Hamburg. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt und Nordex verdient nun bis zu 38 Prozent mehr – die Aktie verliert dennoch an Wert.

Der Windanlagenhersteller Nordex hat nach der Übernahme des spanischen Windpark-Betreiber Acciona Windpower (AWP) den Umsatz kräftig gesteigert. In den ersten sechs Monaten des Jahres erreichte die Gruppe ein Wachstum von 35 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, teilte Nordex am Donnerstag in Hamburg mit. Das organische Wachstum ohne die Übernahme lag bei knapp 16 Prozent. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt: Der Auftragseingang betrug mehr als 1,3 Milliarden Euro, davon mehr als die Hälfte durch AWP. Regionale Schwerpunkte waren Deutschland und Amerika. Der Konzerngewinn stieg um 38 Prozent auf 51 Millionen Euro.

Aufgrund der starken Verbesserung des operativen Gewinns habe der Vorstand seine Ergebnisprognose nach oben angepasst, heißt es in der Mitteilung. Die Marge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) soll nun zwischen 8,3 und 8,7 Prozent liegen, nicht mehr bei 7,5 Prozent. Als Umsatz werden 3,35 bis 3,45 Milliarden Euro erwartet. Die operative Entwicklung spiegele den Wachstumskurs der Gruppe wider. So verdoppelte sich die Produktionsleistung im Bereich Rotorblätter; bei den Turbinen lag das Wachstum der Produktion bei rund 28 Prozent. Die Aktie reagierte dennoch bis zum Nachmittag mit einem Minus von gut zwei Prozent.

2016 könnte Rekordjahr für Windparks an Land werden

Die Windkraft-Branche rechnet mit einem Schub für Anträge auf Windparks an Land, da die bisherige Ökostrom-Förderung ausläuft. Wer seine Genehmigung 2016 bekommt und in den kommenden zwei Jahren baut, bekommt für den Strom noch gesetzlich festgelegte Garantiepreise. Die entfallen größtenteils mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). 2017 werde die Branche „im Wesentlichen aus den Altgenehmigungen leben“, sagte Matthias Zelinger vom Maschinenbau-Verband VDMA in Berlin. Im ersten Halbjahr wurden in Deutschland rund 1900 Megawatt netto Windkraft an Land zugebaut und damit 73 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie der Bundesverband Windenergie (BWE) und der VDMA-Fachverband Power Systems mitteilten. Die Verbände rechnen mit einem Zuwachs von 4000 bis 4400 Megawatt netto für das Gesamtjahr. „Es gibt auch das Potenzial, dass da noch ein Rekordjahr draus wird“, so Zelinger. Den größten Zubau gab es 2014 mit 4400 Megawatt.

Als Gründe für den aus Branchensicht gut laufenden Ausbau nannte Zelinger vor allem gute Rahmenbedingungen: Genehmigungsverfahren seien im Vergleich zu früher relativ glatt gelaufen und es hätten ausreichend Flächen für Windräder zur Verfügung gestanden. Insgesamt produzieren Windkraftanlagen an Land inzwischen zwölf Prozent des Bruttostromverbrauchs – damit ist der gesamte in Deutschland produzierte und importierte Strom gemeint, abzüglich der Stromexporte.