Hamburg. 19-Jähriger soll junge Frau in der Silvesternacht sexuell genötigt haben. Wurden dem Opfer Drogen verabreicht?
Im Hamburger Prozess um einen Sex-Angriff auf eine 19-Jährige in der Silvesternacht hat die Staatsanwaltschaft ein Jahr und zehn Monate Haft für den Angeklagten gefordert. Die Strafe solle nicht zur Bewährung ausgesetzt werden, sagte der Staatsanwalt am Mittwoch in seinem Plädoyer vor dem Landgericht.
Der etwa 19 Jahre alte Angeklagte aus Afghanistan habe das Opfer in Hamburg-Stellingen sexuell genötigt und nach dem Übergriff bei kalten Temperaturen hilflos liegengelassen. Der Verteidiger des Beschuldigten forderte Freispruch. Es seien viele Fragen offen geblieben. Das Urteil soll am 29. August verkündet werden.
Ein Rechtsmediziner hatte in dem Prozess ausgesagt, dass dem Opfer höchstwahrscheinlich Drogen verabreicht wurden. Die Erinnerungslücken der jungen Frau seien nicht mit ihrem Blutalkoholwert von 1,4 bis 2,0 Promille zu erklären. Auch die Auswertung der Überwachungsvideos deute auf die Einnahme anderer Substanzen hin.
Afghane soll die Frau gebissen und gekratzt haben
Dem Mann wird vorgeworfen, die junge Frau in der Nähe des Bahnhofs Hamburg-Stellingen sexuell genötigt und verletzt zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist der Angeklagte der Studentin Saskia M. (Name geändert), die mit Freunden an der Reeperbahn Silvester gefeiert hatte, auf dem Heimweg gefolgt. Als die damals 19-Jährige den S-Bahnhof Stellingen verließ, habe er sie zu Boden gebracht. Er soll sie zudem gebissen und gekratzt haben. Schließlich gelang es Saskia M., sich loszureißen und wegzulaufen. Eine Gutachterin hatte DNA-Spuren des Angeklagten am Opfer festgestellt.
Der Übergriff auf die junge Frau in der Silvesternacht war kein Einzelfall. Allein in Hamburg gingen 400 Frauen zur Polizei und sagten aus, in der Silvesternacht auf dem Kiez begrapscht, befummelt und/oder bestohlen worden zu sein. Um die Exzesse aufzuklären, hatte die Polizei die Sonderermittlungsgruppe „Silvester“ gegründet.