Hamburg. Vollautomatische U-Bahnen , Batteriebusse, intelligente Ticketsysteme – wie wir künftig durch Hamburg fahren.

Bus und Bahn sind das Verkehrsmittel der Zukunft. Eine Pro­gnose des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) geht von 900 Millionen Fahrgästen aus, die im Jahr 2026 den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen werden. Das wären rund 150 Millionen mehr Menschen als im vergangenen Jahr.

Damit dieser Rekordzuwachs erreicht wird, muss der ÖPNV noch attraktiver werden. Für die Zukunft sind zahlreiche Maßnahmen im Gespräch: Vollautomatische U-Bahnen, autonom fahrende Busse, ein Smartphone-basiertes Ticketsystem, freies WLAN in den öffentlichen Verkehrsmitteln und eine Fahrzeugflotte mit innovativen Antriebstechnologien. Die neue U-Bahn-Linie 5 wird gebaut und die S 4 realisiert.

Eine Zukunft ohne eigenes Auto

Nicht all diese Pläne können in den nächsten Jahren umgesetzt werden, manches kann noch Jahrzehnte dauern. Doch Hochbahn-Chef Henrik Falk hat ein klares Ziel: „Wir sehen viel zu viele Pkw, die 23 Stunden am Tag parken und sonst viel zu oft im Stau stehen. Das kann es doch nicht sein. Mit meinem Handy meine Mobilität nach meinen eigenen Vorstellungen schnell, ökologisch und komfortabel zusammenstellen, ohne ein eigenes Auto überhaupt zu vermissen, das ist die Zukunft.“

Ein Blick in eine vollautomatische U-Bahn ohne Fahrer der neuen Fahrzeuggeneration DT6, wie sie bereits in Nürnberg eingesetzt wird
Ein Blick in eine vollautomatische U-Bahn ohne Fahrer der neuen Fahrzeuggeneration DT6, wie sie bereits in Nürnberg eingesetzt wird © picture-alliance/ dpa | Daniel Karmann

Auch Verkehrs-Staatsrat Andreas Rieckhof (SPD) setzt auf Bus und Bahn: „Die Mobilität der Menschen wird sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren verändern. Es wird so sein, dass ein eigenes Auto für viele Menschen in der inneren Stadt gar nicht mehr attraktiv ist, weil das Angebot des ÖPNV kombiniert mit Car-Sharing-Modellen die Bürger überzeugt.“ Rieckhof kündigte an: Die U 5 werde auf jeden Fall fahrerlos fahren, so wie heute die meisten neuen U-Bahnen in der Welt auch.

Das sind die konkreten Planungen für den ÖPNV der Zukunft:

August 2016: Der erste Zwölf-Meter-Bus, der ausschließlich per Batterie betrieben wird, wird am kommenden Mittwoch von Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) vorgestellt. Von 2020 an, so hat es der Senat entschieden, sollen nur noch emissionsfreie Busse angeschafft werden. Zurzeit sind 61 Fahrzeuge des Hochbahn-Fuhrparks mit innovativen Antriebstechnologien ausgestattet.

September 2016: Auf der Metrobus­linie 5 und in den U-Bahn-Haltestellen Mönckebergstraße und Borgweg endet die WLAN-Testphase. Seit April können die Fahrgäste hier kostenlos über ihr Smartphone das Internet nutzen. Ziel ist es, alle Buslinien der Hochbahn und U-Bahn-Stationen mit freiem WLAN auszustatten. Auch in der U-Bahn sollen die Fahrgäste in Zukunft kostenlos im Internet surfen können. Aber dafür gibt es noch keinen Zeitplan. Denn für einen guten Empfang müssten die Netzbetreiber die Tunnel mit Providern ausstatten und das würde Millioneninvestitionen bedeuten.

Herbst 2016: Die neueste Fahrzeuggeneration ET 490 der S-Bahn Hamburg nimmt den Testbetrieb im Streckennetz auf. Ab Herbst 2017 soll der Zug im regulären Betrieb mit Fahrgästen eingesetzt werden. Insgesamt hat die S-Bahn 60 dieser Fahrzeuge bestellt. Ein Zug mit 190 Sitzplätzen besteht jeweils aus drei durchgängigen Wagen, dass soll das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste steigern.

Januar 2017: Der HVV führt die elek­tronische Kundenkarte ein. Dafür werden alle 800 Fahrkartenautomaten umgerüstet, bis zum Sommer 2017 sollen auch alle 2000 Busse mit neuen Lesegeräten ausgestattet werden. Mit der Kundenkarte – die im Internet oder in den Kundenzentren bestellt werden kann – können Einzel- und Tagestickets mit drei Prozent Rabatt erworben werden. Der Betrag wird vom Konto abgebucht, alternativ besteht die Möglichkeit, die Kundenkarte als Prepaid-Karte mit einem Betrag von mindestens 40 Euro aufzuladen. Auch alle Inhaber von Monatskarten sollen eine solche Kundenkarte mit ihren Daten erhalten, diese ersetzt dann die bisherige Klappkarte.

Januar 2017: Die Fahrgäste können über die App des HVV auf ihrem Smartphone und im Internet die Abfahrtszeiten sämtlicher Buslinien der Hochbahn und der VHH in Echtzeit verfolgen. Die App soll anzeigen, ob der Bus pünktlich kommt beziehungsweise wie viele Minuten Verspätung aktuell vorliegen – weil zum Beispiel Stau auf der Strecke herrscht.

Mitte 2017: Auf Pilotstrecken innerhalb des HVV soll ein auf das Smartphone basiertes Ticketsystem getestet werden, das über die HVV-App abgerufen werden kann. Der Name: Check-in-be-out. Das System soll erkennen, wenn der Fahrgast einen Bus oder eine Bahn betritt und wenn er das Fahrzeug wieder verlässt. Anhand dieser Daten werde dann der Fahrpreis ermittelt. Wer häufiger am Tag fährt, soll den besten Preis berechnet bekommen. Das Geld wird vom Konto des Fahrgastes beziehungsweise von einer hinterlegten Kreditkarte abgebucht.

Dezember 2018: Der neue rund 1,3 Kilometer lange Streckenabschnitt der U-Bahn-Linie 4 zwischen HafenCity Universität und Elbbrücken soll eröffnet werden.

2019: Startschuss für die Bauarbeiten zur Verlängerung der U 4 in Richtung Horner Geest.

2020: Voraussichtlicher Baubeginn für die S 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe.

2021: Die Bauarbeiten für den ersten rund sieben Kilometer langen Streckenabschnitt der neuen Linie U 5 zwischen dem Bramfelder Dorfplatz und dem New-York-Ring in der City Nord starten. Die U-Bahn soll dort 2027 den Betrieb aufnehmen.

2 027: Auf der neuen Linie U 5 könnten auch die ersten vollautomatischen U-Bahnen der neuen Fahrzeuggeneration DT 6 eingesetzt werden. Das heißt, es wird kein Fahrer mehr benötigt. Solche Fahrzeuge werden in Deutschland bereits im Netz der Nürnberger U-Bahn eingesetzt.

Auf den schon bestehenden U-Bahn-Linien 1 bis 4 macht die Einführung dieser vollautomatischen U-Bahnen laut Hochbahn allerdings keinen Sinn, da die gesamte Infrastruktur darauf ausgerichtet werden müsse. Zum Beispiel müssten die Bahnsteige mit Glaswänden und Türen zum Gleis hin ausgestattet werden.

2020–2030: In der Schweiz wird seit diesem Sommer ein autonom fahrender Bus getestet. Das heißt, das Fahrzeug verkehrt voll automatisiert und verfügt weder über ein Lenkrad noch über Brems- und Gaspedale. Aus Sicherheitsgründen wird jede Fahrt aber zunächst von einer fachkundigen Person begleitet, die im Bedarfsfall einen Notfallknopf betätigen kann, um den Bus anzuhalten. Mithilfe modernster Sensoren sollen die Fahrzeuge tagsüber wie auch nachts auf den Zentimeter genau fahren und sämtliche Hindernisse auf der Straße erkennen können. Dieses System wäre auch für Hamburg eine Option, allerdings gibt es dazu noch keine konkreten Planungen.