Hamburg. Hamburger Tierpark hofft auf Nachwuchs bei den Orang-Utans. Beim Kuppelversuch griff der Zoo zu einer ungewöhnlichen Maßnahme.

Für Orang-Utan-Dame Conny sind es die letzten Tage im Zoo der Stuttgarter Wilhelma. Voraussichtlich am kommenden Dienstag soll die 26 Jahre alte Affendame in den Tierpark Hagenbeck nach Hamburg umziehen, um sich dort einer neuen Orang-Utan-Familie anzuschließen.

Bei Hagenbeck, so hofft man, soll Conny zum Erhalt der extrem seltenen Menschenaffenart beitragen - vorausgesetzt, Orangmann Tuan erfüllt überhaupt die Erwartungen seiner neuen Partnerin. „Mit seinen 18 Jahren ist er jetzt im besten Zuchtalter“,sagt Tierärztin Adriane Prahl vom Tierpark Hagenbeck. „Wir hoffen, dass er bei einer neuen Frau endlich weiß, was jetzt zu tun ist.“

Partnervermittlung mittels Videos

Um die beiden schon einmal aneinander zu gewöhnen und erfolgreich miteinander zu verkuppeln, griffen die beiden beteiligten Zoos zu einer ungewöhnlichen Methode: Mit Hilfe von Video-Dating sollte vorab getestet werden, ob sich das vorgesehene Zuchtpaar auch wirklich sympathisch findet.

Dazu wurden in den vergangenen Wochen in beiden Zoos Videos der beiden Affen produziert, die dem jeweils anderen auf einem Laptop vorgeführt wurden. Die Clips mit einer Länge von 10 bis 15 Minuten seien den Orang-Utans anschließend auf einem Notebook gezeigt worden. Tierpfleger Claus Claussen reiste dafür eigens nach Stuttgart, um Conny ihren neuen Partner vorzustellen.

Aussehen spielt eine wichtige Rolle

„Für Orang-Utans spielt das Aussehen bei der Partnerwahl offenbar wie bei uns Menschen eine wichtige Rolle“, sagt Marianne Holtkötter, Kuratorin für Menschenaffen in der Wilhelma. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) forsche dazu noch. „Für uns ist es zumindest ein zusätzlicher Anhaltspunkt, ob es etwas werden kann mit den jeweiligen Zuchtpartnern.“ Videos seien dabei wesentlich interessanter als Standbilder, so die Kuratorin.

Neben Conny, verlässt auch Affendame Sinta die Wilhelma für einen neuen Partner. Die 1994 im Tierpark Hagenbeck geborene Sinta, lebt seit 2007 in Stuttgart und geht nun in den Zoo Pairi Daiza in Belgien. Auch sie lernte ihren neuen Partner Gempa dank „Video-Dating“ kennen.

Affenweibchen zeigten sich interessiert

Die Zeichen für eine erfolgreiche Verkupplung der beiden Affen stehen derzeit gut. „Ob es vor Ort wirklich Liebe auf den zweiten Blick wird, müssen wir abwarten“, sagt Marianne Holtkötter. Die beiden Affenweibchen hätten sich jedoch äußerst interessiert an ihren „Zukünftigen“ gezeigt. Umgekehrt habe man auch den Männchen Filmaufnahmen ihrer potentiellen Partnerinnen vorgeführt.

Die Frage, woran man die Sympathie jedoch erkenne, sei schwierig zu beantworten, so die Kuratorin. „Von allen Menschenaffen zeigen Urang-Utans äußerlich am wenigsten ihre Emotionen“, so Holtkötter. Sie gelten als phlegmatisch, äußerlich immer cool. „Sie haben kein Quietschen von sich gegeben, aber man hat gesehen, wie sie das Männchen mit den Augen fixiert haben.“ Die zuständige Tierpflegerin habe sich äußerst zuversichtlich gezeigt: So interessiert, habe sie Conny jedenfalls noch nie gesehen.

Die Zeichen auf Nachwuchs bei Hagenbeck stehen damit gut.