Hamburg. Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe zeigt, wie der Sport die Modewelt erobert. Frauen und Jugendliche setzen Meilensteine.

Mit Sneakers ins Büro, Stars auf dem „roten Teppich“ in Shorts, und selbst Fidel Castro hat den Papst im Trainingsanzug empfangen. Der Sport hat mittlerweile die Modewelt erobert. Erstmals widmet sich nun ein Museum der Wechselwirkung von Mode und Sport. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe präsentiert bis zum 20. August 2017 mehr als 100 Kleider, Modelle, Entwürfe und Filme, um die Entwicklung von Mode und Sportbekleidung sowie die Suche nach dem idealen Körper zu beleuchten. Am Donnerstagabend wird die Ausstellung „sports/no sports“ eröffnet.

Sportkleidung kommt ab 1890 auf den Markt

Im 18. und 19. Jahrhundert war die Mode noch geprägt von der Bewegungseinschränkung. Symbol dafür ist das Korsett, das erst vor 100 Jahren seinen Niedergang erlebte. Alltags- und Sportbekleidung sind im 19. Jahrhundert noch weitgehend identisch. Erst ab 1890 wird eine eigene Sportkleidung für die unterschiedlichen Disziplinen entwickelt, die zunehmend auch Einfluss auf die Haute Couture gewinnt. Coco Chanel (1883-1971) und Jean Patou (1887-1936) sind Vorreiter dieser Entwicklung.

Badekleidung schrumpft auf eine Handvoll Stoff

Frauen werden von den neuen Bekleidungsformen weitaus stärker geprägt als Männer. Die stark verhüllende, bewegungshemmende Damenkleidung weicht Anfang des 20. Jahrhunderts einer freieren Mode. Über die Fahrrad-, Reit- und Badebekleidung findet die umstrittene Hose ihren Weg in den Alltag der Frauen und später sogar in die Gesellschaftsgarderobe. Kennzeichen der neuen Sport- und Badebekleidung ist, dass sie immer kleiner wird. Erstmals wird das nackte Frauenbein in der Öffentlichkeit sichtbar, bis die Badekleidung schließlich in den 60er- und 70er-Jahren auf eine Handvoll Stoff schrumpft.

Seit ab Mitte der 60er-Jahre die Jugend die Trends in der Mode setzt, nimmt die „Versportlichung“ weiter zu. Vor allem Skaten, Surfen und Aerobic haben großen Einfluss. Hiphopper und Rapper werden zu Stilikonen. Sneaker, Baseballcap, Leggings und Sweatanzug erobern anfangs die Streetwear und später auch die gehobene Mode.

Zu Sportmode passen nur durchtrainierte Körper

Verändert hat die Sportmode auch die Körper selbst. Dicke Körper werden zum Synonym für Trägheit. Nur ein schlanker, durchtrainierter Körper gilt als gesund und leistungsfähig. Bodystyling und Bodybuilding zielen vorrangig auf Vervollkommnung der äußeren Erscheinung.

Zu sehen sind in der Ausstellung Stücke von mehr als 40 Marken und Designern, darunter Adidas, Alexander McQueen, Chanel, Christian Dior, Puma und Yves Saint Laurent. Die Modelle stammen aus der umfangreichen Mode-Sammlung des Museums und von internationalen Leihgebern. Die Schau ist bis zum 26. Februar im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.