Hamburg . Das Aus kommt nach fast 60 Jahren. Und doch ist die Lenffer-Geschichte mit der Schließung des Geschäfts noch nicht zu Ende.

Es ist das Ende eines der bekanntesten Hamburger Geschäfte. Das Traditionsunternehmen Lenffer am Großen Burstah, eine der ersten Adressen für feines Porzellan in der Hansestadt, schließt an diesem Sonnabend für immer seine Pforten. Damit endet auch der Räumungsverkauf, der Ende März begonnen hatte. Seit dem Jahr 1978 hatte Lenffer seinen Sitz am Großen Burstah.

Das Insolvenzgericht wird nach Abendblatt-Informationen voraussichtlich am 16. Juni das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Lenffer UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, vertreten durch die RID Interior UG (haftungsbeschränkt), eröffnen. Diesen voraussichtlichen Eröffnungstermin bestätigte der vom Gericht eingesetzte Gutachter und vorläufige Insolvenzverwalter Andreas Romey auf Anfrage.

Offensichtlich können die Gläubiger nicht damit rechnen, dass sie allzu viel ihres Geldes wiedersehen. „Die ungesicherten Insolvenzgläubiger können nur mit einer geringen Quote auf ihre Forderungen rechnen“, sagte Romey dem Abendblatt. Wie berichtet, war das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Geschäftsführer Laurenz Lenffer hatte für die Lenffer UG & Co. KG, die Inhaber des Ladengeschäfts am Großen Burstah ist, im Februar nach eigenen Angaben das Schutzschirmverfahren beantragt.

Eine arabische Prinzessin sollte das Geschäft retten

Zunächst war der Kaufmann, der einst das Geschäft von seinem Vater übernommen hatte, noch voller Optimismus. Lenffer hatte große Pläne und berichtete von einer geheimnisvollen arabischen Prinzessin aus der Herrscherfamilie von Katar. Die Prinzessin sollte sich an der neu gegründeten LPS Lenffer Product & Services GmbH – als Geschäftsführerin ist Gabi Lenffer, Ehefrau von Laurenz Lenffer eingetragen – beteiligen. Es waren verschiedene Investitionsmodelle im Gespräch. Eigentlich sollten im April in Katar die Verträge unterschrieben werden – das hatte Lenffer damals dem Abendblatt gesagt. Doch daraus wurde nichts.

Durch das finanzielle Investment der Prinzessin sollten auch die 31 Arbeitsplätze der Lenffer-Beschäftigten gerettet werden, die von der neuen LPS übernommen werden sollten. Von diesem Plan ist nicht viel übrig geblieben: „Wir werden nur wenige Arbeitsplätze erhalten können, die restlichen Mitarbeiter werden von der Käufergesellschaft nicht übernommen“, sagt Insolvenzverwalter Romey. Nach Abendblatt-Information können wohl nur bis zu sechs Angestellte von der LPS übernommen werden.

Doch die Lenffer-Geschichte ist mit der Schließung des Geschäfts am Großen Burstah noch nicht zu Ende. Demnächst soll es von der LPS Lenffer Product & Services GmbH einen Showroom am Rödingsmarkt 20 für das Verkaufs- und Projektgeschäft geben. Der Mietvertrag soll bereits unterzeichnet worden sein. Die LPS hat auch ein Kaufangebot für Teile des Inventars aus dem Ladengeschäft am Großen Burstah abgegeben. Die Gläubigerversammlung, die in vier bis acht Wochen vom Gericht einberufen wird, muss allerdings über dieses Kaufangebot noch abstimmen: „Nachdem finanzstarke Investoren abgesprungen sind, konnte eine kleine und gute Lösung erzielt werden. Es wird jedoch ein Arbeitsplatzabbau nicht zu vermeiden sein“, sagt Romey.

1958 ging es mit einem Tapeziertisch los

Welchen Stellenwert Lenffer für die Hamburger hat, zeigte sich beim Räumungsverkauf: „Das Geschäft war so stark frequentiert, wie in den guten alten Zeiten oder wie in der Weihnachtszeit. Es wurden wöchentliche Umsätze im deutlich sechsstelligen Bereich erzielt. Obwohl wir teilweise die Waren mit Rabatten nur knapp über dem eigenen Einkaufswert verkaufen“, sagt der Insolvenzverwalter.

Den Grundstein für das Unternehmen hatten die Eltern von Laurenz Lenffer 1958 mit einem Tapeziertisch auf dem Fischmarkt gelegt, auf dem sie Porzellan verkauften. 1978 wurde das Geschäft am Großen Burstah eröffnet und Laurenz Lenffer übernahm das Unternehmen 1996 von seinem Vater Lothar. Sohn Laurenz wollte expandieren: Er eröffnete einen Laden im
Alstertal-Einkaufszentrum, der 2006 geschlossen wurde. Die Verkaufsfläche im Alsterhaus wurde 2009 aufgegeben. Nun geht die Ära Lenffer zu Ende – zumindest am Großen Burstah.

Dass Hamburger Traditionsunternehmen in Schwierigkeiten geraten, ist keine Seltenheit: Im Sommer vergangenen Jahres musste für die Schreibwarenkette Schacht&Westerich Insolvenz angemeldet werden. Das Haupthaus im Hanse-Viertel musste im Dezember 2015 schließen.

Der bisherige Geschäftsführer Thomas Rasehorn, der die Insolvenz für die Schreibwarenkette anmelden musste, stieg erneut als Chef und Investor bei seiner Firma ein. Drei Filialen führt er als Geschäftsführer weiter, und zwar in Wandsbek, im Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) und im Elbe-Einkaufszentrum (EEZ).