Hamburg. Mit Annegret Struck ging jetzt eine der dienstältesten Hamburger Beamtinnen in Pension. Sie erlebte zwölf Senatoren in 45 Jahren.

Es gab kaum einen Werktag, an dem Annegret Struck nicht in „die Behörde“ ging. Sie meint damit jene Institution, der sie 45 Jahre und elf Monate gedient hat und die jetzt unter Rot-Grün Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation heißt. Seit einigen Wochen ist die 65 Jahre alte Regierungsdirektorin im Ruhestand und gerade dabei, sich neu zu finden.

Denn ihre Karriere von der Abiturientin bis in den höheren Dienst hatte sie voll und ganz der Behörde und dem Wohl der Stadt gewidmet. Die Bürgermeister kamen und gingen in dieser Zeit – zum Beispiel Herbert Weichmann, Henning Voscherau und Ole von Beust. Aber eine blieb: Annegret Struck aus Harvestehude. Mit ihr ging jetzt eine der dienstältesten Hamburger Beamten in Pension. Es ist gerade mal ein Prozent der Beschäftigten in den Hamburger Behörden, das pro Jahr ihr 40. Dienstjubiläum feiert. Im Durchschnitt gehen die Mitarbeiter mit 63 Jahren in den Ruhestand.

Annegret Struck, in Harvestehude geboren, erinnert sich noch gut an den Tag ihrer Bewerbung. Es war der 31. März 1970. Die damals 19-Jährige hatte gerade das Abitur in der Tasche und wollte im öffentlichen Dienst eine Ausbildung beginnen.

Sie war persönliche Referentin der Senatoren Krupp und Rittershaus

Während Schulabsolventen heutzutage wochenlang auf eine Nachricht ihres potenziellen Ausbildungsbetriebs warten müssen, bekam die junge Frau prompt eine Zusage. Annegret Struck schließt für einen Moment die Augen und nennt zwölf Senatoren, unter denen sie diente. Sie erwähnt Helmut Kern genauso wie Wilhelm Nölling, Jürgen Steinert, Volker Lange, Professor Hans-Jürgen Krupp und Erhard Rittershaus. Thomas Mirow, Wirtschaftssenator von 1997–2001, bezeichnet sie als „beeindruckende Persönlichkeit“. Mit Volker Lange (1982–1987) verbindet sie Pragmatismus, aber auch Unentschlossenheit, an Gunnar Uldall gefiel ihr dessen Volksnähe. „Und die stets gute Laune“, fügt sie hinzu.

Im Rückblick erwies sich die Wirtschaftsbehörde für die Staatsdienerin als Glücksfall. „Neben der Büroarbeit konnte ich immer wieder Außentermine wahrnehmen und sehr viel von der Stadt kennenlernen“, sagt sie. „Die Arbeit in der Sozialbehörde hätte ich dagegen manchmal als bedrückend empfunden.“ Erst arbeitete Annegret Struck nach ihrer Ausbildung als Regierungsinspektorin in der damals „Hafendirektion“ genannten Abteilung.

Heute genießt die Pensionärin den Freiraum

Es folgten Verwendungen in der Landesgenehmigungsbehörde für den innerdeutschen Handel – und Dienstreisen in die Messestadt Leipzig. Ende der 1980er-Jahre war die Beamtin inzwischen zur Oberregierungsrätin aufgestiegen. Es begann für sie ein ganz neuer Lebensabschnitt im Rheinland: In der Landesvertretung Hamburgs in Bonn. 1992 kehrte sie vom Rhein an die Elbe zurück. Ihr Leben für die Behörde fand nun Gestalt als persönliche Referentin der Wirtschaftssenatoren Hans-Jürgen Krupp und Erhard Rittershaus.

Jetzt genießt die Pensionärin den Freiraum. Im Sommer plant sie einen Opernbesuch in Bayreuth. Nur Sport zu treiben – das mag sie nicht. „Ich wohne in einem der Grindelhochhäuser im 13. Stock. Täglich 200 Stufen zu steigen, das hält mich fit.“