadeter Musikant, sondern auch ein formidabler Schauspieler und Komödiant. Er erzählt, wie sein Vater in den Kriegsjahren auf die Bühne mit einem Hitler-Portrait auf die Bühne trat und fragte: Wo kann ich den aufhängen. Er berichtet von seinem Auftritt im Wachsfiguren-Kabinett, als er mal zum Spaß auch mal erstarrte und zum Entsetzen der Besucher plötzlich quicklebendig wurde. Als er vor der Pause einen Opern-Mord persifliert, muss sogar seine Violinistin herzhaft lachen, obwohl sie die Parodie schon zigmal gesehen haben dürfte. Dann steppt er, ja, wagt sich sogar an einen Schuhplattler. Kaum vorstellbar, dass der Mann in zwei Jahren 70 wird.
Vor allem aber beherrscht van Veen meisterhaft den Stimmungswechsel zwischen Komik, Melancholie und Trauer. Er besingt den ersten Kuss mit Schülerin Gudrun, das Publikum lacht, bis es hört, dass Gudrun völlig verkrebst gestorben ist. Van Veen erzählt, wie er weinen musste, als er im Supermarkt ihr gemeinsames Lied hörte - und wie die Kassiererin dann sagte: „Herr van Veen, so teuer sind wir doch nicht, dass Sie jetzt heulen müssen“.
In zwei, drei Jahren sagt van Veen am Ende, werde er wieder nach Hamburg kommen. Es wäre dann seine elfte Deutschland-Tournee. Wer so lange nicht warten mag, kann sein Glück am heutigen Sonnabend an der Abendkasse probieren (20 Uhr). Noch gibt es Restkarten. Hingehen, unbedingt!