Harburg. Initiative sieht die Lebensqualität von Bewohnern des Harburger Binnenhafens durch den geplanten Bau der Hafenquerspange bedroht
Die Bewohner der Harburger Schlossinsel, vor allem in den hochpreisigen Wohnungen am Ufer, würden von der geplanten Autobahn 26-Ost betroffen sein. Das sagen die Gegner der als Hafenquerspange bekannten Autobahn. Deshalb haben die Initiative Engagierte Wilhelmsburger und der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg am Wochenende am Anleger Dampfschiffsweg auf der Schlossinsel in etwa 600 Meter Entfernung von der vorgesehenen Autobahntrasse über die erwarteten Auswirkungen informiert.
Eine mögliche höhere Lärmbelastung des spannendsten Entwicklungsgebiets Harburgs, dem Harburger Binnenhafen, durch die geplante A26-Ost war bisher nahezu kein Thema in der Bezirksversammlung Harburg. Laut den offiziellen Planungsunterlagen liegt die Harburger Schlossinsel zwar knapp außerhalb des Korridors, in dem die Ingenieure von einer Betroffenheit ausgehen. Dieser Korridor endet in etwa in der Mitte der Süderelbe.
Die mit Straßenbauprojekten erfahrenen Mitglieder von Zukunft Elbinsel und der Engagierten Wilhelmsburger erwarten dennoch eine Verschlechterung der Wohnqualität auf der Harburger Schlossinsel. Die Autobahnplaner, erklärt Jochen Klein, würden viele lokale Ereignisse nicht berücksichtigen und damit einen Fehler machen. In Wassernähe und bei feuchter Luft, also charakteristischen Merkmalen am Standort Harburger Schlossinsel, würde sich Schall viel besser ausbreiten – und die Bewohner das zu spüren bekommen.
Nach den Planungen würde die vierspurige Autobahn in Höhe eines dreistöckigen Hauses etwa 1000 Meter von den neu geschaffenen Wohnungen auf der Harburger Schlossinsel verlaufen. Je höher die Schallquelle läge, desto besser breite sich der Schall aus, sagt Jochen Klein. Deshalb sei die Autobahn in Hochlage eine Bedrohung für die Lebensqualität auf der Schlossinsel. Die Wohnungen dort würden dem Lärm ausgesetzt, sagt Renate Weber von den Engagierten Wilhelmsburgern.
Die Autobahngegner sehen in der A26-Ost ein Hemmnis bei der Vermarktung der neue errichteten Wohnungen auf der Harburger Schlossinsel. Mit Quadratmeterpreisen zwischen 3500 und 6000 Euro für Eigentum und ab 13,50 Euro aufwärts für Mietwohnungen (Stand 2013) sind die Wohnungen des Projekts „Marina“ mit insgesamt 162 Wohnungen vor allem für Besserverdienende erschwinglich. Die Häuser tragen so wohl klingende Namen wie „Ocean“ oder „Pearl“ und liegen direkt am Wasser des Binnenhafens. Sie bieten exklusive Eigentums- und Mietwohnungen mit gehobener Ausstattung sowie einer eigenen Steganlage für Boote.
Die Autobahngegner bestreiten nicht nur die Notwendigkeit der A26-Ost für den Hafenverkehr. Sie sehen die Stadtautobahn gar für die Stadtentwicklung als hinderlich an. Dem Sprung über die Elbe, also die weitere städtebauliche Entwicklung im Hamburger Süden, würde damit ein Riegel gesetzt, sagt Renate Weber.
Die Autobahnplaner dagegen sagen, mit dem Neubau ließen sich Lärm und Schadstoffbelastungen insbesondere im Stadtteil Harburg reduzieren. Sie erwarten, dass sich die Belastung auf der vielbefahrenen Bundesstraße 73 verringert, weil Fahrzeuge auf die Hafenquerspange ausweichen. Die Autobahn verbessere demnach die Lebensqualität in Harburg. Zukunft Elbinsel und Engagierte Wilhelmsburger dagegen behaupten, der Verkehr auf der B73 würde sich nur kaum spürbar für die Anwohner verringern.
Der Verein Zukunft Elbinsel geht davon aus, dass weit mehr als 8000 Menschen von der geplanten A26-Ost von Verkehrslärm neu oder stärker als bisher belastet würden: Allein 6500 Einwohner des Stadtteils Kirchdorf und der Großsiedlung Kirchdorf-Süd sowie 500 Bewohner an der Georg-Wilhelm-Straße in Wilhelmsburg. Dazu kämen 600 Menschen in Moorburg und eine noch nicht bestimmte Zahl in Harburg, zu denen der Schall der Hochstraße getragen würde. „Wir wollen in Harburg keine Unruhe stiften“, sagt der Wilhelmsburger Jochen Klein, „aber den Harburgern jetzt die Chance geben, sich zu informieren.“