Hamburg. Neue Studie zeigt, welche Quartiere für Wohngemeinschaften in Hamburg am besten bewertet wurden. Nachfrage östlich der Alster wächst.
Wie in vielen Deutschen Großstädten ist auch in Hamburg die Wohngemeinschaft (WG) die beliebteste Wohnform für junge Leute unter 30 Jahren. Eine neue Studie zeigt nun, welche Stadtteile und Quartiere dabei besonders begehrt sind. Das Ergebnis für Hamburg: Winterhude ist der beliebteste Stadtteil, gefolgt von der Sternschanze, Eimsbüttel und St. Pauli.
Durchgeführt wurde die Studie vom Moses Mendelssohn Institut mit Hauptsitz in Berlin im Auftrag des Immobilienprojektentwicklers GBI. Neben Hamburg wurden auch die Wohnpräferenzen in Berlin, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf untersucht.
Anhand von Daten der amtlichen Statistiken und der Analyse von Angeboten und Nachfragen auf der Internetplattform www.wg-gesucht.de konnten so nicht nur stadtteilgenau, sondern auch auf Mikroebene die WG-Nachfragezentren herausgearbeitet werden.
Besonders für Investoren sind die Daten interessant
Auch für Hamburg hat sich herausgestellt, dass es innerhalb der verschiedenen Quartiere einzelne Plätze und Straßen gibt, die ganz besonders beliebt sind. In Winterhude sind dies die Jarrestraße, das Quartier „Schinkelplatz“ und der Semperplatz. In Eimsbüttel unter anderem der Langenfelder Damm, die Müggenkampstraße und die Lutterothstraße. Aber auch in weniger beliebten Stadtteilen zeigen sich WG-Nachfrageschwerpunkte. In Wilhelmsburg etwa in der Fährstraße und im Reiherstiegviertel, im Stadtteil Hamm an der Sievekingsallee und am Sievekingdamm; auf der Veddel ist die Veddeler Brückenstraße besonders begehrt.
Ebenso konnten Mittelwerte für die Wohnkosten erstellt werden. In Winterhude etwa müssen für ein WG-Zimmer pro Monat im Schnitt 460 Euro Warmmiete kalkuliert werden, in der Sternschanze 445 Euro, in Eimsbüttel und auf St. Pauli jeweils 440 Euro. Günstiger lebt es sich etwa in Eilbek (410 Euro) oder in Hamm (375 Euro). Laut Stefan Brauckmann, Direktor des Moses Mendelssohn Instituts, wissen die jungen Menschen sehr genau darüber Bescheid, welche Preise in den verschiedenen Stadtteilen realistisch sind. Sowohl bei der Nachfrage als auch bei den Angeboten würden die meisten marktfaire und -übliche Mietpreise nennen.
„Ziel der Studie war es, auch angesichts der angespannten Wohnsituation herauszufinden, wo junge Leute leben möchten und wie viel Geld sie bereit sind, dafür auszugeben“, sagt Brauckmann. Relevant seien diese Daten unter anderem auch für Investoren und Bauunternehmen.
„Der Bereich studentisches Wohnen ist für viele Investoren interessant, weil der Markt stetig wächst. In Hamburg liegt der Netto-Zuzug der unter 30-Jährigen bei 10.000 Menschen im Jahr. Daher besteht großes Interesse an möglichst genauen Kenntnissen über die Bedürfnisse der Zielgruppe“, so Stefan Brauckmann weiter. Interessant seien dabei besonders die Stadtteile mit Entwicklungspotenzial wie die Veddel oder Wilhelmsburg.
„Durch die erhobenen Daten können deutliche Veränderungen der städtischen Strukturen in Gang gesetzt werden“, so Brauckmann. „Wenn bekannt ist, in welchen Stadtteilen sich Studierende ansiedeln, ist das zum Beispiel auch ein wichtiger Aspekt für Geschäfte und Gastronomie.“ Niedergeschlagen haben sich die demografischen Bewegungen in Hamburg unter anderem auf „WG-Gesucht“, das größte Immobilienportal für Wohngemeinschaften und Mietwohnungen. Das Moses Mendelssohn Institut hat 2306 WG-Angebote in dem Zeitraum zwischen Anfang 2012 und Juli 2016 analysiert. Das jetzt veröffentlichte Stadtteil-Ranking wurde anhand von 15 Kriterien erstellt, darunter Anzahl und Anteil der 20- bis 25-Jährigen in den jeweiligen Stadtteilen, die Verteilung der WG-Anfragen und -Angebote, Gastronomiedichte und Durchschnittsmieten. Alle Daten sind dann in ein Punktesystem eingeflossen, wobei der maximal erreichbare Wert bei 100 Punkten liegt. „Ab 75 erreichten Punkten gilt der Stadtteil als besonders attraktiv für junge Leute“, so Brauckmann.
Gemein haben alle ermittelten Quartiere, dass sie relativ zentral gelegen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen sind sowie über viele Freizeit-, Kultur- und Gastronomieangebote verfügen. „Junge Leute wollen nach dem Ende des Arbeitstages direkt ihre freie Zeit selbst gestalten. Zeit- und Organisationsaufwand sowie lange Anfahrtswege sollen im besten Fall vermieden werden“, sagt Brauckmann. Die WG als Wohnform werde dabei längst nicht mehr nur von Studierenden genutzt, sondern auch von Auszubildenden, Trainees und anderen jungen Berufstätigen.
Bereits 2014 hatte der Immobilienentwickler GBI eine ähnliche Studie durchgeführt – damals allerdings ohne die Daten von WG-Gesucht. Den größten Unterschied zu den bisher vorliegenden Daten sieht Brauckmann in der deutlichen Zunahme der Attraktivität in den östlichen Stadtteilen in Hamburg. „Quartiere in Barmbek-Nord, Eilbek und Hamm sind bei jungen Leuten deutlich beliebter geworden als noch vor wenigen Jahren. Da wird sich in den kommenden Jahren viel tun.“