Hamburg. Im ersten Halbjahr wurden 337 Taten weniger gezählt als im Vorjahreszeitraum. Die Aufklärungsquote steigt.

Die Trendwende scheint geglückt: Zehn Monate, nachdem die Soko „Castle“ ihre Arbeit aufgenommen hat, ist die Aufklärungsquote bei den Einbrüchen hamburgweit im ersten Halbjahr dieses Jahres auf 11,5 Prozent hochgeschnellt. Das ist ein deutlicher Anstieg. In den vier Jahren zuvor lag die Aufklärungsquote durchgängig unter sechs Prozent. Vergangenes Jahr wurden sogar nur magere 4,3 Prozent der Taten aufgeklärt – das war ein historischer Tiefstand.

Ein weiterer Erfolg: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Einbrüche auf 4616 Fälle gesunken. Das sind 337 Einbrüche weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei nahm die Zahl der vollendeten Einbrüche mit fast 300 besonders stark ab.

Aufklärungsquote so hoch wie seit 25 Jahren nicht

Bestätigen will man die Zahlen, über die die „Bild“ zuerst berichtete, im Polizeipräsidium nicht. „Wir machen grundsätzlich keine Angaben zu Halbjahreszahlen“, so Pressesprecher Timo Zill. Kommentieren mag man den positiven Trend schon. „Wir erkennen an der Entwicklung, dass die Instrumente wie Serienerkennung, optimierte Tatortarbeit, aber auch Präventionskampagnen erfolgreich sind.“

Einer dürfte besonders aufatmen: Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Er hatte das Thema Einbruch zur Chefsache gemacht und der Bekämpfung höchste Priorität verschafft. Im Polizeipräsidium ist es kein Geheimnis, dass es dagegen zahlreiche Widerstände gab. Einerseits glaubten viele nicht an einen durchschlagenden Erfolg bei dem Massendelikt Einbruch. Andererseits wurde die Soko „Castle“ üppig mit Personal ausgestattet, das natürlich an anderer Stelle weggenommen wurde.

Jetzt sieht es so aus, als ob Meyer bestätigt würde. Eine Aufklärungsquote von 11,5 Prozent hatte es in den vergangenen 25 Jahren nicht gegeben. Nur 2007 lag sie mit 11 Prozent annähernd gleich hoch.

Gewerkschaft: Verurteilungspraxis wird „entscheidend“ sein

„Die Aufklärungsquote ist ein beachtenswerter Erfolg“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Die Frage wird sein, wie lange dieser Erfolg zu halten ist.“ Dass die Soko in der Stärke keine Dauereinrichtung sein wird, steht für Lenders außer Zweifel. „Ein weiterer Punkt ist die Justiz. Man wird sehen, wie weit sie mitzieht.“ Die Staatsanwaltschaft will eine Teilabteilung im Bereich Organisierte Kriminalität einrichten, die sich mit Einbruch beschäftigt. „Entscheidend wird aber die Verurteilungspraxis sein“, so Lenders. Die ließ in der Vergangenheit zu wünschen übrig. Viele Serientäter kamen wieder frei.

Auf der polizeilichen Seite wird es am Leiter des Landeskriminalamtes, Frank-Martin Heise, liegen, den Erfolg der Sonderkommission dauerhaft in die Fläche, also zu den verschiedenen Kripodienststellen zu bringen, die Einbruch bekämpfen. Bislang ist nämlich unklar, ob die Soko „Castle“ aufgelöst oder in eine feste Dienststelle umgewandelt wird.

Dass die Einbruchskriminalität die Hamburger Polizei noch lange beschäftigen wird, zeigt die Statistik. Mehr Einbrüche als im vergangenen Jahr hatte es zuletzt 1997 (9006 Taten) gegeben. Um auf den niedrigsten Stand zurückzufallen, müssten sich die Zahlen fast halbieren. Den gab es vor zehn Jahren. 2006 verzeichnete die Polizei in Hamburg im gesamten Jahr 4733 Einbrüche.