Hamburg. Hamburg will Asylbewerbern unter 25 Jahren verstärkt zu Ausbildung und Job verhelfen, um sie zu integrieren.

Große Chance für junge Flüchtlinge: Hamburg wird künftig darauf setzen, vorrangig Jugend­liche und junge Erwachsene in Ausbildung und Arbeit zu vermitteln, um Flüchtlinge erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Chancen von gering ausgebildeten Flüchtlingen wiederum sollen mit einer Kombination aus niedrig qualifizierten Jobs und Sprachkursen erhöht werden. Das geht aus einem bislang vertraulichen Entwurf für eine Senatsdrucksache hervor, der zugleich auch eine Bilanz der bisherigen Ansätze, Flüchtlinge in Arbeit zu bringen, darstellt.

Eine besondere Rolle soll die Jugendberufsagentur (JBA) spielen. „Die Wege in Ausbildung für junge Geflüchtete unter 25 Jahren sollen künftig über die JBA erfolgen, um auch die dort angebundenen sonstigen Beratungssysteme (Jugendhilfe, Schulinformationssystem, Berufsberatung) nutzen zu können“, heißt es in dem Papier. Auch ist geplant, Flüchtlinge individuell zu begleiten. „Diese Integrationsbegleitung steht den jungen Geflüchteten kontinuierlich für Fragen zur Ver­fügung und begleitet sie über den gesamten Zeitraum der Unterstützung.“

Außerdem ist vorgesehen, mehrere Angebote wie Integrationskurse und eine Einstiegsqualifizierung zu kombinieren, um Zeit zu sparen. Bei gering qualifizierten Flüchtlingen stehe die berufliche Orientierung beispielsweise mithilfe eines Praktikums im Vordergrund, heißt es in dem Drucksachenentwurf. Zuletzt war allerdings bekannt geworden, dass ein entsprechendes Angebot bisher kaum genutzt wurde. Zum Start des „Programms Kompetenzfeststellung, frühzeitige Aktivierung und Spracherwerb“ am 1. August waren von 300 angebotenen Plätzen nur fünf belegt.

Derzeit ist in Hamburg die Arbeitslosigkeit unter Flüchtlingen besonders hoch. Die Bundesagentur für Arbeit hatte die Daten von Flüchtlingen aus den acht nicht europäischen Asyl­zugangsländern mit den höchsten Zuwanderungsraten – Afghanistan, Eri­trea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia, Syrien – ausgewertet. Von den 17.658 als erwerbsfähig registrierten Personen waren 13.089 arbeitslos.

Hinzu kommen Erkenntnisse aus den Befragungen von fast 2000 Flüchtlingen für das seit fast einem Jahr laufende Programm „W.I.R – work and integration for refugees“, die in dem Senatspapier erstmals vorgelegt werden. Ausgewertet wurden Daten von 1076 Flüchtlingen.

Im Juli war die Zahl der Flüchtlinge erneut gesunken

Demnach konnten von diesen Flüchtlingen bislang lediglich 17 in ein Praktikum, drei in eine Ausbildung und neun in eine Beschäftigung vermittelt werden. „Aus diesen Zahlen lässt sich ablesen, dass sich für die weit überwiegende Zahl der Geflüchteten die In­tegration in Arbeit oder Ausbildung nur in einem längeren Prozess gestalten lassen wird“, räumen die Autoren des Drucksachenentwurfs ein.

Der Erwerb der deutschen Sprache gilt dabei als Dreh- und Angelpunkt. So reagierten Arbeitgeber zunehmend reserviert, wenn sie Flüchtlinge beschäftigen sollten, die nicht Deutsch sprächen, heißt es in dem Entwurf. Lediglich 5,4 Prozent der Flüchtlinge verfügten über erweiterte Deutschkenntnisse. „Nach den Erfahrungen im Rahmen von W.I.R liegen bei den meisten Kundinnen und Kunden nur geringe Deutschkenntnisse vor.“ Insgesamt nahmen 638 der 1076 befragten Flüchtlinge an Sprachkursen teil.

Mit Blick auf die hohe Zahl an gering qualifizierten Flüchtlingen wird in dem Entwurf festgestellt, „dass ein Teil der W.I.R.-Kundinnen und -Kunden – zumindest formal – keine Fähigkeiten und Ausbildungsgrundlagen mitbringt, die auf eine rasche Integration auf dem deutschen Arbeitsmarkt jenseits von sehr niedrig qualifizierten Helfertätigkeiten schließen lassen“.

Im Juli war die Zahl der Flüchtlinge, die Hamburg zugewiesen wurden, erneut gesunken. Insgesamt habe die Hansestadt sich um 388 neue Flüchtlinge kümmern müssen, teilte der Flüchtlingskoordinator mit. Für 304 dieser Flüchtlinge habe man eine Unterbringung zur Verfügung stellen müssen. Die übrigen Flüchtlinge seien woanders, beispielsweise bei Familien untergekommen.

Im Mai waren Hamburg noch 545 Flüchtlinge zugewiesen worden, im Juni nur noch 448. Im November des vergangenen Jahres hatte ihre Zahl noch bei mehr als 4000 gelegen. Insgesamt leben derzeit etwas mehr als 29.000 Flüchtlinge mit Unterbringungsbedarf in der Hansestadt.