Hamburg/Kiel. Das Geldinstitut macht 160 Millionen Euro Gewinn und betreibt Eigenwerbung – bis 2018 muss ein Käufer her.
Die HSH Nordbank und ihre Haupteigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein treten in eine neue Phase ein. Etwas flapsig formuliert könnte die Überschrift lauten: „Die Braut wird hübsch gemacht.“
Nachdem die langen, zähen Verhandlungen mit der EU-Kommission abgeschlossen sind und das daraus resultierende Rettungskonzept der Länder steht, geht es nun darum, die Bank für einen Verkauf vorzubereiten – denn Hamburg und Kiel haben sich gegenüber der EU verpflichtet, bis Februar 2018 einen Käufer für die Landesbank zu finden. Gelingt das nicht, muss die HSH abgewickelt werden.
Insofern überraschte es nicht, dass der neue Vorstandschef Stefan Ermisch bei der Vorstellung des Halbjahresergebnisses am Freitag in Hamburg bemüht war, sein Institut als eine gute Partie darzustellen. Der Gewinn (nach Steuern) sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 147 auf 160 Millionen Euro gestiegen, der Verwaltungsaufwand von 302 auf 277 Millionen gesunken, das Personal von 2384 auf 2290 Vollzeitkräfte reduziert und die Personalkosten entsprechend von 141 auf 129 Millionen Euro gesunken. Kostensenkung sei „eine absolute Notwendigkeit“, betonte Ermisch. „Denn es geht darum, uns eine möglichst gute Ausgangsposition für den anstehenden Eigentümerwechsel zu erarbeiten.“
Bewusst trennten Ermisch und Finanzvorstand Oliver Gatzke zwischen der Kernbank – also den guten, überlebensfähigen Teilen der HSH – und der Abbaubank, in der alle Geschäfte gebündelt sind, die aufgegeben werden sollen. Allein die Kernbank, die mit 68 von 91 Milliarden Euro den Löwenanteil der Bilanzsumme ausmacht, habe in den ersten sechs Monaten einen Vorsteuergewinn von 261 Millionen Euro erzielt. Das seien 85 Prozent mehr als im Vorjahr (143 Millionen) und zeige, dass sich der „gute“ Teil der HSH im Wettbewerb bewähre.
„Das ist Ansporn für alle engagierten Mitarbeiter, in den nächsten Monaten an diese guten Leistungen anzuknüpfen“, sagte Ermisch, der auch für das Gesamtjahr einen Gewinn erwartet. Der werde wegen der weiterhin am Boden liegenden Schifffahrt zwar geringer ausfallen als im Vorjahr, aber er betonte: „Es steht eine Bank im Schaufenster, die sehr gut funktioniert.“
Das Verzwickte daran ist: Potenzielle Interessenten, etwa andere Landesbanken, Finanzinvestoren oder aufstrebende chinesische Schiffsfinanzierer, schauen nicht nur ins Schaufenster – die nehmen den ganzen Laden auseinander, bevor sie etwas kaufen. Und dann kommt schnell zum Vorschein, was bei der HSH zwar niemand verschweigt, worüber man aber naturgemäß nicht so gern redet: die Altlasten.
Opposition in Hamburg ist skeptisch
Die interne Abbaubank, die mit zum Verkauf steht, hat noch eine Bilanzsumme von 23 Milliarden Euro, und sie hat im ersten Halbjahr 90 Millionen Euro Verlust gemacht. Hinzu kommt: Das „Non-Performing-Exposure“ (NPE) der gesamten HSH, also die Summe der nicht oder kaum noch bedienten Kredite, beträgt immer noch 13,8 Milliarden Euro – und das nach dem Verkauf von faulen Schiffskrediten im Umfang von fünf Milliarden Euro an die beiden Länder. Dieser Übertrag, ein Teil des mit der EU verhandelten Rettungskonzepts, ist zwar erst am 30. Juni über die Bühne gegangen, bilanziell aber zum 31. Dezember des Vorjahres verbucht worden und damit in den Halbjahreszahlen bereits enthalten. Dass trotzdem immer noch mehr als 15 Prozent der Bilanzsumme ausfallgefährdet sind, „das ist zu hoch“, räumte Ermisch ein. Bis zum Verkauf soll die Quote auf elf Prozent sinken.
Zu groß ist auch noch das Schifffahrtsportfolio: Rund 36 Prozent der HSH-Kunden kommen aus diesem Bereich, und mit 13 Milliarden Euro mache allein Schiffsfinanzierungen ein knappes Drittel der vergebenen Kredite aus – jeweils bezogen auf die Kernbank. Dieser Wert solle auf acht Milliarden sinken, kündigte Ermisch an. Stattdessen wolle man sich mehr auf die Standbeine Unternehmenskunden und Immobilien konzentrieren.
Der Vorstandschef lobte wortreich die Stärke der Wirtschaftsregion Norddeutschland und zeigte sich überzeugt, dass diese eine zwischen den Sparkassen und den Großbanken angesiedelte „Commercial Bank“ brauche. „Diese Bank ist die HSH Nordbank.“
Die Opposition in der Hamburger Bürgerschaft ist da etwas skeptischer. „Die Zahlen der HSH Nordbank sprechen eine deutliche Sprache: weniger Neugeschäft, weniger margenträchtiges Geschäft, rückläufiges erwartetes Gesamtergebnis“, sagte FDP-Wirtschaftsexperte Michael Kruse. Dass die HSH die seit 2009 bestehende Zehn-Milliarden-Euro-Garantie der Länder im Zuge des Altlasten-Verkaufs erstmals in Anspruch genommen und daraus 1,6 Milliarden Euro erhalten hat, sei ein „Meilenstein“, so Kruse: „Ab jetzt zahlen die Steuerzahler von Hamburg und Schleswig-Holstein für die Fehler der Staatsbank.“
Auch Norbert Hackbusch, Finanzexperte der Linkspartei, gewann den Zahlen nichts Gutes ab: „Rechnet man die gesamten Hilfen der Länder mit Steuergeldern heraus, bleibt nur noch ein armseliges Häufchen Elend an Bank übrig, die nicht ansatzweise eine Existenzberechtigung hat.“