Hamburg. Die Transportpreise steigen um bis zu 50 Prozent nach der Insolvenz der südkoreanischen Reederei. Hapag-Lloyd darf sich freuen.

Nach der Insolvenz der südkoreanischen Reederei Hanjin Shipping sind auf einigen Fahrtgebieten die Preise für den Containertransport deutlich gestiegen. So erhöhten sich die Frachtraten zwischen Asien und Nordeuropa allein in der ersten Woche nach dem Konkurs um fast 40 Prozent, auf dem Pazifik im Verkehr zwischen Asien und den USA sogar um mehr als 50 Prozent.

Das geht aus Daten der Schifffahrtsbörse in Shanghai hervor. Der Preisanstieg habe sich anschließend in ähnlicher Größenordnung auf weitere Fahrtgebiete ausgedehnt, etwa zwischen Asien und dem Mittelmeer oder Asien und Nahost. Andere wie der Atlantik sind nicht berührt.

Ob der Trend anhält, ist fraglich

Bis zum Dienstag war der größte Teil der nach eigenen Angaben 142 Schiffe umfassenden Hanjin-Flotte von Container- und Massengutfrachtern noch außer Betrieb. Die meisten von ihnen saßen voll beladen vor Häfen fest, ganze Lieferketten sind gestört. Zwar handelt es sich nur um einen kleinen Anteil der Weltflotte von rund 6000 Containerschiffen, die mehr als 16 Millionen Container (TEU) laden können.

In denjenigen Fahrtgebieten, in denen Hanjin aktiv ist, bedeutet der Ausfall der Schiffe dennoch einen spürbaren Rückgang der Kapazitäten und eine vorübergehende Marktbereinigung, die den Konkurrenten in Form höherer Frachtraten zugutekommt. „Die Spot-Raten im Transpazifik- und Fernost-Verkehr erholen sich tatsächlich“, sagte ein Sprecher der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd. „Die Konsolidierung, die durch die Pleite von Hanjin eintritt, hilft den anderen Marktteilnehmern.“

Nach Angaben von Schifffahrtsexperten lässt sich nicht sagen, ob dieser Trend anhält. „Es bleibt abzuwarten, ob die Ratenerholung nachhaltig ist“, sagte Alexander Geisler, Geschäftsführer der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten (VHSS). Man dürfe nicht vergessen, dass dieses Quartal für die Schifffahrt von besonderer Bedeutung ist, so Geisler: „Das Weihnachtsgeschäft steht bald vor der Tür. Jetzt müssen die Lager gefüllt werden.“

Bei den Reedereien geht man aber davon aus, dass die festliegenden Schiffe von Hanjin nicht wieder so schnell in Fahrt kommen. „Hat man erst einmal einen Forderungstitel, kann man ein Hanjin-Schiff weltweit an die Kette legen lassen“, sagte ein Branchenexperte. Zudem sei es ziemlich kompliziert, Schiffe, die vertraglich gebunden sind, weiterzuveräußern. „Einige der Hanjin-Schiffe werden wohl gar nicht mehr in Fahrt gehen“, sagte er.

Andere gehören Charterreedereien – wie zum Beispiel dem Hamburger Haus Peter Döhle –, die ihre Schiffe zurückbekommen und auf dem Markt wieder zur Vercharterung anbieten könnten. Eigene Hanjin-Schiffe würden im Zuge der Insolvenz von Gläubigern verwertet, also verkauft, und ebenfalls wieder in Fahrt kommen. Im Markt für Containerschiffe herrschen große Überkapazitäten, die zu einer jahrelangen Dauerkrise mit niedrigen Frachtraten geführt haben. „Diese Überkapazitäten sind mit der Pleite von Hanjin nicht verschwunden“, so VHSS-Geschäftsführer Geisler. „Die Charterraten haben sich anders als die Frachtraten deshalb noch nicht wieder erhöht.“

Im Hamburger Hafen liegt seit mehr als zwei Wochen das Containerschiff „Hanjin Europe“ fest. Es kann nicht auslaufen, weil offene Rechnungen nicht bezahlt sind. Zudem verlangen Schlepper und Lotsen Barzahlung für ihre Dienste – Geld, das der Kapitän nicht hat. Ein weiteres Schiff, das Hamburg anlaufen soll, die „Hanjin Harmony“, wurde in der Biskaya gestoppt. Nach Informationen des Abendblatts gibt es hinter den Kulissen ein heftiges Tauziehen darum, was mit dem Schiff geschieht. Der Mutterkonzern Hanjin, zu dem auch die Fluggesellschaft Korean Air gehört, hat seiner Schifffahrtstochter umgerechnet 80 Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt.

Hafen will kein weiteres Pleite-Schiff aufnehmen

Teile davon will die Reederei nutzen, um die „Harmony“ nach Hamburg hineinzulotsen, die sonst in keinem europäischen Festlandshafen unterkommt. Die zuständige Hafenbehörde Hamburg Port Authority ist dagegen. Sie will neben der „Hanjin Europe“ nicht noch ein weiteres Pleite-Schiff aufnehmen müssen. Zumal sie dafür keine Liegeplätze hat.

Die Aussicht auf eine Rettung der mit umgerechnet fast fünf Milliarden Euro verschuldeten Hanjin Shipping ist derweil düster. Zwar hat das Unternehmen per Gerichtsbeschluss die Chance erhalten, bis zum 25. November einen neuen Rettungsplan vorzulegen. Doch eine Sanierung gilt als äußerst unsicher. „Es ist schwierig, Hanjin neues Geld zu geben“, sagte ein Sprecher der staatlichen Korea Development Bank. Am Ende sei eine Liquidation der Reederei wohl unvermeidlich.