Hamburg. Das Pilotprojekt soll die Wasserwelt der City ökologisch aufwerten sowie Meerforellen, Neunaugen und Aale anlocken.
Das Projekt, die Fleete der Stadt mit neuem Leben zu füllen, ist am Dienstag mit dem Einbringen künstlicher Unterwassergebilde fortgesetzt worden. Bereits seit Juni treiben gelbe Bojen mit angehängten Totholzbündeln in den Gewässerarmen, um die Ansiedlung von Kleinstorganismen als Nahrung für Fische zu befördern. Nun wurden 1,5 Tonnen schwere Beton-Unterstände für die Tiere abgesenkt.
Sie sollen den sonst kargen Lebensraum Fleet abwechslungsreicher gestalten, ihn ökologisch aufwerten. Zudem dienen die halboffenen, an Cockpits erinnernde Konstruktionen als Unterschlupf, bei offenen Schleusen bewahren sie Unterwassertiere vor einem „Verdriften“. „Fischen wird in den Hohlräumen die Möglichkeit gegeben, sich vor starken Strömungen zu schützen“, sagt Projektkoordinator Karsten Borggräfe von der Aktion Fischotterschutz. Ob der Plan aufgeht, soll im Herbst mit Echolotuntersuchungen überprüft, der Nutzen für Wasserinsekten und Fische ermittelt werden. Da es sich um eine bundesweit einzigartige Erprobung von Prototypen handelt, seien dem Projekt „Lebendige Alster“ bisher keine Erfahrungswert bekannt.
Fleete als Lebensraum attraktiver machen
Ziel ist, dass die Fleete als Wanderkorridor und Lebensraum attraktiver werden sollen – zum einen durch Totholzgebilde, die Pflanzen imitieren, zum anderen durch die nun mit einem Kran eingebrachten „Stromkokons“.
Grundsätzlich ergänzen die Prototypen die Renaturierungsmaßnahmen der Umweltbehörde, die an Rathaus- und Mühlenschleuse Fischtreppen angelegt hat, um Meerforellen, Neunaugen und Aalen das Wandern zu ermöglichen. Da die steinernen Ufer und der schlickreiche Grund der Fleete den Fischen bisher kaum Reize boten, wird nun künstlich nachgeholfen.
Beteiligt sind die Umweltverbände BUND, Nabu und die Aktion Fischotterschutz sowie die Umweltbehörde. Gefördert wird das 10.000 Euro teure Pilotprojekt von der Stiftung Lebensraum Elbe. Eineinhalb Jahre Planung liegen hinter der Entwicklung. Vielleicht, so hoffen die Naturschützer, verweilen Fische nun etwas länger im Fleet.
Wie das Projekt sinnvoll ausgeweitet werden kann, soll geprüft werden. „Da die Fleete unter Denkmalschutz stehen, muss abgewogen werden, welchen gestalterischen Spielraum der Naturschutz hat“, sagt Borggräfe. Schon jetzt musste auf eine „maritime Anmutung“ geachtet werden. Ob irgendwann schwimmende Gärten, die laut Naturschützer einen enormen Erholungswert hätten, Wirklichkeit werden, ist demnach völlig offen.