Hamburg/Nürnberg. Der ehemalige Hamburger Sozialsenator löst laut einem Medienbericht am 1. April den scheidenden Bundesvorstand Frank-Jürgen Weise ab.

Der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit will schon an diesem Freitag Detlef Scheele (SPD) zum neuen Vorsitzenden wählen. Der 60 Jahre alte Scheele, früher Sozialsenator in Hamburg, ist bislang Arbeitsmarkt-Vorstand und soll zum 1. April die Nachfolge von Frank-Jürgen Weise antreten, der am kommenden Sonnabend 65 Jahre alt wird. Weise war dann 13 Jahre lang Chef der Bundesagentur für Arbeit.

Aus gut unterrichteten Kreisen hieß es gegenüber dem Abendblatt, dass intern von einem positiven Votum für Scheele in der Sitzung des Verwaltungsrats am Freitag ausgegangen wird. Scheele selbst war am Mittwochabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Nach Abendblatt-Informationen will er sich erst äußern, nachdem die Bundesregierung die Empfehlung des Verwaltungsrats angenommen und Bundespräsident Joachim Gauck die Berufung unterschrieben hat. Auch Vertreter der Bundesagentur für Arbeit und des Senats wollten sich auf Anfrage noch nicht zu der Personalie äußern.

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Süddeutsche Zeitung“ übereinstimmend berichten, haben sich die Spitzen des Verwaltungsrats, zu denen die öffentliche Hand, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zählen, aber bereits auf die Personalie verständigt. Scheele wird seit Längerem als Favorit für Weises Nachfolge gehandelt. Bislang war vorgesehen, dass das letzte Wort aber erst in einer Verwaltungsratssitzung im November fällt. Wichtigste Aufgabe für den neuen Behördenchef wird sein, Hunderttausende Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Scheele war von 2011 bis 2015 Senator

Detlef Scheele war von 2011 bis 2015 Senator in Hamburg und wurde vor einem Jahr in den Vorstand der Bundesagentur berufen. Scheele ist in Hamburg geboren, ging in Bahrenfeld zur Schule und studierte Politik, Sport und Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Er ist Vater dreier Töchter.

Scheele war 2008 und 2009 als Staatssekretär schon rechte Hand des heutigen Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) im Bundesarbeitsministerium und hat später in Hamburg als Chef der Mammutbehörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) ebenso wichtige wie brisante Themen verantwortet: vom massiven Ausbau des Kitasystems über die Probleme in der Jugendhilfe mit den spektakulären Todesfällen Chantal und Yagmur bis hin zur Unterbringung der Flüchtlinge – dem Thema der vergangenen Jahre.

Und Scheele hat es wie kein zweites Senatsmitglied immer wieder geschafft, mit einem einzigen Satz große Debatten zu beeinflussen – womit er sich nicht immer Freunde gemacht hat. „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Fest angelehnt“, sagte er im Sommer 2014 über den Flüchtlingsansturm. Es ist kein Geheimnis, dass sich Scheele vor einem Jahr für die damals 38 Jahre alte Melanie Leonhard (SPD) als seine Nachfolgerin ausgesprochen hat. In diesem Sommer sagte Scheele im Abendblatt auf die Frage, ob er erleichtert sei, nicht mehr mit der Unterbringung der Flüchtlinge in Hamburg befasst zu sein: „Nein. Wenn es etwas extrem Belastendes an meinem Amt als Sozialsenator gab, war es das Thema Jugendhilfe. Die Frage, was hinter verschlossenen Türen bei Familien in Hamburg passiert, worauf man auch keinen direkten Einfluss hat. Es kann immer zu tragischen Ereignissen kommen, vieles wird öffentlich nie bekannt. Und die Schicksale von Yagmur und anderen Kindern bewegen zutiefst – erst recht, wenn man die politische Gesamtverantwortung trägt.“