Hamburg. Untersuchung der Barmer GEK: Adipositas und Fettleibigkeit vor allem in Deutschlands Osten. Für Hamburgs Schlanke gibt es Gründe.

Liegt es an den Hunderttausenden Sportbegeisterten? An den prominenten Vorbildern wie Toni Garrn (Model), Sylvie Meis (Moderatorin), Bahnchef Rüdiger Grube (Jogger und Ehemann von Starköchin Cornelia Poletto) und Tagesschau-Sprecher und Triathlet Thorsten Schröder? Oder liegt es am Hamburger Klima, dass nirgendwo in Deutschland die Menschen schlanker sind als an Alster und Elbe? Eine neue Untersuchung der Krankenkasse Barmer GEK fördert es zu Tage: Der Anteil krankhaft fettleibiger Menschen an der Bevölkerung ist im Osten (Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen) mit 18 bis 20 Prozent am höchsten; in Hamburg mit 11 Prozent am niedrigsten. Platz zwei belegt Berlin mit 13 Prozent.

Das zeigt schon, dass offenbar ein Großstadt-Phänomen eine Ursache für die große Anzahl von schlanken und normalgewichtigen Bürgern ist. Der Chef der Hamburger Barmer-Vertretung, Frank Liedtke, sagte dem Abendblatt, dass auch Faktoren wie Bildung und ein überdurchschnittliches Einkommen für eine geringe Zahl an Patienten mit Adipositas sorgten.

Adipositas: Auch in Hamburg steigt die Fallzahl

In Hamburg wird deutlich mehr verdient als in anderen Bundesländern, die Akademikerdichte ist hoch Und doch spiegelt sich auch hier ein Trend.

Die Zahl der Fettleibigen stieg von 2003 bis 2013 in Hamburg von 9,1 auf 11,1 Prozent, im Bundestrend gab es ebenfalls mehr Patienten mit dieser Diagnose. 2014 wurden sieben Millionen Deutsche wegen krankhaften Übergewichts ambulant behandelt (plus 14 Prozent im Vergleich zu 2006). Bei den Barmer-Versicherten hat sich die Zahl der Operationen wegen Adipositas in diesem Zeitraum sogar versechsfacht.

Hier zumindest können sich die Hamburger Patienten auf beste Medizin verlassen. Das UKE, die Schön Klinik Eilbek sowie das Asklepios Klinikum West (Rissen) gehören zu den Zentren, die von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zertifiziert sind. In diesen Krankenhäusern liefern die Operationen nach Barmer-Angaben nachweislich qualitativ bessere Ergebnisse und sind sogar günstiger.

Fettleibigkeit hat schwerwiegende Folgen

Adipositas hat durch die Beschwerden, die sie bei betroffenen auslöst, Folgen für die Volkswirtschaft, denn die Fehltage im Job steigen durch eine gesteigerte Krankheitsneigung, wie die Barmer in ihrem neuen Krankenhaus-Report schreibt, der dem Abendblatt vorliegt. Für die Patienten bedeutet das Folgeerkrankungen wie Diabetes (Typ 2), Herzerkrankungen, Schlafstörungen und mitunter sogar Krebs. Ausgerechnet bei den 20- bis 39-Jährigen, die in der „Rush hour“ des Lebens stehen, ist die Zunahme der Fälle am größten.