Hamburg. Zahl der Umland-Patienten steigt erheblich. Kurios: Das führt zu geringeren Einnahmen pro Patient. FDP fordert Senat zum Handeln auf.
Es ist eine paradoxe Situation, die das deutsche Gesundheitssystem da hervorruft: Die Hamburger Krankenhäuser leiden unter ihrem Erfolg. Weil sie deutlich mehr Patienten aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein behandeln, gehen ihnen mutmaßlich Millionen an Einnahmen verloren. Grund ist der sogenannte „Mehrleistungsabschlag“. Dahinter verbirgt sich ein fataler Mechanismus.
Vereinfacht gesagt, funktioniert er so: Krankenhäuser bekommen quasi ein Budget zugeteilt, mit dem sie haushalten müssen. Es basiert unter anderem auf Prognosen, wie viele Patienten sie pro Jahr behandeln. Kommen nun deutlich mehr Patienten als gedacht, sinkt das Honorar, das sie pro Patient bekommen. Und abweisen können sie die Kranken nicht.
Hamburger Krankenhäuser mit deutlich mehr Umland-Patienten
In den vergangenen Jahren stetigen Wachstums stieg vor allem die Zahl von Patienten aus anderen Bundesländern. Wie aus einer Senatsantwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage von FDP-Gesundheitspolitiker Wieland Schinnenburg hervorgeht, kommt mittlerweile fast jeder zehnte Patient aus Niedersachsen (9,1 Prozent), sogar jeder fünfte aus Schleswig-Holstein (19,1 Prozent). Die Zahl der vollstationären Krankenhausfälle liegt bei rund 490.000 pro Jahr, vor fünf Jahren waren es noch 457.000. Das hat auch mit dem Ärztemangel und dem sich andeutenden Kliniksterben auf dem Land zu tun. Vor allem aber finden sich in Hamburg medizinische Spezialisten konzentriert an einem Ort.
Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks soll sich für Krankenhäuser einsetzen
Schinnenburg sagte dem Abendblatt, die Hamburger Krankenhäuser würden für ihren Erfolg „bestraft“, die Regelung sei „leistungsfeindlich“. Der Senat teilt in seiner Antwort lediglich mit, die steigende Zahl an Nicht-Hamburgern in den Kliniken „kann ebenso wie eine steigende Anzahl Hamburger Patientinnen und Patienten zu einem Mehrleistungsabschlag führen“.
Das reicht Schinnenburg nicht. „Ich fordere Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks auf, sich auf der Bundesebene für die Abschaffung des Mehrleistungsabschlags einzusetzen.“ Was in anderen Bundesländern gespart werde, müsse Hamburg zugutekommen. Könne man das nicht bewerkstelligen, sollte Hamburg zumindest unter der wachsenden Zahl von Patienten aus dem Umland nicht leiden müssen.