Hamburg. Immer mehr Menschen fühlen sich von Hunden gestört oder belästigt. Ärger auch am Elbstrand. Ein runder Tisch soll nun vermitteln.
Im Bezirk Altona kommt es aktuell zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Hundehaltern und Menschen, die sich von Hunden gestört oder belästigt fühlen. Gerade in den vergangenen Monaten ist die Lage offenbar geradezu eskaliert. Hajo Schaefer, Abteilungsleiter Stadtgrün vom Fachamt Management des öffentlichen Raumes, spricht von einer „massiven Beschwerdelage“ im gesamten Bezirk. Als Beispiel nennt er vor allem den Elbstrand, aber auch den Volkspark und den Hans Christian Andersen Park in Osdorf.
Um die unterschiedliche Interessenlage beider Gruppen zu analysieren und Abhilfe zu schaffen, hat das Bezirksamt jetzt einen runden Tisch zum Thema gestartet. Ziel ist es, ein „Konfliktfreies Flächenkonzept für Hunde in Altona“ gemeinsam mit Experten und Bürgern zu entwickeln. Bei insgesamt vier Veranstaltungen soll nach Lösungen gesucht werden, am Ende könnten dann mögliche Vorschläge präsentiert werden. Denkbar ist ein Neuzuschnitt der bestehenden Auslaufflächen, möglicherweise auch eine Ausweitung.
Am vergangenen Donnerstag tagte der runde Tisch erstmals. Obwohl daran neben zahlreichen Experten, darunter auch Schaefer, nur etwa 15 Bürger teilnahmen, war das Konfliktpotenzial deutlich spürbar.
Die Ausgangslage ist klar – und verfahren: Auf der einen Seite sind da Menschen, die sich auf Liegewiesen oder am Elbstrand von umhertollenden Hunden behelligt fühlen und sich an liegengebliebenen Exkrementen stören. Mehrere Teilnehmer berichteten zudem davon, dass ihre kleinen Kinder schon von Hunden angesprungen worden seien – ohne dass der jeweilige Halter etwas dagegen unternommen hätte. Auf der anderen Seite stehen verantwortungsvolle Hundehalter, die sich wegen der von anderen verursachten Vorfälle zu Unrecht diffamiert sehen und Aggressivität von „Hundehassern“ beklagen. Sie kritisieren, dass die insgesamt 39 offiziellen Auslaufflächen in dem großen Bezirk nicht ausreichend seien und entsprechend dringend nachgebessert werden müsse. Eine Lösung müsse aus ihrer Sicht auch für die vielen Konflikte zwischen Hundehaltern und Radfahrern gefunden werden.
Viele Hundehalter zeigen Verständnis
Der runde Tisch geht auf einen entsprechenden Antrag der Altonaer Grünen aus dem Jahr 2014 zurück. Er ist in seiner Zielsetzung bewusst offen gehalten, damit sich die gegnerischen Parteien möglichst unvoreingenommen austauschen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Eva Botzhart spricht von einem „Dauerthema“, das den bezirklichen Grünausschuss schon in vielen Sitzungen beschäftigt habe. An dem bestehenden Hundegesetz sei seit der Einführung im Jahr 2006 nicht mehr gerührt worden, dabei bestehe erkennbar Handlungsbedarf. „Der Hundeführerschein ist sinnlos, wenn die Halter die bestehenden Regeln ignorieren“, so die Politikerin, „da darf man sich nichts vormachen“. Man müsse einigen Haltern Anreize geben, sich „regelkonform“ zu verhalten, so Botzhart. Es sei zum Beispiel vorstellbar, die Hundeauslaufflächen am Elbstrand auszuweiten und dafür andere, ebenfalls am Strand, noch deutlicher als bisher für Hunde zu sperren. Sie wolle den Ergebnissen des runden Tisches aber nicht vorgreifen.
Laut Hajo Schaefer würden die kommenden Sitzungen des runden Tisches bis zum Jahresende abgeschlossen, voraussichtlich im Januar könnten dem Altonaer Grünausschuss dann die Vorschläge vorgelegt werden.
Gegenüber dem Abendblatt reagierten Hundehalter am Blankeneser Elbstrand gelassen auf die nun laufende Planung – viele zeigten auch Verständnis für diejenigen, die sich an frei laufenden Hunden stören. „Ich kann das verstehen, wenn Leute ärgerlich und befangen reagieren, ich bin selbst schon von einem aggressiven Hund gebissen worden“, so Sonja Tomczak, die mit ihrem Golden Retriever „Lucky“ unterwegs war. Und Manfred Struck, Herrchen von Parson Russel „Tosca“, sagt: „Jeder muss wissen, das Hunde zum Beispiel an einem Kinderstrand nichts zu suchen haben.“