Hamburg. Investoren entdecken den Markt für junge Leute. Moderne Apartments ab 450 Euro. Doch es gibt Bedenken gegen die Luxus-Wohnheime.
Sie locken mit Pförtner-Service, Highspeed-Internet oder auch Nähe zu den Szenevierteln: In Hamburg entstehen derzeit immer mehr privat finanzierte, luxuriöse Apartmentgebäude für Studenten. Nach einer Studie des Analyse-Unternehmens bulwiengesa sind derzeit zwölf solcher Projekte in Hamburg gerade im Bau oder in der Planung.
Die Apartments mit Preisen ab etwa 450 Euro im Monat sind meist modern möbliert, verfügen über eine kleine Küche und ein gut ausgestattetes Bad. Interessierten Eltern wird versichert, dass der studierende Nachwuchs mit organisierten Grillabenden rasch Anschluss finde im neuen Heim – aber dennoch mehr Ruhe zum Lernen habe als in klassischen Studenten-WGs.
Mikrowohnungen als Kapitalanlage
„Mikrowohnungen“ heißt das Marktsegment in der Immobilienbranche, das offensichtlich eine gute Rendite verspricht. „Institutionelle Anleger“ – also Versicherungen, Fonds- und Kapitalgesellschaften – entdeckten derzeit diesen Markt, sagt Alexander Lampert, Hamburg-Geschäftsführer des Immobilienvermittlers Engel & Völkers Commercial. Gerade erst, so Lampert, habe man im Hamburger Osten ein solches Haus verkauft.
Als „steuerorientierte Kapitalanlage“ wird ein Studentenheim in Nähe der TU Harburg beworben, das zum Wintersemester 2017 bezogen werden soll. Und in Altona an der Ecke Kieler Straße/Stresemannstraße soll zum Wintersemester 2018 eines der größten Projekte mit 620 Wohnungen eröffnet werden. „The Fizz“ heißt die Marke der rasch wachsenden International Campus AG, die sich nach eigener Darstellung auf „hochwertiges studentisches Wohnen“ konzentriert und eine „hohe Wohnqualität in kosmopolitischer Atmosphäre“ verspricht. Das englische Wort „fizz“ bedeutet „zischen“, „sprudeln“ – oder auch „Schampus“.
Studierendenwerk bietet die meisten Wohnheim-Plätze
Größter Anbieter für studentisches Wohnen in der Hansestadt ist das gemeinnützige Studierendenwerk, das ausschließlich öffentlich geförderte, also günstigere Studentenwohnungen betreibt. Derzeit verfügt das Studierendenwerk über 3950 Wohnplätze. In Allermöhe und der HafenCity plant es noch einmal neue Heime mit zusammen 391 Plätzen. Zudem gibt es noch rund 1600 Studentenzimmer in Heimen anderer gemeinnütziger Träger wie etwa kirchlichen Einrichtungen.
Dennoch ist die sogenannte Unterbringungsquote in geförderten Studentenwohnungen in Hamburg mit rund acht Prozent eher klein, der Bundesdurchschnitt liegt bei knapp zehn Prozent. Ob der Boom der privaten Häuser da dauerhaft eine Entlastung verspricht, ist fraglich. In der Wissenschaftsbehörde heißt es, der Bau privater Studentenwohnungen führe zwar zu einer Entlastung auf dem Wohnungsmarkt insgesamt, betreffe aber nicht die Studenten, die preisgünstigen Wohnraum benötigten.
Hamburger Immobilienmarkt aufgeheizt?
Sind frei finanzierte Wohnheime für Studenten wirklich sinnvoll? Der Geschäftsführer des Hamburger Studierendenwerkes, Jürgen Allemeyer, ist skeptisch. Private Wohnanlagen mit hochpreisigen Mieten in der Größenordnung von 450, 600 und mehr Euro im Monat träfen auf einen „weitgehend gesättigten Markt“, sagt er. Preisgünstige Wohnungen wie die des Studierendenwerkes mit Mieten von 233 bis 355 Euro seien hingegen auch weiterhin nachgefragt. „Wir leisten damit auch einen Beitrag, dass studieren unabhängig vom familiären Einkommen möglich ist“, so Allemeyer.
In einschlägigen Fachzeitschriften wird die von Allemeyer vermutete Marktsättigung unterschiedlich bewertet. Da wird einmal die Geldanlage in solche Studentenwohnheime explizit empfohlen. Das Argument: Der Immobilienmarkt sei aufgeheizt, hohe Preise würden bei Anlegern die Rendite drücken, nur eben bei solchen kleinen, vergleichsweise teuren Wohnungen lohne sich noch die Investition. Andere kommen indes zu dem Schluss, dass hohe Verwaltungskosten und häufige, teure Mieterwechsel die versprochenen Renditen zweifelhaft erscheinen lassen.
Studierende zieht es nach Hamburg – auch aus dem Ausland
Offensichtlich sind die deutschen Uni-Städte unterschiedlich interessant für solche Anleger. Diesen Schluss legt eine Studie des Analyse-Unternehmens bulwiengesa nahe: Danach rangiert Hamburg auf einem vorderen siebten Platz, wenn es darum geht, wo sich der Bau privater Wohnheime lohnt. „Hamburg ist ein hochinteressanter Markt“, sagt bulwiengesa-Bereichsleiter Felix Embacher. Teure Mieten, geringes Angebot, Durchschnittseinkommen der Studenten, Wohnheimplatz- oder die Leerstandquote flossen dabei in die Bewertung ein. Kurzum: Je schwieriger es ist, eine Wohnung zu finden und je mehr Studenten es gibt, desto lohnender ist der Bau privater Wohnanlagen.
Und die Entwicklung sei längst noch nicht beendet, sagt Embacher. Denn aus internationaler Sicht sei das Studieren in Hamburg interessant, so dass lange eine Nachfrage vorhanden sei. Es gebe in der Hansestadt keine Studiengebühren, und selbst die Wohnkosten seien vergleichsweise gering. Embacher: „In London zahlen Studenten auch 450 Euro für ein kleines Apartment – allerdings in der Woche!“