Hamburg . Erzieher, Sozialpädagogen und Therapeuten befürchten eine Verschlechterung ihrer Arbeit. Betroffen sind knapp 3000 Fachkräfte.

Um die geplante Dienstzeitregelung für pädagogisch-therapeutische Fachkräfte an Hamburgs Schulen gibt es Ärger: Gewerkschaften und Pädagogen befürchten eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Betroffen sind knapp 3000 Erzieher, Sozialpädagogen und Therapeuten.

Nach den Entwürfen der Schulbehörde soll die Dienstzeitregelung die Arbeiten aller pädagogisch-therapeutischen Fachkräfte (Erzieher, Heilerzieher, Sozialpädagogen, Physio- und Ergotherapeuten), die im Dienst der Behörde arbeiten, einheitlich festlegen. Darin sind unter anderem Zeiten für Vorbereitungen und für Konferenzen und Fortbildungen sowie Ferienzeiten geregelt, außerdem Präsenztage – ähnlich wie beim Lehrerarbeitszeitmodell. Schul­senator Ties Rabe (SPD): „Wir wollen mit der neuen Dienstzeitregelung nichts sparen, es soll aber auch nicht mehr kosten. Wir müssen es klarer regeln, denn es gibt Gerechtigkeitslücken.“

Das klingt zunächst nicht schlecht. Aber: „Die geplante Regelung differenziert nicht zwischen den Professionen“, sagt Max Stempel von Ver.di. Statt­dessen würden die Pädagogen gleich behandelt, unabhängig von ihrem Arbeitsschwerpunkt. Tatsächlich haben sich die einzelnen Pädagogen auf bestimmte Bereiche spezialisiert.

Betroffenen fordern Zeiten für Vor- und Nachbereitung

„Die Kollegen werden zunehmend verschult“, sagt Birgit Rettmer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sozialpädagogen aber seien keine Lehrer. Beziehungsarbeit zu den Kindern brauche Zeit und keinen Stundenplan. Sie befürchtet, dass mit dem neuen Dienstzeitmodell die Sozialpädagogen, Therapeuten und Erzieher nicht adäquat, sondern noch mehr als ohnehin schon als Feuerwehr eingesetzt werden. Birgit Rettmer weiß von Erziehern, die den Mathematikunterricht einer achten Klasse übernehmen, wenn der Lehrer krank ist. „Die Schulleitungen können mit dem neuen Dienstzeitmodell noch mehr frei über die Sozialpädagogen verfügen.“ Die Schulbehörde, so der Vorwurf, verlange von den Pädagogen, allzeit für sämtliche Tätigkeiten parat zu stehen.

Die Betroffenen fordern angemessene Zeiten für eine Vor- und Nachbereitung, die individuell für die Professionen geregelt wird und eben nicht für alle gleichermaßen gelten kann. „Die Behörde möchte, dass wir die ganze Zeit am Kind sind“, sagt Sandra Hörhold, die an einer Sonderschule als Physiotherapeutin arbeitet, „aber das ist nicht möglich. Ich muss am Vormittag Zeiten haben, um mit Ärzten zu telefonieren.“

Karl-Heinz Heber, der an einer Grundschule in Altona arbeitet: „Bei meiner Arbeit kann es auch um Kindswohlgefährdung oder die Inobhutnahme eines Kindes gehen. Das zu regeln braucht Zeit.“ Diese müssten die Pädagogen flexibel gestalten.