Hamburg. Das Unternehmen weiht Blockheizkraftwerk ein und investiert im nächsten Jahr 13 Millionen Euro.
Kurz vor 13.00 Uhr am Freitagmittag hat für Manfred Sitz eine neue Zeit beim Hamburger Unternehmen Steinway & Sons begonnen. „Wir starten heute eine neue Epoche der Energieversorgung an unserem Standort“, sagte Sitz, der zusammen mit Werner Husman die Geschäfte des Klavier- und Flügelherstellers in Bahrenfeld leitet. Die beiden Chefs und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) drückten den roten Knopf. Ein Zischen ist zu hören – und das neue Blockheizkraftwerk des 136 Jahre alten Traditionsunternehmens nahm die Arbeit auf.
Drei Millionen Euro lässt sich Steinway die eigene Energieversorgung kosten. Das unterstreiche das klare Bekenntnis zum Standort Hamburg, sagte Sitz bei der Zeremonie. Mehr als 400 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Weil man ein langlebiges Produkt vertreibe und wegen der benötigten edlen Hölzer auf eine nachhaltige Forstwirtschaft angewiesen sei, spiele der Umweltschutzgedanke eine wichtige Rolle.
Steinway plant neue Geschäfte in Peking und Paris
Das Blockheizkraftwerk erzeugt Strom und Wärme bei einer hohen Effizienz. Parallel liefert der Späneheizkessel Wärme, die in die Fabrik weitergeleitet wird. Als Feuermittel wird der Verschnitt genutzt, der bei der Produktion bis zu 55 Prozent ausmacht. Bei sehr kalten Temperaturen im Winter kann zusätzlich ein Gasspitzenkessel angeworfen werden. Das alte, 1924 in Betrieb genommene Kesselhaus wird inklusive Schornstein demnächst abgerissen.
Horch überbrachte in seinem Grußwort Glückwünsche des Senats. Kleine dezentrale Anlagen wie das Blockheizkraftwerk spielten für das Gelingen der Energiewende eine wichtige Rolle, sagte er und sprach von einer „gewinnbringenden Investition in die Zukunft“.
Für das nächste Jahr kündigte Steinway & Sons ein umfangreiches Investitionsprogramm an. Rund 13 Millionen Euro will der Instrumentenbauer ausgeben. Für März/April ist die Eröffnung eines eigenen Einzelhandelshauses in Peking geplant. Etwa einen Monat später soll ein Geschäft in Paris aufmachen. Für den August ist die Einweihung eines Verteilzentrums in Shanghai geplant. Die Zahl der Beschäftigten dort solle von rund 30 auf 50 steigen. Die in Hamburg hergestellten Flügel und Klaviere werden dann dorthin transportiert und von der chinesischen Metropole aus innerhalb Asiens verteilt und nach Ozeanien zum Kunden geliefert. „In Asien, vor allem in China, sind die Wachstumserwartungen am höchsten. Deswegen investieren wir dort am kräftigsten“, so Husmann. Für dieses Jahr erwartet er – ohne absolute Zahlen zu nennen – wie gewohnt ein Umsatzplus von zehn bis zwölf Prozent. Der Gewinn lege nie schwächer zu als die Erlöse.
Das ist eine Prognose, die Investor John Paulson erfreuen wird. Vor drei Jahren erwarb der Hedgefonds-Besitzer den Klavierbauer. Die Zusammenarbeit mit dem Musikliebhaber laufe sehr gut, hieß es von den Chefs. „Sie hat sich ganz anders als bei einer Heuschrecke entwickelt“, sagte Sitz. „Es ist nicht das berühmte Aussaugen von Heuschrecken.“
An einem Punkt wurde bei der Feier aber Geld gespart. Das Honorar für den Pianisten war im Budget nicht drin – musste es aber auch nicht. Dank der laut Steinway bedeutendsten Produktinnovation der vergangenen 70 Jahre. Die Musik zum Büfett mit Spanferkel, Brot und Salaten kam – wie es sich gehört – von einem Flügel. Für die Klänge sorgte das neu entwickelte Selbstspielsystem Spirio, das per iPad gesteuert wird.