Hamburg. Der größte Teil der Einnahmen fließt in Seelsorge, Arbeit der Pastoren und die Gebäude. Doch die „fetten Jahre“ sind bald vorbei.
Noch sind die „fetten Jahre“ in Hamburgs Kirchen nicht vorbei – zumindest bei den Protestanten sprudeln die Kirchensteuereinnahmen kräftig. Doch was macht die Kirche eigentlich mit ihrem Geld? Nordkirchen-Sprecher Frank Zabel sagt: „81 Prozent der Gelder fließen an die Kirchengemeinden und die Kirchenkreise.“
Beispiel Kirchenkreis Hamburg-Ost. Er ist mit 442.000 Mitgliedern, 116 Gemeinden und 273 Pastoren der größte in Deutschland. Für dieses Jahr plant die Verwaltung Gesamteinnahmen in einer Höhe von 62,7 Millionen Euro, darunter sind 305.000 Euro Zinsen. Zu den Ausgaben gehören 17,8 Millionen für die klassische seelsorgerliche Arbeit der Pastorinnen und Pastoren – der größte Haushaltsposten.
Derzeit laufen die Haushaltsgespräche für 2017. Planungsgrundlage für die Synodenentscheidung im November werden 66,3 Millionen Euro sein. Mit der Hälfte der Einnahmen sollen die 273 Pfarrstellen, die kirchliche Verwaltung, Klimaschutzmaßnahmen, Gebäude und die Mitarbeitervertretung finanziert werden. Die restliche Summe teilen sich Kirchenkreis und Gemeinden in einem Verhältnis von 32,3 zu 67,7 Prozent.
Die positive Finanzlage bildet genügend Spielraum, um mehr Geld in wichtige Arbeitsfelder zu stecken. „Gute haushalterische Planung mit Bildung von Rücklagen in Zeiten guter Konjunktur ermöglichen es, spontan Mittel freizustellen – zum Beispiel bei der Begleitung von Transitflüchtlingen“, sagt Wolfgang Främke, Öffentlichkeits-Chef des Kirchenkreises Ost. Dafür sei im vergangenen Jahr eine halbe Million Euro bereitgestellt worden.
Fast 400 Euro Kirchensteuer pro Jahr
Den Angaben zufolge betragen die Rücklagen des Kirchenkreises Ost zur Zukunftssicherung 67 Millionen Euro. 14 Millionen Euro stehen für die Gebäudesanierung bereit – ein Projekt, das gegenwärtig zahlreiche Gemeindemitglieder beunruhigt. Denn gut ein Drittel der Gebäude steht auf dem Prüfstand. Wer beim Gebäudeprozess in die Kategorie C (nicht förderfähig) rutscht, muss wie die Rahlstedter Dankeskirche nach neuen Wegen des Fortbestands suchen – etwa als „Kultur- und Konzertkirche“. Um zu sparen, hat der Kirchenkreis Personal eingespart. „Sozial verträglich ohne Entlassungen“, heißt es.
Beispiel Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein (235.000 Mitglieder, 55 Gemeinden, 130 Pastoren). Die Verwaltung erwartet 2016 etwa 31 Millionen Euro Kirchensteuer und 260.000 Euro Zinseinnahmen. Die Synode wird im Dezember über den Haushalt 2017/18 entscheiden, der 33,2 Millionen Euro umfasst. Davon gehen 11,7 Millionen an die 55 Gemeinden; 8,6 Millionen dienen der Besoldung der Geistlichen. Das Immobilienvermögen beträgt 15 Millionen Euro, die Rücklagen fast zehn Millionen Euro. Für die Flüchtlingsarbeit wird der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein 800.000 Euro ausgeben. Kirchengebäude zu schließen, sei nicht vorgesehen, sagte Kirchenkreissprecherin Brigitte Könemann. „Wir wollen deutlich signalisieren, dass Kirche vor Ort präsent ist.“
Beispiel katholisches Erzbistum Hamburg. Planzahlen für 2017 und der Jahresabschluss 2015 liegen noch nicht vor. Im Durchschnitt zahlt jeder Katholik in Hamburg fast 400 Euro Kirchensteuer pro Jahr. Allein 12,5 Millionen Euro müssen jährlich in die Sanierung der Kirchengebäude investiert werden. Nach einem Anstieg der Steuereinnahmen wird der Handlungsspielraum immer enger. Zwar sagt Hamburgs Erzbischof Stefan Heße: „Wer Kirchensteuer zahlt, erwartet, dass damit Gutes getan wird.“
Aber die Ausgaben und Verpflichtungen sind inzwischen höher als die Einnahmen. Finanzdirektor Michael Focke: „Die Kosten wachsen schneller als die Erlöse.“ Die „fetten Jahre“ würden schon bald vorbei sein. Der Finanzchef des Erzbistums rechnet mit einer Deckungslücke von 29,5 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren. Da sei eine Steigerung der Kirchensteuer bei weiterhin guter Wirtschaftslage schon eingerechnet.