Hamburg. Fünf Männer und zwei Frauen sollen einen Rocker der verfeindeten Gang mit der Aussicht auf eine heiße Nacht in die Falle gelockt haben.
Wer sich im Landgericht umschaute, sah nicht einen einzigen Rocker, nicht einen Kuttenträger. Auch vor dem Strafjustizgebäude: Weit und breit kein Hells Angel in Sicht.
Dabei stehen seit Montag sieben mutmaßliche Unterstützer – Handlanger – der Höllenengel vor dem Landgericht, weil sie am 2. Januar ein Mitglied der verfeindeten Rocker-Gang Mongols in eine Falle gelockt und übel zugerichtet haben sollen. Vorangegangen war der brutalen Attacke eine sich zuspitzende Auseinandersetzung zwischen den Rocker-Gangs, die am 28. Dezember ihren blutigen Höhepunkt in einer Schießerei auf der Reeperbahn fand. Dabei wurde auch Mongols-Mitglied Hidayet „Hidi“ K. durch einen Schuss verletzt – wenige Tage später sollen dann die nun Angeklagten denselben Mann in die Mangel genommen haben.
Der Mongol-Rocker tappte in eine Sex-Falle
Der Prozess startete unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Am Montag verlas der Staatsanwalt lediglich die Anklage, am Mittwoch können sich die Angeklagten zu den Vorwürfen äußern. Drei von ihnen sind angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung, die übrigen vier stehen wegen Beihilfe vor Gericht. Nach einem weiteren Täter wird noch gefahndet. Das Opfer Hidayet K. soll am 29. Juni vernommen werden.
Laut Anklage soll Georgis L., der Hidayet K. aus dem Gefängnis kannte, via Facebook eine Liebesnacht mit den ebenfalls angeklagten Frauen Tatjana Z. und Jaqueline H. in Aussicht gestellt haben. Mit einem weiteren Angeklagten sollen ihn die drei dann mit einem schwarzen Golf abgeholt und zu einer Kleingartenanlage am Derbyweg gebracht haben.
Dort schnappte die Falle zu: Drei maskierte Männer stürmten mit einer Schusswaffe in die Laube, stürzten sich auf den Mongols-Rocker – laut Staatsanwaltschaft handelte es sich bei den Angreifern um die Brüder Daniel und Dennis P. sowie Bengi G. Sie sollen den Mann mit einem Schlagring malträtiert, ihn getreten und mit einem Messer verletzt haben. Als sich der Rocker nicht mehr rührte, sollen sie ihn gefesselt, mit einem Auto in die Schimmelmannstraße gefahren und ihn dort schwer verletzt zurückgelassen haben.
Nach einer harten Offensive der Polizei gegen Angehörige beider Rocker-Gangs ist es um die Hells Angels und die Mongols deutlich ruhiger geworden. Innerhalb weniger Wochen gab es 15 Razzien; die Beamten durchsuchten 40 Objekte und vollstreckten neun Haftbefehle. Dabei beschlagnahmten sie Schusswaffen, Elektroschocker, Macheten und sogar eine komplette Kfz-Werkstatt. Aktuell steht noch der ehemalige Chef der Mongols, Erkan U., wegen Drogenbesitzes und Verstoßes gegen das Waffengesetz vor Gericht.