Hamburg. Bürgerinitiative für Fluglärmschutz spricht von „planmäßigem Flugbetrieb“ jenseits der erlaubten Betriebszeiten.

Der Flughafen Hamburg hat auch im Juli 2016 deutlich mehr verspätete Flüge nach 23 Uhr registriert – trotz der im April werbewirksam gestarteten „Pünktlichkeitsoffensive“. Der Flughafen zählte in diesem Juli 111 Verspätungen gegenüber 89 im Juli des Vorjahres. Schon die Zahlen für Mai und Juni hatten deutlich über Vorjahresniveau gelegen.

Die Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) sprach von „planmäßigem Flugbetrieb“ jenseits der erlaubten Betriebszeiten. „Das ist ein gewollter Akt der Missachtung von Recht und dient allein der Gewinnmaximierung“, sagte BAW-Sprecher Martin Mosel.

Die „Pünktlichkeitsoffensive“ ist eine vom Flughafen initiierte Selbstverpflichtung der Airlines zur Einhaltung der Flugzeiten. In Fuhlsbüttel darf zwischen 6 und 23 Uhr geflogen werden. Lärmschützer und BUND fordern Flugverbote. Das Gesetz fordert Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr.

Der Flughafen wies darauf hin, dass die Julizahlen besser aussähen als die des Juni. Laut SPD-Fraktionschef An­dreas Dressel braucht die Offensive Zeit, um zu greifen. Die BAW hält sie für gescheitert und warf Politik und Flughafen vor, späte Starts und Landungen wider besseres Wissen immer wieder mit „Extremwetterlagen“ zu begründen, obwohl diese lediglich acht Prozent der Verspätungen verschuldeten.

Mosel griff auch die Fluglärmschutzbeauftragte Gudrun Pieroh-Joußen scharf an, die in der Broschüre des Flughafens ein Kurzinterview gegeben hat. Darin sprach auch sie von wetterbedingten Verspätungen, was Mosel als Parteinahme deutete. „Sie ist keine echte Anwältin der Lärmbetroffenen“, sagte er. Pieroh-Joußen hatte in dem Interview aber auch darauf hingewiesen, dass es „einzelne Verbindungen“ im Flugplan gebe, die besonders oft verspätet seien, womit sie die Kritik der Bürgerinitiativen an der Flugplanung in Fuhlsbüttel indirekt bestätigte.