Hamburg. Durchschnittlich 24 Einbrüche am Tag hat die Polizei im vergangenen Jahr in Hamburg registriert. Seit Jahren steigt die Zahl.

Angesichts der hohen Zahl von Einbrüchen in Hamburg hat die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle, die ihren Sitz an der Caffamacherreihe hat, nachgerüstet. Neben den klassischen mechanischen Sicherungen ist jetzt auch das Thema Videoüber­wachung integriert. Das innovativste Stück kommt von einem Hersteller aus Hamburg. Schlicht SL heißt die Sicherheitsleuchte, die die normale Beleuchtung, Kameraüberwachung, Infrarot- und Thermalsensorik sowie eine spezielle Abwehrtechnik vereint.

„Viele reden vom Smart Home. Man kann über Technik sein Eigentum und seine Wohnung überwachen“, sagt Polizeivizepräsident Wolfgang Brand. „Die neue Technik wird hier präsentiert. Und es lohnt sich wirklich, sich damit eingehender zu beschäftigen.“

Steigende Einbruchszahlen und geringe Aufklärungsquote

9006 Einbrüche registrierte die Polizei in Hamburg im vergangenen Jahr, das sind rund 1500 mehr als im Vorjahr. „Die Aufklärungsquote ist mit 8,5 Prozent so, dass wir nicht zufrieden sind“, so Brand. Deswegen fährt man mehrgleisig. Die Soko „Castle“ soll den repressiven Teil abdecken. Die Beamten konzentrieren sich auf die hochprofessionelle Serientäter, die als Banden zumeist vom Balkan oder aus Südamerika einreisen, um Einbrüche zu begehen. Mit der Uni Hamburg arbeitet man bei einem Forschungsauftrag zusammen. Es soll ein Programm entwickelt werden, durch das man Einbrüche vorhersagen kann. Präventionsprogramme wie „Beim kleinsten Verdacht“ sollen Anwohner sensibilisieren und ihre Hemmschwelle senken, über 110 die Polizei zu rufen. Die Beratung ist der andere Eckpfeiler des Konzepts.

Brand geht davon aus, dass ein gut gesichertes Haus der beste Schutz gegen Einbrecher ist. „Die Täter versuchen etwa eine Minute in ein Haus zu kommen. Dann geben sie meistens auf“, weiß Brand. Das spiegelt sich auch in der hohen Zahl der Einbrüche wider, bei denen es beim Versuch geblieben ist. Sie liegt bei 46 Prozent.

Bei der neuen Technik, die die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle zeigt, handelt es sich zumeist um normale Videokameras, mal mit 360 Grad Rundumblick, mal mit Infrarot für die Dunkelheit, oft mit Bewegungssensoren. Das „Schmuckstück“ hängt direkt am „Haus im Haus“, dem Vorführgebäude, das die Polizei in den Keller der Wache an der Caffamacherreihe gebaut hat, um Sicherungstechnik demonstrieren zu können. Entwickelt wurde die SL von der Firma Optonaval im Harburger Binnenhafen. Eigentlich ist man dort auf LED-Licht spezialisiert und rüstet Megayachten und militärische Schiffe mit Landehilfen für Hubschrauber aus.

Tresore werden immer beliebter

„Ein Kunde hat uns auf die Idee gebracht, uns mit dem Thema Sicherheit für das Haus zu beschäftigen“, sagt Geschäftsführer Peter Stelljes. Heraus­gekommen ist eine Leuchte in Modulbauweise, in der es Segmente gibt, die voller Sicherheitstechnik stecken. Normale Bewegungssensoren sind mit Thermaltechnik gekoppelt, damit nur Bewegungen von lebenden Objekten und nicht ein schwankender Ast im Garten die Aufzeichnung auslöst. Stroboskopblitze sollen Einbrecher blenden. Die Aufnahmen werden direkt auf das Smartphone oder zum Wachdienst geschickt. Die Lampe selbst ist so konstruiert, dass sie das normale Stromkabel gleich als Datenleitung mitnutzt. „Solche Technik ist innovativ. Sie nützt aber nur, wenn man sein Haus oder seine Wohnung gleichzeitig konventionell sichert“, sagt Wolfgang Brand. „Sonst kann man live über die Kamera zuschauen, wie sein Haus ausgeräumt wird.“

Zur konventionellen Sicherungstechnik gehören auch Tresore. Hier hat man dem Trend Rechnung getragen, dass immer mehr Menschen angesichts von Negativzinsen größere Mengen Bargeld auch im Haus haben wollen.

Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle ist von Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Sie befindet sich an der Caffamacherreihe 4 im Gebäude der Polizeiwache 14. Termine sind nur nach telefonischer Vereinbarung unter T. 4286-707 77 möglich. Die Beratung ist für Privatpersonen kostenlos und, wie Leiter Stefan Meder betont, „unabhängig“. Die Wartezeit beträgt zurzeit vier Wochen.