Hamburg. Zahl der Freizeitfischer ist rasant gestiegen. Unternehmen wie BarramundiBay profitieren von diesem Trend.

Seine Kunden holt Florian Penno mit seinem kleinen, aber schnittigen Boot am Anleger auf Finkenwerder ab. Dann geht es los auf Angeltour. Schon wenige Meter vom Anleger entfernt, kann es sich lohnen, nach Zandern Ausschau zu halten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Penno, der vor rund einem Jahr die Angelschule BarramundiBay gegründet hat, kann mit seinem Echolot die Fische sehen. Eine spezielle Technik des amerikanischen Aluminiumangelbootes ermöglicht es, ohne Anker und auch gegen die Strömung an aussichtsreichen Fangplätzen zu verweilen. Bis zu vier Gäste kann er mit an Bord nehmen. Eine Tagestour dauert acht Stunden. „Wir fahren in den Hafen, in die Süderelbe oder auch die Billwerder Bucht“ sagt Penno. Noch bis Ende des Jahres ist Saison für Zander. Danach beginnt die Schonzeit.

Der Raubfisch mit der markanten Rückenflosse findet in den vielen Nebenarmen der Elbe, den Kanälen und auch im Hafenbecken den perfekten Lebensraum und wird hier in Größen zwischen 55 und 80 Zentimetern Länge gefangen. „Einmal haben wir auf einer Tour an einem Tag drei Zander gefangen, die alle mehr als 90 Zentimeter lang waren“, sagt Penno.

Doch während sich an den Angler-Hotspots der Stadt wie der HafenCity oder dem Alsterfleet die Menschen mit ihren Angelruten dicht drängen und die Erfolgsaussichten auf große Fische deutlich geringer sind, bringt Penno seine Kunden zu vielversprechenden Plätzen, wo die Fische stehen, wie das im Fachjargon heißt. Ob sie dann auch anbeißen, ist aber nicht sicher.

17.000 Angler in Hamburg

Rund um Hafen und Elbe gibt es neben Zander Barsche, Hechte, Welse und Rapfen. Mit dem Boot, das nur 40 Zentimeter Tiefgang hat, kommt er fast überall hin. Im Schnitt nimmt jeder ein bis zwei Fische nach der Angeltour mit nach Hause. Zu kleine Fische werden wieder zurückgesetzt. „Ich vermittle den Mitfahrern ein besonders Angelerlebnis, denn viele haben kein Boot für solche Touren“, sagt Penno. Das war auch die Grundlage für die Geschäftsidee. Außerdem hat er festgestellt, dass vielen die Angelpraxis fehlt. „Sie haben zwar einen Fischereischein, aber noch nie eine Angel ausgeworfen oder einen Fisch in der Hand gehabt“, sagt Penno. Denn für den Fischereischein, den jeder Angler besitzen muss, wird nur Theorie – von der Fischkunde bis zur Gerätekunde – vermittelt.

17.000 Angler sind in Hamburg in 70 Vereinen organisiert. Vor vier Jahren waren es erst 14.000, sagt Wander Habing, Geschäftsführer des ASV Hamburger Angler, einer der 70 Vereine. „Wir haben in diesem Jahr rund 25 Prozent neue Mitglieder gewonnen“, sagt er. Der Altersdurchschnitt liege bei 38 Jahren. „Das zeigt, dass sich auch junge Leute wieder für das Hobby interessieren.“ Vereine pachten dann Gewässer nur für ihre Mitglieder. „Der Jahresbeitrag in den meisten Vereinen liegt zwischen 50 und 100 Euro“, sagt Werner Kleint vom Angelsport-Verband Hamburg. Seit Jahren nehmen die Anmeldungen bei den Lehrgängen zu den Fischereischeinen zu. „Auch Frauen gewinnen daran zunehmend Interesse“, weiß Penno. Ihr Anteil liege zwar noch unter zehn Prozent, aber er wachse stetig.

„Hamburg ist bei den Anglern sehr gefragt, weil es viele freie Gewässer gibt, die auch ohne Zugehörigkeit zu einem Verein befischt werden können“, sagt Kleint. Dazu gehören die Außenalster, die Süderelbe, der Köhlbrand, die HafenCity und die Billwerder Bucht. Deshalb ist die Zahl der aktiven Angler wesentlich höher als die Zahl der regis­trierten Mitglieder. Insgesamt angeln rund 30.000 Menschen in der Hansestadt. Tendenz steigend.

Penno hat mit sechs Jahren mit dem Hobby angefangen

Florian Penno hat mit sechs Jahren mit dem Angeln angefangen. Als jugendlicher Leistungsschwimmer hatte er aber keine Zeit mehr dafür. „Doch mit 20 Jahren kam die Lust zum Angeln zurück“, sagt er. „Es gefällt mir, bei Wind und Wetter draußen zu sein. Es ist auch eine Herausforderung, Fische zu fangen.“ Über eine Angelschule hat er lange nachgedacht, aber beruflich ist er zunächst andere Wege gegangen. Der 38-Jährige studierte Meeresbiologie, arbeitete im Sea Life in Timmendorfer Strand und im Ozeaneum in Stralsund, bevor er als Quereinsteiger Lehrer in Hamburg wurde. Doch das alles war nicht seine Welt.

Er ist vom Angeln fasziniert. Deshalb wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit, investierte eine fünfstellige Summe in das Boot. Die Hamburger Sparkasse überzeugte sein Konzept der Angelschule BarramundiBay und gab einen Kredit. „Gründer, die ihr Hobby zum Beruf machen, bringen in der Regel die nötige Leidenschaft mit, um Kunden zu begeistern“, sagt seine Start-up-Beraterin von der Haspa, Anette Steinbrück. „Er steht für eine neue Generation von Anbietern, die den Sport weiterentwickeln und neue Zielgruppen erschließen. Das Marktpotenzial ist aus unserer Sicht beachtlich.“

Wochentags gibt es auch Feierabendtouren

Zwar ist Penno noch nicht voll ausgelastet, aber innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Touren pro Monat verzehnfacht. Wenn Schonzeit für Hecht und Zander ist, bietet er Ostseetouren an. Dann können dort Meerforelle und Dorsch gefangen werden. Aber Fangquoten gelten ab 2017 auch für Freizeitangler. Mehr als fünf Dorsche pro Tag dürfen sie dann nicht mehr entnehmen. Für Penno kein Problem. „Ich wirke schon darauf ein, dass Fische nicht wahllos und in großen Mengen abgefischt werden.“ Schließlich muss der Fang ja auch verarbeitet werden. „Das Hobby soll mit der Umwelt vereinbar sein“, sagt er. Doch die Anglervereine sind über die Beschränkungen verärgert. Habing befürchtet, dass die freien Gewässer in Hamburg dann noch stärker frequentiert werden.

BarramundiBay bietet mehr als Anglertouren. Außerdem macht Penno Fliegenfischerkurse, bietet Fischereischeinlehrgänge und hält Vorträge. Im nächsten Jahr will er sein Angebot erweitern – mit einer eigenen Angelreise nach Schweden inklusive einer Rundumbetreuung. Zusätzlich plant er für den nächsten Sommer noch eine Outdoorfischküche im Anschluss an die Bootsfahrt oder als eigenständiges Event. Penno möchte aus dem Angeln ein neues Erlebnispaket machen. „Jeder zehnte Kunde bucht weitere Touren“, sagt er.

In der kleinen Gruppe mit bis zu vier Personen kostet eine Ganztagesfahrt pro Person 120 Euro. Wochentags gibt es auch Feierabendtouren, die nur drei bis vier Stunden dauern.

Denn Penno muss sich auch von anderen Angler-Guides absetzen, die wie Petri Heil oder Pro-Guiding mit ähnlichen Konzepten in Hamburg arbeiten. Doch mit kaum mehr als einem halben Dutzend Anbietern ist die Konkurrenz überschaubar. Penno will seine Kunden vor allem mit einem persönlichen Konzept überzeugen. Und seiner Leidenschaft für das Hobby.