Hamburg . Die Hansestadt hat bundesweit die zweithöchste Kaiserschnittrate. Der Deutsche Hebammenverband übt Kritik.

Entgegen dem bundesweiten Trend ist die Anzahl der Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, in Hamburg gestiegen. Während die Kaiserschnittrate 2014 bei 33,2 Prozent lag, stieg sie im vergangenen Jahr auf 33,7 Prozent. Damit hat die Hansestadt deutschlandweit die zweithöchste Kaiserschnittrate.

Nur im Saarland kommen noch häufiger Babys per Kaiserschnitt zu Welt. Die wenigsten Kaiserschnittgeburten gab es mit 24 Prozent in Sachsen. Das teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

2000 lag die Kaiserschnittquote bei nur 21,5 Prozent

Immer öfter kommt es zu Kaiserschnittgeburten
Immer öfter kommt es zu Kaiserschnittgeburten © imago/Westend61 | imago stock&people

Bundesweit sank die der Anteil der Frauen, die per Kaiserschnitt entbunden haben, gegenüber 2014 geringfügig um 0,7 Prozentpunkte auf 31,1 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist die Quote jedoch nach wie vor sehr hoch: Damals kamen nur 21,5 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt.

Dass immer mehr Babys mit einem Kaiserschnitt zur Welt geholt werden, liegt laut Experten vor allem daran, dass sich das Verhalten der Geburtshelfer verändert hat. Sie nehmen häufig eine unterschiedliche Risikobewertung vor. Das bedeutet: Eine gestiegene Risikoscheue in der Gesellschaft, haftungsrechtliche Entwicklungen und eine abnehmende Erfahrung der Geburtshelfer in der Betreuung komplizierter Geburten führten tendenziell dazu, dass immer öfter die Entscheidung für einen Kaiserschnitt fällt. Aus medizinischer Sicht sind Kaiserschnitte oft unnötig.

Auch der Deutsche Hebammenverband nannte die Zahl der Kaiserschnitte in einer aktuellen Stellungnahme zu hoch. Jeder Kaiserschnitt sei eine Operation und sollte wegen der Risiken für Mutter und Kind nur dann durchgeführt werden, wenn er medizinisch notwendig ist, hieß es. Hierzu fehlten allerdings gültige Standards. Die Entscheidung für einen Kaiserschnitt sei in vielen Fällen subjektiv und werde „auch aus Angst vor Fehlern und folgenden Geburtsschäden“ getroffen, mahnte Susanne Steppat, die dem Präsidium des Verbands angehört.

Auch Hamburg verbuchte Geburtenrekord

Während in Deutschland die Kaiserschnittquote leicht sank, stieg 2015 gleichzeitig die Zahl der Krankenhausentbindungen – im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 716.539 Geburten. Auch Hamburg konnte 2015 mit 23.678 Geburten in den Kliniken der Hansestadt einen Rekord verbuchen.

Die Gesundheitsbehörde betont jedoch, dass nicht nur mehr Kinder geboren werden, sondern immer mehr Eltern auf Geburtskliniken mit vielen Geburten setzen und somit große Erfahrung. Die Angebote der Hamburger Kliniken ziehen deshalb auch viele werdende Mütter aus dem Umland an.