Hamburg/Uganda. Der Musiker gab nicht nur drei Konzerte, sondern machte sich auch gemeinsam mit Stephan Hering-Hagenbeck auf in den Regenwald.

„Man muss das Leben mit Erlebnissen füllen“, sagt Joja Wendt. Das ist auch der Grund, warum der Hamburger Starpianist kürzlich nicht nur drei Konzerte in Uganda gegeben hat, sondern auch noch einen Abenteuertrip zu den Berggorillas in den Regenwald gemacht hat.

An seiner Seite ein Freund und ausgewiesener Experte: Stephan Hering-Hagenbeck. Der Zoologische Direktor des Tierparks Hagenbeck begleitete Wendt nach Afrika. Allerdings war ­Hering-Hagenbeck nicht in dieser Funktion vor Ort, sondern als geschäftsführender Gesellschafter seiner Firma ZooQuariumDesign, die sich mit der Planung und dem Bau von Tiergehegen beschäftigt: „Als mir Joja von seinen Reiseplänen erzählte, da habe ich mich sofort angeschlossen“, sagte Hering-Hagenbeck, der Doktor der Biologie ist.

Stephan Hering-Hagenbeck
(l.)
und Joja Wendt
auf Ngamba
Island, hier
werden Schimpansen
betreut
Stephan Hering-Hagenbeck (l.) und Joja Wendt auf Ngamba Island, hier werden Schimpansen betreut © Stephan Hering-Hagenbeck

Zunächst absolvierte Wendt seine Auftritte in der Hauptstadt Kampala, spielte unter anderem bei einer Charityveranstaltung in der Residenz des deutschen Botschafters. Bei einem weiteren Konzert in einer Musikhalle musizierte der begnadete Klavierspieler – der schon in der berühmten New Yorker Carnegie Hall aufgetreten ist – gemeinsam mit Einheimischen: „Die Menschen waren alle sehr freundlich und so fröhlich. Man merkte sofort, dass sie Musik lieben“, sagte Wendt.

Nachdem Wendt seine musikalische Mission beendet hatte, machte er sich gemeinsam mit Stephan Hering-Hagenbeck auf die Reise zu den Berg­gorillas, die im Bwindi Impenetrable National Park im Grenzgebiet zur Demokratischen Republik Kongo leben.

Sozusagen als Reiseführer und Fahrer war der deutsche Botschafter Peter-Christof Blomeyer mit dabei: „Wir haben uns zu dritt in einem Jeep auf den Weg gemacht, und das war wirklich ein Erlebnis“, sagte Wendt. Eine Autobahn gibt es dort nicht, „wir sind mehr oder weniger über Schotterpisten gefahren“, so Hering-Hagenbeck.

Zwischendurch gab es eine Straßensperrung: „Das waren Militärs. Aber als sie am Kennzeichen des Botschafters den Diplomatenstatus erkannt haben, durften wir unbehelligt weiterfahren“, berichtete Wendt. Nach gut zehn Stunden war der Bwindi-Nationalpark erreicht. Dort leben etwa 350 Berggorillas, ungefähr die Hälfte der noch verbliebenen Berggorilla-Population, in verschiedenen Familienverbänden. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht, auch wenn sich ihre Zahl in den vergangenen Jahren etwas stabilisiert hat. Im Regenwald begaben sich die Deutschen in die Hände von professionellen Führern, und auch zwei bewaffnete Sicherheitsleute waren dabei.

Bei mehr als 30 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit machte sich die Gruppe auf zu einem gut dreistündigen Fußmarsch: „Es gibt dort keine extra angelegten Wege. Unsere Route führte uns über Trampelpfade durch den dicht bewachsenen Regenwald“, erzählt Wendt. Natürlich sei das strapaziös gewesen, aber man habe ja ein klares Ziel vor Augen gehabt: die Berggorillas.

Joja Wendt musizierte gemeinsam mit
Einheimischen
Joja Wendt musizierte gemeinsam mit Einheimischen © Stephan Hering-Hagenbeck

Und die Anstrengung habe sich gelohnt: „Es war wirklich aufregend. Irgendwann stand ich höchstens zwei Meter von einem Silberrücken entfernt, der majestätisch inmitten des Regenwaldes thronte“, sagte Wendt, der am vergangenen Donnerstag schon wieder ein ausverkauftes Konzert in der Laeisz­halle absolvierte.

Der Silberrücken ist der männliche Anführer der 17-köpfigen Gruppe von Berggorillas, denen Wendt und seine Mitstreiter begegneten. Das Tier ist etwa 1,70 Meter groß und wiegt um die 200 Kilo: „Das war ein echter Koloss, und als er sich plötzlich auf uns zubewegte, da war Vorsicht angesagt“, sagte Wendt.

Der begeisterte Hobbyfotograf ­Hering-Hagenbeck hatte seine Ausrüstung dabei und machte Hunderte Bilder auf der gemeinsamen Reise: „Dass wir den Berggorillas so nah gekommen sind, war für mich ein unvergessliches Erlebnis. Diese seltenen Tiere in ihrem Lebensraum beobachten zu können hat mir viele Anregungen für zukünftige Gehegegestaltungen gegeben“, sagte ­Hering-Hagenbeck.

Dem Unternehmer ist wichtig: „Wir müssen uns natürlich auch dafür einsetzen, dass sie in ihrem geschützten Lebensraum weiter erhalten bleiben.“ Deshalb gelten in dem Nationalpark auch klare Regeln. Die Besuchergruppen dürften sich nicht länger als eine Stunde bei den Tieren aufhalten.

Auch für die kleinen Fans nahm sich
der Hamburger Joja Wendt Zeit
Auch für die kleinen Fans nahm sich der Hamburger Joja Wendt Zeit © Joja Wendt

Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch der Schimpansen-Insel, Ngamba Island, im Victoriasee – dem größten See Afrikas. Hier leben die Affen in einem besonders geschützten Bereich und konnten sich über einen musikalischen Leckerbissen freuen. Denn Joja Wendt wurde ein Keyboard gereicht, und er spielte spontan ein paar Stücke für die Schimpansen: „Das hat Spaß gemacht. Die Affen reagierten sofort auf die Musik. Und es war schön zu sehen, wie liebevoll sich die Menschen hier um diese Tiere kümmern“, sagte Joja Wendt.

Sieben Tage haben die beiden Freunde in Uganda verbracht. Das Fazit von Joja Wendt ist durchweg positiv: „Das war eine spannende Zeit, und die Begegnung mit den Berggorillas werde ich nie vergessen.“