Hamburg. Im vergangenen Monat wurden Hamburg 448 Menschen zugewiesen. Deutlicher Anstieg von Flüchtlingen aus Russland.

Die Zahl der Flüchtlinge, die Hamburg zugewiesen wurden, ist im Juni erneut gesunken. Zugleich vermeldete der Zentrale Flüchtlingskoordinator am Dienstag einen Anstieg der Flüchtlinge aus Russland. Insgesamt wurden der Hansestadt auf Grundlage des Königsteiner Schlüssels 448 Flüchtlinge zugewiesen. Für 378 Flüchtlinge davon habe man eine Unterbringung zur Verfügung stellen müssen, hieß es. Die anderen seien woanders, beispielsweise bei Familien, untergekommen.

Die meisten Flüchtlinge stammen aus Afghanistan. Ihre Zahl lag im Juni bei 98. Aus Russland kamen 83 Flüchtlinge, aus Syrien lediglich 43 und aus dem Irak 42. Worauf der Anstieg der Flüchtlinge aus Russland zurückzuführen ist und woher die Betroffenen kommen, war zunächst unklar.

Deutlicher Rückgang der Flüchtlingszahlen setzt sich fort

Damit setzte sich im Juni der seit Anfang des Jahres andauernde deutliche Rückgang der Flüchtlingszahlen fort. Im April waren Hamburg 567 Flüchtlinge zugewiesen worden, im Mai 545. Im November vergangenen Jahres hatte ihre Zahl bei mehr als 4000 gelegen. Insgesamt wurden Hamburg in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 6879 Flüchtlinge zugewiesen.

Mitte Juni hatte der Senat seine bisherige Flüchtlingsprognose von rund 40.000 in diesem Jahr auf 14.500 korrigiert. Zuvor hatte sich der rot-grüne Senat trotz bereits sinkender Flüchtlingszahlen dagegen gesträubt, die Prognose anzupassen. Zur Begründung hieß es, es sei noch nicht absehbar, ob nicht doch wieder mehr Menschen den Weg nach Europa wagen würden – angesichts der geschlossenen Balkanroute etwa über das Mittelmeer.

Aufgrund des anhaltenden Rückgangs der Flüchtlingszahlen sind inzwischen erhebliche Überkapazitäten im Bereich der Erstaufnahme entstanden. An den 38 Standorten der Erstaufnahme seien Ende Juni knapp 12.000 Personen untergebracht worden, heißt es in der Mitteilung des Flüchtlingskoordinators. Im Mai war die Zahl der belegbaren Plätze mit rund 20.000 beziffert worden.

Erste Aufenthaltserlaubnis für zwei "Lampedusa"-Flüchtlinge

Unterdessen haben die ersten zwei Flüchtlinge aus der so genannten Lampedusa-Gruppe in Hamburg eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Die Härtefallkommission habe ein Ersuchen über die Fälle von zwei jungen Männern aus Ghana bei der Innenbehörde eingereicht, das nun positiv entschieden worden sei, sagte Anne Harms von der kirchlichen Beratungsstelle „fluchtpunkt“ am Dienstag der Nachrichtenagentur epd. Es sei ein gelungenes Beispiel guter Integration, sagte die Anwältin. „Die beiden sprechen inzwischen fließend Deutsch und arbeiten in Vollzeit.“

Anfang 2013 war eine Gruppe von etwa 300 afrikanischen Flüchtlingen, die aus Libyen nach Italien geflohen und in Hamburg gestrandet war, bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Die St. Pauli-Kirche gewährte bis zu 80 von ihnen ein Jahr lang Unterschlupf, erst in der Kirche, später in Wohncontainern. Laut Dublin-III-Abkommen hätten die Männer für ein Asylverfahren nach Italien zurückkehren müssen. Ende 2013 hatte der Hamburger Senat den Flüchtlingen angeboten, jeden Fall einzeln zu prüfen und gewährte ihnen für die Dauer des Verfahrens eine Duldung.