Hamburg. Für Einige beginnt ein neuer Lebensabschnitt: Gespräch mit einem Erstklässler, Fünftklässler und einer Referendarin.

Theo ist einer von rund 16.000 Mädchen und Jungen, die in der kommenden Woche eingeschult werden. Er ist froh, endlich kein Kindergartenkind mehr zu sein. Aber nicht nur für ihn und die anderen Erstklässler beginnt eine aufregende Zeit. Auch 287 Referendare und rund 15.000 Fünftklässler starten in dieser und in der kommenden Woche an den weiterführenden Schulen in eine neue, aufregende Lebensphase.

Der Erstklässler

Worauf sich Theo am meisten freut? „Auf die Nachmittagsbetreuung“, sagt er und grinst. „Weil ich dort kein Mathe machen muss.“ Dass dort viel gespielt wird, dass Kurse angeboten werden, weiß der Sechsjährige von seinem großen Bruder Benno. Der geht ab Donnerstag schon in die dritte Klasse an der Schule An der Isebek. Und dort wird Theo, der Jüngste von drei Brüdern, am Dienstag in der kommenden Woche eingeschult werden. Mutter Elke Wiedemann ist froh, dass ihre drei Jungs jetzt alle Schulkinder sind. Ihr Ältester geht bereits in die achte Klasse. So schön die Kindergartenzeit war, freut sie sich über den nächsten Schritt. Genau wie Theo. Der hat genug vom Kitaleben. „So langsam gefällt mir die Kita nicht mehr“, sagt er. „Ich langweile mich.“

Bislang kann er nur seinen Namen schreiben. Dass er bald lesen und schreiben lernt, findet er zwar gut. Aber mehr Gedanken hat er sich über die Kurse gemacht. Vielleicht wählt Theo den Kurs Stricken – genau wie Benno das schon gemacht hat. Mit dem wird er dann bald allein zur Schule fahren. Ob er eine Lehrerin oder einen Lehrer bekommt, ob seine Freunde Jakob, Gregor und Mika in dieselbe Klasse kommen – das alles erfahren Theos Eltern erst am Donnerstag, wenn Elternabend ist. Genau wie seine Mutter sieht Theo das alles aber völlig gelassen.

Aufgeregt, verrät seine Mutter, ist er vor allem wegen seiner Schultüte. Die hat Elke Wiedemann in diesem Jahr selbst gebastelt. Fußballmotive dominieren Theos Erstausstattung. Schließlich spielt er selbst beim Eimsbütteler HEBC. Fußball spielen, das wird er dann auch während der Pausen auf dem Schulhof können.

Der Fünftklässler

Finn freut sich auf seine neue Schule. Vier Jahre Grundschulzeit liegen hinter dem Zehnjährigen aus Hoheluft-West. Zeit, dass sich in seinem Leben etwas dreht. Sein Schulweg wird ihn ab kommenden Montag nicht mehr in die Grundschule Hoheluft führen, sondern ins Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer, kurz Kaifu-Gymnasium. Der Schulweg ist anders, aber nicht länger. Dort, und das findet Finn toll, haben er und die anderen Fünftklässler ein eigenes Haus und einen eigenen Schulhof, die sie nicht mit den großen Schülern teilen müssen.

Finn kommt in die fünfte Klasse des
Gymnasiums Kaiser-Friedrich-Ufer
Finn kommt in die fünfte Klasse des Gymnasiums Kaiser-Friedrich-Ufer © HA | Andreas Laible

Schon vor den Sommerferien hatte das Kaifu-Gymnasium die zukünftigen Schüler zum gegenseitigen Kennen­lernen eingeladen. Finn weiß also schon, dass er in der 5b sein wird, wie seine Klassenlehrerin heißt und sein Lehrer. Ganz schön beruhigend. Denn: „Die waren alle sehr nett. Der Kennenlernnachmittag war toll. Wir sollten uns der Größe nach aufstellen und von unseren Hobbys erzählen.“ Bei Finn sind das Handball, Fußball und Tiere, vor allem Hunde mag er und seine Pudelhündin Ebba. Eine Hausaufgabe hat er vor den Sommerferien auch schon aufbekommen: Alle sollen eine Postkarte an ihre Klasse schicken. Das muss Finn noch machen. Statt aus Schweden wird es wohl eine Karte aus Hamburg sein.

Finn freut sich auch, dass er mit Bjarne und Nike aus seiner alten Klasse zusammenkommt. Aber er ist in diesen Tagen auch ein bisschen traurig und vermisst seine alte Klasse. „Beim Abschiedsfest habe ich geweint.“ Er glaubt, dass es am Gymnasium anstrengender werden wird. „Es wird Hausaufgaben geben, und man muss lernen.“ Auf die Hausaufgaben freut er sich gar nicht. „Lieber würde ich draußen spielen.“ Und dann ist da noch die Sache mit den Fußballtoren: „Das ist ein bisschen blöd, dass die am Gymnasium so klein sind. Da trifft man nicht so gut.“ Aber sonst hat Finn noch keine anderen Sorgen.

Die Referendarin

Janne Krüger ist aufgeregt. Aber gleichzeitig fühlt sie sich gut vorbereitet. In den vergangenen zwei Wochen ging es am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) in einem Seminar noch einmal um konkrete Unterrichtsplanung. Was sie theoretisch gelernt hat, kann die Referendarin nun am Gymnasium Marienthal umsetzen. Mathematik und Physik wird sie dort in Klasse 7 und 8 sowie in der 11. Klasse unterrichten. Sie hatte sich für dieses Gymnasium beworben, „weil ich nur Gutes gehört habe von dem Kollegium dort. Die Zusammenarbeit und der Austausch funktionieren.“ Die Kollegen seien offen für Neues. Denn es geht ja bei ihrem Job nicht nur darum, Schülern etwas beizubringen, gleichzeitig ist sie ja auch Teil eines Kollegiums.

Janne Krüger startet als Referendarin
am Gymnasium Marienthal
Janne Krüger startet als Referendarin am Gymnasium Marienthal © HA | Andreas Laible

Erfahrungen darin, vor einer Gruppe zu stehen und anderen etwas beizubringen und zu erklären, hat sie schon. Da sei sie „relativ entspannt“. Denn mit der Fächerkombination Mathe und Physik bekomme man schnell Lehraufträge. An der Stadtteilschule Lohbrügge war sie schon, und am Ohmoor Gymnasium in Niendorf. „Aufregend ist, dass wir auch in der Oberstufe eingesetzt werden. Da trage ich eine große Verantwortung, die aufs Abitur vorzubereiten.“ Aber sie freut sich sehr auf ihre ersten richtigen Arbeitstage an der Schule, darauf, das praktisch anzuwenden, was sie theoretisch kann. „Mit Menschen umzugehen war schon immer meins“, sagt sie.

287 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) – so die offizielle Bezeichnung – werden in den kommenden 18 Monaten im LI und in den Schulen ausgebildet. 1169 junge Menschen hatten sich beworben.