Berlin. In fünf bis sieben Jahren könnte es einen vollautomatischen Verkehr auf einigen Strecken geben. Erzgebirge als Testgebiet

Die Deutsche Bahn will bereits in wenigen Jahren Züge ohne Lokführer einsetzen. „Ich rechne damit, dass wir 2021, 2022 oder 2023 so weit sind, dass wir in Teilen unseres Netzes vollautomatisch fahren können“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Grube der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Das autonome Fahren ist in einem komplexen Schienensystem, in dem schnelle und langsame Personenzüge sowie Güterzüge fahren, schwieriger als bei einer U-Bahn – aber es ist möglich.“

Grube sagte, die ersten Pilotprojekte liefen bereits, so sei ein Testfeld bei der Erzgebirgsbahn aufgebaut worden. Dort seien auf einer rund 30 Kilometer langen Strecke ab dem Frühherbst die ersten Testfahrten geplant, sagte ein Konzernsprecher. Eine Diesellok werde umgerüstet und unter anderem mit Kameras und Sensortechnik ausgestattet. Das System solle Hindernisse zuverlässig erkennen und den Zug gegebenenfalls rechtzeitig stoppen.

Anders etwa bei U-Bahnen in Tunneln sei das Schienennetz der Eisenbahn viel komplexer, sagte der Sprecher. Neben der Unfallsicherheit müssten auch rechtliche Fragen geklärt werden. „Wir glauben aber, dass wir die Probleme lösen können.“

Bahnchef Grube sagte in dem „FAZ“-Interview, angesichts der Digitalisierung müsse die Bahn wettbewerbsfähig bleiben. Zudem wolle das Staatsunternehmen die Daten, die es gewinnt, besser nutzen. Dazu seien der Aufbau einer eigenen Gesellschaft und eine Zusammenarbeit mit Start-ups geplant.

Die geplante Einstellung der klassischen Nachtzüge mit Liege- und Schlafplätzen im Dezember begründete Grube mit „tiefroten Zahlen“ dieses Angebots. „Wir bemühen uns aber, noch in diesem Jahr ein Konzept vorzulegen, mit dem es auch künftig in Deutschland Nachtzugverkehr geben wird“, sagte Grube.

Nach Bahn-Angaben ist geplant, die Zahl der nachts verkehrenden Intercity-Züge zu erhöhen, vor allem in den Urlaubsmonaten im Sommer. Derzeit liefen „die betrieblichen Prüfungen dieses Konzeptes“. Zugleich spreche der Konzern mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), ob diese auch Verbindungen in und aus Deutschland betreiben können. Die ÖBB hätten dafür einen modernen Wagenpark, der der Deutschen Bahn fehle.