Hamburg. Stürme, Starkregen und Großbrände: Die älteste Versicherung der Welt macht wegen ungezählter Schäden wieder Verlust.

Stürme, Starkregen und Großbrände: Es lief nicht gut für die Hamburger Feuerkasse im vergangenen Jahr. Die Schadenaufwendungen der ältesten Versicherung der Welt stiegen um 40 Prozent auf 102,6 Millionen Euro. Zum zweiten Mal in Folge gibt es einen Verlust. Der Jahresfehlbetrag liegt bei 0,9 Millionen Euro und wäre noch höher ausgefallen, wenn die Provinzial NordWest Holding, zu der die Feuerkasse zu 100 Prozent gehört, nicht schon vorher rund vier Millionen Euro an Verlusten aus dem Versicherungsgeschäft übernommen hätte.

Das hat nun auch Konsequenzen für den 1676 gegründeten Versicherer und seine rund 200 Mitarbeiter. Zwar bleibt das Unternehmen formal eine AG, wird aber noch stärker als bisher in die Provinzial NordWest Holding integriert, zu der auch die Provinzial Nord Brandkasse in Kiel gehört, ein weiterer Gebäudeversicherer der öffentlich rechtlichen Versicherungsgruppe, deren Eigentümer Sparkassen sind. „Man will auf die bekannte Marke nicht verzichten“, sagt Hans-Jürgen Klempau von der Gewerkschaft Ver.di. Zwar werde nicht der Fehler wie bei anderen Versicherern gemacht, die Marken wie Volksfürsorge einfach aufgegeben haben, aber hinter den Kulissen werde kräftig rationalisiert. Der Konzernchef Wolfgang Breuer sieht die regionalen Marken und die Marktnähe in den Regionen als unabdingbar für den Erfolg an.

Führung streitet potenziellen Personalabbau ab

Die Risiken aus dem Versicherungsgeschäft muss die Hamburger Feuerkasse jetzt nicht mehr selbst managen, sie werden von der Holding übernommen. „Diese Maßnahme dient der Stärkung der Hamburger Feuerkasse“, sagt Christoph Prang, Sprecher des Unternehmens. Praktisch wird der Hamburger Versicherer aber zu einer Vertriebseinheit. Auch die eigenen Produkte verschwinden. In der Wohngebäudeversicherung werden zwar aktuell noch Feuerkassenpolicen angeboten, aber im nächsten Jahr werden auch in dieser Sparte konzerneinheitliche Produkte verkauft, sagt Prang.

In der Hausrat-, Haftpflicht- und Unfallversicherung werden bereits einheitliche Produkte vertrieben. „Wir sind aber weiterhin an der Entwicklung der Policen beteiligt“, sagt Prang. Ein Personalabbau sei nicht geplant. Das sieht allerdings der Betriebsrat anders. „Wir gehen davon aus, dass es in Hamburg einen Stellenabbau geben wird“, sagt Ralf Neidhardt, Vorsitzender des Betriebsrats der Hamburger Feuerkasse. Gerade erst ist im Konzern das Programm „Nordwest 2018 – Stark für die Regionen“ angelaufen. Das Ziel sind Synergien, heißt es offiziell. Deshalb fürchtet Neidhardt weitere Einschnitte für die Beschäftigten.

Einen eigenständigen Vorstand hat die Hamburger Feuerkasse seit Anfang März nicht mehr. Ein Vorstandsgremium führt mehrere Versicherer gleichzeitig. Aus dem zweiköpfigen Vorstand der Feuerkasse wechselte Stefan Richter in diesen Vorstand, der jetzt die Brandkasse, die Westfälische Provinzial und den Konzernvorstand führt. Der andere bisherige Vorstand Stephan Lintzen ist jetzt Landesdirektor der Feuerkasse. „Es muss sich erst noch zeigen, wie der neue Vorstand die Interessen des Standortes Hamburg vertritt“, sagt Neidhardt. Jedenfalls residiert kein Vorstandsmitglied mehr in der Hansestadt.

Große Sorge angesichts der Großbrände

Und: Hinter der Feuerkasse liegt ein besonders schadenlastiges Jahr. Allein die fünf Stürme im ersten Halbjahr 2015 führten zu 13.000 Schäden, im Vorjahr waren es nur knapp 2000 gewesen. Zudem gab es 76 Großschäden mit einer Schadensumme von mehr als 100.000 Euro, zehn Schäden kosteten sogar mehr als eine Million Euro. Besonders spektakulär, gefährlich und kostenintensiv war der Großbrand des Hochbunkers in Rothenburgsort und der Brand der Veranstaltungsbühne auf dem Spielbudenplatz „Mit großer Sorge beobachten wir die Entwicklung bei den Großbränden“, sagt Lintzen. „Seit drei Jahren verzeichnen wir hier einen deutlichen Anstieg.“ Auch gibt es eine Zunahme bei Dachstuhlbränden in Mehrfamilienhäusern und bei Reetdachhäusern.

Die gestiegenen Schäden führten zu Beitragsanpassungen. Im Neugeschäft stiegen die Prämien in der Wohngebäudeversicherung Anfang des Jahres um 6,7 Prozent. Bei den Bestandsverträgen wurden die Prämien letztmalig 2014 um fünf Prozent erhöht. Die Beitragseinnahmen stiegen 2015 um 5,6 Prozent auf 116 Millionen Euro. Rund 65 Prozent der Hamburger Gebäudeeigentümer haben ihre Immobilie bei der Hamburger Feuerkasse versichert.