Hamburg. Immer wieder werden Reusen gestohlen. Die Polizei kann den Fischern nicht helfen

Hamburger Fischer fühlen sich in ihrer Existenz bedroht. Grund für ihre Sorge ist der Diebstahl von Fischereigeräten wie Netzen und Reusen. Immer wieder müssen die Fischer erleben, dass von ihnen ausgelegte Reusen im Hamburger Hafen geklaut werden – für die Betroffenen ist das eine kostspielige Angelegenheit.

„Eine Reuse kostet 250 bis 270 Euro“, sagt Christian von Stamm. Seit vier Jahren fischt er im Hamburger Hafen, in der Flensburger Förde seit Kindesbeinen. Doch einfacher wird das Geschäft nicht. „In den letzten Jahren nimmt der Diebstahl von Netzen und Reusen permanent zu“, sagt von Stamm. „Offenbar ist den Tätern nicht bewusst, dass sie mit diesen Diebstählen uns, und damit meine ich alle Hamburger Fischer, unserer Lebensgrundlage berauben.“

Nach Angaben der Wirtschaftsbehörde, die für die Fischerei zuständig ist, gibt es in der Hansestadt nur noch vier Berufsfischer. Vor 100 Jahren waren es noch an die 100. Bei der Behörde sind zudem sechzig aktive Nebenberufsfischer registriert. Auch für Christian von Stamm ist die Fischerei ein zweites Standbein. Drei Stunden verbringt er täglich damit.

Erst vor drei Wochen haben Diebe fünf seiner Reusen entwendet. „Letztes Jahr wurden mir insgesamt 15 Reusen gestohlen“, sagt der 45-Jährige, der Aal und Zander fängt. Sein Revier: der östliche Hamburger Hafen. „Zu dem materiellen Verlust kommt der Verdienstausfall“, sagt er. „Hier kommen insgesamt schnell ein paar Tausender zusammen.“

Um Kosten zu sparen, kauft er im Internet gebrauchte Reusen. „Schließlich gibt es genug Fischer, die aufgeben müssen und ihre Fischereigeräte verkaufen“, sagt von Stamm. Bis er die Reusen beschafft habe, vergingen jedoch ein bis zwei Wochen. Zeit, in der ihm viele Fische entgehen. „Pro Kilo Aal bekomme ich 20 Euro – und mit fünf Reusen kann ich zehn Kilo Aal fangen.“

Zur Polizei geht er schon lange nicht mehr, um die Diebstähle anzuzeigen. „Das macht der Polizei nur Arbeit, aber bewirken tut die Anzeige nichts“, sagt von Stamm. Versichern könne man die Reusen nicht.

Der Wasserschutzpolizei in Hamburg ist das Problem bekannt. „Vor einigen Jahren kam es vermehrt zu Diebstählen von Reusen“, sagt eine Polizeisprecherin. In den vergangenen zwei Jahren habe es jedoch keine belegbare Häufung mehr gegeben. Zumindest Anzeigen hat es dazu nicht vermehrt gegeben.

Um wen es sich bei den Dieben handelt, ist Spekulation. Tierschützer? Professionelle Täter, die die Reusen weiterverkaufen? Gelangweilte Jugendliche? Christian von Stamm weiß nur eines: „Ein Kollege war es sicher nicht.“ Sitzen ja alle in einem Boot.

Das kann auch Olaf Jensen bestätigen. „Das Problem begleitet mich mein ganzes Leben“, sagt der Berufsfischer, der seit 32 Jahren täglich bei Wind und Wetter zum Fischen auf Elbe, Schlei oder Ostsee rausfährt. „Das ist ein hartes Geschäft“, sagt der 58-Jährige. Im vergangenen Herbst seien ihm zuletzt Reusen gestohlen worden. Der Schaden: rund 3000 Euro. Anzeige erstattet er schon lange nicht mehr.

„Der Reusen-Diebstahl ist eine Plage – wie die Wohnungseinbrüche in Hamburg“, sagt Jensen. „Ich habe auch schon nächtelang auf der Lauer gelegen, um die Diebe auf frischer Tat zu schnappen.“ Bisher erfolglos. Durch die Fischereiverordnung sei es relativ leicht, die Reusen ausfindig zu machen. Netze und Reusen müssen mit Bojen, auf denen das zugewiesene Fischereikennzeichen angebracht ist, markiert werden. Ansonsten droht ein Ordnungsgeld.