Hamburg. Immobilien in der Hamburger Innenstadt sind gefragt – trotz Kaltmieten von teilweise mehr als 20 Euro pro Quadratmeter.
Früher war die Innenstadt nur tagsüber Hamburgs pulsierendes Zentrum, während die meisten Citystraßen abends wie ausgestorben wirkten. Das ändert sich aber zusehends, denn immer mehr Menschen ziehen in die Innenstadt. Dort entstehen in den nächsten Jahren mehr als 460 neue Wohnungen.
Am Großen Burstah hinter dem Rathaus wurden beispielsweise im vergangenen Jahr 24 Eigentumswohnungen fertiggestellt, weitere Großprojekte mit Mietwohnungen am Neuen Steinweg und am Valentinskamp wurden in den vergangenen Jahren verwirklicht: „Es ist ein Trend, dass immer mehr Wohnungsbauprojekte in der Innenstadt entstehen. Denn wer hierherzieht, der lebt wirklich im Herzen der Stadt, und das wissen viele Menschen zu schätzen“, sagt Lars Seidel, Geschäftsführer bei Grossmann & Berger. Dementsprechend groß sei die Nachfrage.
Häufig gebe es auch eine Mischnutzung der Gebäude: im Erdgeschoss Einzelhandel, darüber Büros und in den obersten Etagen Wohnungen.
Dass es zusätzlichen Wohnraum in der Innenstadt gibt, begrüßt auch die Politik: „Durch mehr Wohnen in der City kann Hamburg in den Punkten Vielfalt und Attraktivität neue Potenziale erschließen. Eine Innenstadt ist immer das Aushängeschild einer Metropole, mehr Lebendigkeit und Vielfalt gerade abends in der City sind ein großer Wunsch vieler Hamburger und vor allem auch von Gästen aus dem In- und Ausland“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf dem Abendblatt.
Kommenden Mittwoch wird am Alten Steinweg Richtfest gefeiert: Der Projektentwickler Quantum baut gegenüber der Wirtschaftsbehörde unter dem Namen „Cityliving“ 49 Eigentumswohnungen mit 42 bis 186 Quadratmeter Fläche. Davon sind bereits 95 Prozent verkauft, der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt bei 6000 Euro: „In der City zu leben ist ein absoluter Trend am Wohnungsmarkt. Insbesondere Singles und Paare, aber zunehmend auch Familien suchen sich für ihren Lebensmittelpunkt bewusst zentrale Orte“, sagte Quantum-Vorstand Philipp Schmitz-Morkramer. Trotz wachsenden Angebots sei der Bedarf noch weitaus höher. In dem neuen Gebäude am Alten Steinweg sind auch Einzelhandel und Büroflächen vorgesehen. Der Projektentwickler will weitere Wohnungen in der City schaffen: „Wir haben großes Interesse an weiteren Projekten. Geeignete Flächen zu finden ist insbesondere in sehr zentralen Lagen allerdings nicht einfach.“
Ein weiteres Bauvorhaben ist an der Kaiser-Wilhelm-Straße geplant. Hier wird der Mitteltrakt des Verlagshauses Axel Springer SE abgerissen, und es entsteht ein neues Quartier mit etwa 50 Mietwohnungen. Außerdem sind dort Büroflächen, Gastronomie und Einzelhandel geplant. Der Erstbezug soll 2019 sein. Bauherr ist die Hamburger Momeni Gruppe.
Wer zentral wohnen möchte, muss über ein entsprechendes Einkommen verfügen: „In der City zu leben hat seinen Preis, wird aber auch mit tollen Ausblicken belohnt. In den hochwertigeren Projekten werden Mieten von mehr als 20 Euro kalt pro Quadratmeter aufgerufen“, sagte Immobilienexperte Seidel. Das gilt auch für zwei Objekte, die Grossmann & Berger an der Luxuseinkaufsmeile Neuer Wall anbietet. Ein Geschäftshaus wurde um ein Stockwerk aufgestockt, und hier sind zwei Wohnungen entstanden. Für 168 Quadratmeter Wohnfläche und eine 33 Quadratmeter große Dachterrasse ist hier eine Kaltmiete von mehr als 3900 Euro pro Monat fällig. Die Aufstockung von Bürohäusern für Wohnraum ist ein Trend in der Innenstadt geworden: Die Allianz Real Estate GmbH baut am Großen Burstah auf dem Dach eines Gebäudes ein weiteres Stockwerk, in dem 16 neue Wohnungen entstehen. Wenige Meter weiter wird kommenden Jahr das leer stehende Gebäude der Allianz abgerissen. Auf der Fläche plant Investor Commerz Real AG unter anderem 60 Zwei- bis Dreizimmermietwohnungen, die 2020 bezugsfertig sein sollen.
Nur wenige Ecken weiter baut Quantum die Stadthöfe an der Stadthausbrücke um. Hier ist eine Mischung aus Einkaufsgalerie, Büroflächen und Gastronomie geplant. Auch 88 Mietwohnungen werden in dem neuen Quartier gebaut Die Nachfrage soll extrem groß sein. Das größte innerstädtische Wohnungsbauvorhaben ist am Klosterwall geplant. Bis 2021 sollen rund 200 Einheiten entstehen. Zuvor müssen allerdings die City-Hochhäuser abgerissen werden, die noch bis 2017 Standort des Bezirksamts Hamburg-Mitte sind.