Hamburg. Beim Prozessauftakt wurden Aufnahmen einer Menschenmasse auf dem Kiez gezeigt. Es ging auch um das Alter eines der drei Angeklagten.

Am Landgericht Hamburg hat am heutigen Dienstag einer der vorerst letzten „Silvester-Prozesse“ begonnen. Angeklagt sind drei Männer – 22, 24 und 26 Jahre alt –, die in der Silvesternacht eine 18-Jährige auf St. Pauli sexuell genötigt haben sollen.

Beim Prozessauftakt am Dienstag wiesen die Angeklagten die Vorwürfe zunächst zurück. Der Anwalt eines der Angeklagten erhob Zweifel an der Aussage der 18-Jährigen. Sie habe in einer ersten Vernehmung keine genauen Angaben zu den Tätern machen können.

Fotograf erinnert sich an viele weinende Frauen

Der Anklage zufolge sollen sich die Männer in der Silvesternacht mit weiteren, bislang nicht identifizierten Männern verabredet haben, um aus einer Gruppe heraus gezielt Frauen zu bedrängen und die Verwirrung für Diebstähle zu nutzen. Dabei soll einer der Angeklagten versucht haben, das Handy der 18-Jährigen Klägerin zu entwenden.

Im Gerichtssaal wurden Aufnahmen einer Menschenmasse im Bereich der Vergnügungsstraße Große Freiheit gezeigt, die das Geschehen in der Silvesternacht dokumentieren sollen. Sie zeigen unter anderem eine junge Frau, die von Männern umringt ist. Als Zeuge war ein 30-jähriger Fotograf geladen, der die Bilder in der Silvesternacht angefertigt hatte. Einzelne Taten habe er nicht beobachten können, sagte er aus. Die Lage sei sehr unübersichtlich gewesen. Er erinnere sich jedoch an viele weinende Frauen.

Fünf Verhandlungstage angesetzt

Die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten vor, eine Lage ausgenutzt zu haben, in der ihnen die 18-jährige Klägerin schutzlos ausgeliefert gewesen sei, „mit dem Vorsatz, die Geschädigte in ihrer Ehre herabzuwürdigen.“

Einer der Angeklagten ist nach eigenen Angaben minderjährig. Das Gericht äußerte daran Zweifel. „Wir haben ein Altersgutachten und gehen davon aus, dass sie älter sind“, sagte die Richterin. Der Anklage zufolge sind Angeklagten 22, 24 und 26 Jahre alt.

Insgesamt sollen in der Silvesternacht in Hamburg mehr als 400 Frauen belästigt worden sein. Für den Prozess sind bis Anfang Dezember weitere fünf Verhandlungstage angesetzt.

Ausgang der Fälle ist ungewiss

Neben dem am heutigen Dienstag beginnenden Prozess wird vor dem Landgericht Hamburg nach Angaben eines Sprechers nur noch ein weiterer, mit den Silvester-Angriffen in Zusammenhang stehender Fall verhandelt. Der in jenem Verfahren Angeklagte befindet sich jedoch nicht in Untersuchungshaft.

Der Ausgang der Fälle ist ungewiss. Im Mai fand der erste Prozess im Zusammenhang mit den Taten zur Silvesternacht statt. Der Angeklagte wurde freigesprochen. Zuvor hatten ihn zwar Opfer auf Fotos aus der Nacht erkannt, im Gerichtssaal konnten sie jedoch nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob es sich bei dem Mann tatsächlich um den Täter handelte.