Hamburg. Synode Hamburg-Ost beschließt, auf ein Drittel der kirchlichen Gebäude zu verzichten. Früherer Michel-Hauptpastor: „Das ist bitter.“

Der Beschluss des Kirchenkreises Hamburg-Ost, in den nächsten Jahren eine große Zahl von Kirchen und Gemeindehäusern zu schließen, sei „bitter und sehr, sehr schade“. Das sagte Helge Adolphsen, ehemaliger Hauptpastor von St. Michaelis und ehemaliger Präsident des evangelischen Kirchenbautages, dem Abendblatt. „Angesichts der großen Aufgabe der Integration würde ich mir wünschen, dass wir uns wieder auf unsere Werte und christlichen Traditionen besinnen, um die Schließung von Kirchen zu verhindern“, so Adolphsen.

Die Synode (Kirchenparlament) des Kirchenkreises Hamburg-Ost hatte am Mittwoch ein Gebäudekonzept beschlossen, wonach bis 2026 rund ein Drittel der Kirchen und Gemeindehäuser nicht mehr genutzt werden soll. Ziel sei es, angesichts sinkender Einnahmen an weniger Standorten eine gute kirchliche Arbeit zu finanzieren, begründete Propst Hans-Jürgen Buhl, Vorsitzender des Kirchenkreisrats, diesen Beschluss. Zum Kirchenkreis Hamburg-Ost zählen neben der City auch der Norden Hamburgs, Harburg, Bergedorf und Teile des Kreises Stormarn, insgesamt 138 Kirchen und 140 Gemeindehäuser. Lebten auf dem Gebiet des Kirchenkreises 1992 noch 660.000 Kirchenmitglieder, so sind es heute nur noch 440.000. Gespart wurde bisher vor allem am Personal, dessen Zahl um bis zu 30 Prozent zurückging. Der Bestand an Kirchen und Gemeindehäusern wurde dagegen nur um 7,8 Prozent reduziert.

Das einzig Positive an den Empfehlungen zur Aufgabe einzelner Standorte sei laut Helge Adolphsen, dass die Gotteshäuser „differenziert“ und „klassifiziert“ wurden. Zu den unverzichtbaren Kirchen zählen etwa die Hauptkirchen und historische Schmuckstücke wie St. Johannis Eppendorf, die Kirche in Bergstedt, St. Pankratius Neuenfelde oder die Dorfkirchen der Vier- und Marschlande. Unangetastet bleiben auch prägende Kirchen wie die Marktkirche Poppenbüttel, die Erlöserkirche Farmsen oder die Gemeindezentren in Steilshoop und Mümmelmannsberg. Als verzichtbar gelten dagegen kleinere Stadtteilkirchen in Wohngebieten. Besonders hart trifft es die Alsterregion zwischen Ohlsdorf und Langenhorn. sowie die Region Alsterbund rund um Eppendorf und Winterhude. In diesen Gemeinden, so Adolphsen, komme es nun „auf den Mut, das Engagement und die Kreativität“ an, ihre Kirche zu retten. Nach dem neuen Gebäudekonzept soll für etwa 5000 Christen eine Kirche bleiben. Kriterien für den Erhalt der Gebäude sind Denkmalwert, Lage und Nutzung. Die Qualität der Gemeindearbeit dagegen sei kein Kriterium.

Was mit geschlossenen Kirchen passiert, ist offen. Wünschenswert sei die Abgabe an andere christliche Konfessionen wie bereits bei der Simeonkirche Hamm (griechisch-orthodox) oder der Gnadenkirche St. Pauli (russisch-orthodox) geschehen. Auch eine Nutzung für Kultur-, Bildungs- oder Sozialarbeit wird angestrebt. Abgerissen werden soll nur bei irreparablen Baumängeln. Auch eine Nutzung als Moschee wie die Kapernaumkirche Horn ist nicht vorgesehen.