Hamburg/Kopenhagen. Nach Hapag-Lloyd melden auch Branchenprimus Maersk und Hamburger Rickmers Gruppe rote Zahlen.

Das Vokabular wiederholt sich in diesen Tagen. Am Mittwoch nannte der Hapag-Lloyd-Vorstandsvorsitzende Rolf Habben Jansen die Halbjahreszahlen der Hamburger Traditionsreederei „enttäuschend“. Am Freitag zog Maersk-Chef Sören Skou nach und sprach von einem „unbefriedigenden Ergebnis“. Und bei der Hamburger Rickmers Gruppe wäre der Tenor wohl ähnlich ausgefallen – ein offizielles Statement gab es aber nicht. Was die drei Schifffahrtsunternehmen eint: Sie schlossen die ersten sechs Monate unter dem Strich tief in den roten Zahlen ab.

Der weltgrößten Containerreederei A.P. Moller-Maersk setzt die seit acht Jahren schwelende Branchenkrise massiv zu. Überkapazitäten im Markt drücken auf die Frachtraten. Gesenkte Kosten und „betriebliche Optimierungen“ trugen erheblich dazu bei, die „negativen Marktbedingungen“ abzufedern, hieß es im Zwischenbericht. Die Kosten in der Sparte seien zwar um 15 Prozent gedrückt worden, sagte Skou. „Aber das reichte nicht, um einen Rückgang von 24 Prozent bei den Frachtraten auszugleichen.“ Das sind die Transportpreise für die Container.

Im ersten Halbjahr stand bei den Dänen unterm Strich ein Nettoverlust von 114 Millionen US-Dollar (102 Millionen Euro). Im Vorjahreszeitraum hatte die wichtigste Sparte des Konzerns noch 1,2 Milliarden Dollar verdient. Bis Ende 2017 wollen die Dänen hier 4000 der etwa 23.000 Stellen streichen. Insgesamt beschäftigt die Gruppe rund 88.300 Mitarbeiter. Wegen hoher Gewinne im Ölgeschäft und als Terminalbetreiber verdiente das Gesamtunternehmen immerhin noch 348 Millionen Dollar – im Vorjahr waren es aber noch 2,4 Milliarden Dollar. Der Umsatz sank von 21,1 Milliarden auf 17,4 Milliarden Dollar.

Investoren würdigten, dass Maersk beim Senken von Kosten vorankam und die Prognose für das Gesamtjahr nicht, wie von einigen befürchtet, kappte. Die Aktie tendierte drei Prozent fester.

Maersk kämpft um den Spitzenplatz in der Branche, denn immer mehr Reedereien schließen sich zusammen oder bilden Allianzen, um die Kosten zu drücken. Auch Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd setzt auf diese Strategie und will sich mit dem arabischen Rivalen UASC verbünden. Der verschärfte Preiskampf hinterließ aber auch in den Büchern am Ballindamm Spuren. Wurde im Vorjahr von Januar bis Juni noch ein Plus von 157,2 Millionen Euro bilanziert, war es dieses Jahres ein Minus von 142 Millionen Euro.

Einen Nettoverlust fast auf diesem Niveau meldete mit der Rickmers Gruppe am Freitag ein Hamburger Konkurrent. Nach 2,6 Millionen Euro Gewinn im ersten Halbjahr 2015 rutschte das Unternehmen nun mit 131,5 Millionen Euro tief in die roten Zahlen. Die operative Ergebnisschwäche und außerordentlichen Wertberichtigungen auf das Schiffsanlagevermögen hätten zu dem Verlust geführt, so das Unternehmen. Der Umsatz sackte um 13,9 Prozent auf 249,3 Millionen Euro ab. Dafür gebe es eine Reihe von Gründen: Margenstarke Charterverträge seien ausgelaufen, Anschlussvercharterungen zu den derzeit schlechteren Marktkonditionen abgeschlossen worden, geringere Frachterlöse und eine stärker rückläufige Kapazitätsauslastung bei Spezialtransporten. Auch die Rickmers Gruppe plant übrigens einen Zusammenschluss. Inhaber Bertram Rickmers will beruflich – 20 Jahre nach der Trennung – wieder mit seinem Bruder Erck (E.R. Schifffahrtslinie) kooperieren und das Management der Schiffe zusammenlegen. Die Prüfung laufe weiter, hieß es am Freitag.