Hamburg. Laut Gewerkschaft gestaltet sich die Anwerbung neuer Polizisten schwierig. Bundesländer stehen dabei in harter Konkurrenz.
300 Polizisten zusätzlich will Innensenator Andy Grote bis 2020 einstellen. Schon jetzt suchen bereits zehn Mitarbeiter des Personalmarketings Nachwuchs für die Polizei. In den kommenden Jahren müssen ohnehin hohe Pensionierungszahlen ausgeglichen werden. „Wir werden Enttäuschungen bei der Anwerbung erleben, und wir werden bereits in der Ausbildung befindliche Polizisten wieder verlieren“, sagt Thomas Jungfer, stellvertretender Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). Er hält die Perspektiven als Polizist für zu unattraktiv.
Polizei ist Ländersache. Das gilt auch für die Laufbahnmodelle, die entscheidend für das Gehalt und Beförderungsperspektiven sind. Hamburg hat die dreigeteilte Laufbahn, bestehend aus mittlerem, gehobenem und höherem Dienst. Andere Bundesländer wie Niedersachsen haben den mittleren Dienst nicht mehr. Dort ist der Einstiegsdienstgrad Kommissar. „Polizist ist insgesamt gesehen schon ein attraktiver Beruf. Vor allem von den Herausforderungen her“, sagt Jungfer. Deshalb werde es immer Bewerber geben. „Wir müssen aber davon ausgehen, dass viele von ihnen sich nicht nur bei der Hamburger, sondern gleichzeitig auch in anderen Bundesländern bei der Polizei bewerben.“
Abiturientenanteil bei rund 80 Prozent
Schon jetzt liegt der Abiturientenanteil unter den Bewerbern laut Jungfer bei rund 80 Prozent. Die wollen in den gehobenen Dienst. Doch Hamburg stellt nur einen Teil davon für diese Laufbahn ein. In diesem Jahr wurden gerade einmal 50 von mehr als 300 Polizeischülern für den gehobenen Dienst genommen.
Der Rest kann im mittleren Dienst anfangen. „Wir werden die Situation haben, dass viele Abiturienten zunächst bei der Hamburger Polizei anfangen und dann, wenn sie aus einem anderen Bundesland mit zweigeteilter Laufbahn eine Zusage bekommen, hier kündigen und dort anfangen werden“, glaubt Jungfer.
Bundesländer stehen in harter Konkurrenz
Zwar soll der Anteil der Anwärter für den gehobenen Dienst erhöht werden. „Insgesamt ist Hamburg als Arbeitgeber für Polizisten im Vergleich zu anderen Bundesländern unattraktiv. Und die stehen in harter Konkurrenz“, so Jungfer. „Niedersachsen nimmt sogar Bewerber ohne Abitur für den gehobenen Dienst und ermöglicht ihnen den Erwerb eines Abschlusses während der Ausbildung.“
Dass es eng wird, fürchten offenbar auch die Verantwortlichen. Deswegen ist ein Prüfauftrag vergeben worden, der bislang undenkbar war. Feldjäger der Bundeswehr, Militärpolizisten, sollen nach ihrem Ausscheiden aus dem Dienst bei den Streitkräften für die Hamburger Polizei begeistert werden. Von ihnen scheiden rund 100 bundesweit pro Jahr aus dem Dienst bei der Bundeswehr aus. Auf die Idee sind allerdings schon andere gekommen. In Mecklenburg-Vorpommern wurden kürzlich zwölf Feldjäger direkt in den Polizeidienst übernommen – ohne Ausbildung.