Hamburg. Mehr als 90 Helfer-Organisationen aus Hamburg haben sich zusammengeschlossen, um mehr Gehör bei Behörden und in der Politik zu finden.

Hamburgs Willkommenskultur hat jetzt eine Stimme: Vertreter von mehr als 90 Hamburger Helfer-Organisationen haben sich am Montag zu einem „Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen“ zusammengeschlossen. Zu der Veranstaltung im Ballsaal des FC St. Pauli kamen rund 300 Teilnehmer aus allen Teilen Hamburgs. Das Plenum wählte unter anderem einen Sprecherrat, der das Bündnis nach außen vertreten wird.

Ein gemeinsames Vorgehen sei dringend notwendig, sagte Joachim Tröstler von „Herberge für Menschen auf der Flucht e.V.“. Angesichts der in Hamburg angekommenen Flüchtlinge „sind wir nicht in einem Sprint, sondern in einem Marathon. Die Flüchtlinge werden mit uns diese Stadt verändern.“ Hunderte von Hamburgern seien in der Flüchtlingshilfe aktiv geworden, arbeiteten in Erst- und Folgeunterkünften und seien dort unverzichtbar geworden. Aber viele der ehrenamtlichen Helfer fänden bei den Behörden, Betreibern der Unterkünfte und in der Politik einfach kein Gehör. „Das soll sich ab heute ändern.“

Voneinander lernen und mehr Druck ausüben

Vertreten waren unter anderem Refugees welcome Karoviertel, Hanseatic Help, Flüchtlingshilfe Harvestehude, Die Insel Hilft, Flüchtlingshilfe Bergedorf, Willkommensbündnis Bahrenfeld, Bieberhaus Hbf, Herberge für Menschen auf der Flucht, Hamburg integriert sowie weitere lokale, kirchliche und soziale Initiativen. Auch das DRK, Johanniter und fördern&wohnen hatten Vertreter entsandt.

Rund um Pinnwände bildeten sich zehn Arbeitsgruppen zu Themen der Flüchtlingsarbeit
Rund um Pinnwände bildeten sich zehn Arbeitsgruppen zu Themen der Flüchtlingsarbeit © Irene Jung

Das Bündnis wolle den Austausch der Initiativen untereinander fördern, um voneinander zu lernen und mehr Druck auszuüben, sagte Johanna von Hammerstein von der Flüchtlingshilfe Harvestehude. Die Ehrenamtlichen leisteten einen enormen Beitrag zur Integration der Geflüchteten. Ihre Erkenntnisse und Optimierungsvorschläge sollen mit dem Bündnis sichtbar und hörbar gemacht werden.

Die Kooperation zwischen Ehren- und Hauptamtlichen muss dringend verbessert werden, forderten Aktive aus den Initiativen. Das Bündnis setzt sich für Leitlinien der Zusammenarbeit ein. Außerdem fordert es eine unabhängige Beschwerdestelle (Ombudsstelle), an die sich Geflüchtete wie auch Ehrenamtliche wenden können, um auf Missstände in den Unterkünften aufmerksam zu machen.

Arbeitsgruppen zu Integration und Bleiberecht

Mit großer Mehrheit lehnte das Plenum unzumutbare Unterkünfte und eine verschärfte Abschiebepraxis ab. Kurzfristig müssten Standards für den Betrieb von Flüchtlingsunterkünften entwickelt werden; Zelte und Baumärkte seien unwürdig, zumal hunderte von Menschen immer noch monatelang auf die Anerkennung ihrer Asylanträge warten müssen. Das Plenum verabschiedete eine entsprechende Zielsetzung sowie einen Aufruf zum Zusammenschluss, in dem es u.a. heißt: „Wir erwarten, als Interessenvertretung zusammen mit den Selbstorganisationen der Geflüchteten von den Behörden und Betreibern als gleichberechtigte Akteure anerkannt zu werden.“

Auf der Veranstaltung bildeten sich rund zehn Arbeitsgruppen u.a. zu den Themen Asyl und Bleiberecht, Patenschaften, Berufliche Integration, zur Spendenlogistik und zur Zusammenarbeit mit Selbstorganisationen der Geflüchteten. Der gewählte siebenköpfige Sprecherrat, in dem verschiedene Initiativen repräsentiert sind, wird in den nächsten Tagen auf einer Pressekonferenz über das Bündnis informieren.

Kontakt (vorläufig): Alexander Weil /Welcome to Wandsbek, Tel. 41 56 22 23, a.weil@hotmail.com