Hamburg. „Zwei neue Urinale, aber sonst hat sich nichts getan“, kritisiert FDP-Politiker Schinnenberg. Es gibt zu wenig Platz für Reisende.

Der FDP-Politiker Wieland Schinnenburg ist für seine markigen Sprüche bekannt. Das lässt ihn hin und wieder übers Ziel hinausschießen. Im Verkehrsausschuss der Bürgerschaft aber brachte er seine Kritik auf die Vorstellung des Senats zur Erweiterung des Hauptbahnhofs auf den Punkt: „Zwei neue Urinale, aber sonst hat sich nichts getan, um die Kapazitäten des Hauptbahnhofs zu erweitern.“ Seit der Vorstellung der Pläne im Januar sei nichts geschehen, so der Verkehrsexperte.

Dabei ist man sich eigentlich parteiübergreifend einig, dass sich etwas tun muss. Die Wege für Reisende im Hauptbahnhof sind überlastet. Auf dem Südsteg, also die Seite gegenüber der Wandelhalle, drängen sich regelmäßig Menschenmassen. Eine halbe Million Menschen nutzen den Hauptbahnhof am Tag. Laut Verkehrsbehörde ist er damit der am meisten frequentierte Bahnhof Deutschlands und europaweit die Nummer zwei nach Paris. Ein Grund, weshalb die Erweiterung nicht in dem dafür nötigen Tempo voranschreitet, ist wohl auch die gescheiterte Olympia-Bewerbung Hamburgs. Auf diese Weise wäre das dafür benötigte Geld schneller nach Hamburg geflossen. Denn nicht nur die Stadt, sondern auch der Bund und nicht zuletzt die Deutsche Bahn beteiligen sich an dem Vorhaben.

Aus Sicht der Verkehrsbehörde ist der zu erwartende Anstieg im Nahverkehr eines der Hauptargumente für die Kapazitätserweiterung. „Hier erwarten wir einen signifikanten Zuwachs. Der wird stärker sein als die vorhandenen Kapazitäten“, sagte Martin Huber, Amtsleiter für Verkehr, im Ausschuss. Im Mittelpunkt der Überlegung steht die geplante S 4 nach Ahrensburg. „Aber hier sehe ich ein großes Fragezeichen“, sagte Schinnenburg. So sei das Projekt im Bundesverkehrswegeplan noch immer nicht als vordringlicher Bedarf eingestuft. „Die Chancen sind gering, dass die S 4 kommt“, so der FDP-Mann.

Das wollte Verkehrsstaatsrat ­Andreas Rieckhof (SPD) dann aber doch nicht auf sich sitzen lassen. „Wir gehen fest davon aus, dass die S 4 kommt.“ Derzeit ist die S 4 noch als potenzieller Bedarf eingestuft. Die Behörde beruft sich darauf, dass die Bewertung noch nicht abgeschlossen sei, da die Gutachter des Bunds ihre Überprüfung noch nicht fertig seien. Dieses Schicksal würden auch andere Infrastrukturprojekte in ganz Deutschland teilen.

Völlig unklar bleibt weiter, wie die Erweiterung des Bahnhofs aussehen wird. Eine angedachte Verlängerung der Fassade in Richtung Süden wäre zwar attraktiv, aber auch extrem teuer.